0835 - Im Kreisel der Angst
sich zu einem Entschluß durchgerungen. Der sah so aus, daß er Bill anschaute und dabei zwei kleine Schritte nach vorn ging, ohne daß ein Geräusch zu hören war. Suko schien den Boden gar nicht berührt zu haben. Durch die leicht gebückte Haltung geriet er in den Lichtschein der Kerzen, und Bill sah jetzt die dünnen Rauchschwaden, die durch den Schein geisterten.
Sie hatten sich von den Schalen abgesondert, die in allen vier Ecken des Raumes ihren Platz gefunden hatten. Dort brannte irgendein Zeug, das so widerlich war und zu dieser gespenstischen Szene dazugehören mußte.
Suko bewegte seinen Mund, als er in die Nähe der dünnen Schwaden geraten war. Er schnappte danach, so zumindest kam es dem Reporter vor. Er trank den Rauch, als sollte genau der ihm ein nötiges Lebenselixier geben. Diese eigentlich harmlose Bewegung machte dem Reporter Angst. Sie gab ihm bekannt, daß Suko ein anderer geworden war, der jetzt fremden Gesetzen diente.
Bill Conolly hörte das Knurren trotz des geschlossenen Mundes. Es klang gefährlich, war mit dem eines Raubtiers zu vergleichen, das kurz vor einem Angriff stand.
Dann schaute Suko auf das Messer.
Dabei lächelte er.
Sein Gesicht spiegelte sich in der Klinge und war wahrscheinlich verzerrt. Genauso wollte er es haben. Das Messer machte ihn noch gefährlicher, und Bill wußte nicht, was er mit dieser Waffe getan hatte, nur konnte er sich vorstellen, daß der Inspektor sie auch gegen ihn einsetzen würde.
Suko drehte den Arm.
Die Klinge zeigte mit ihrer Spitze auf Bill, der trotzdem stehenblieb und nicht einen Schritt zurückwich. Er mußte sich schon zusammenreißen, um eine Frage zu stellen, aber er schaffte es, und darüber war er froh.
»Was hast du mit der Waffe vor, Suko? Willst du mich umbringen? Mich killen?«
Keine Antwort.
»Sag es!«
Suko schwieg.
Bill zog die Pistole. Er hatte nicht die Goldene Pistole eingesteckt, diese ultimative Waffe, die auch Suko vernichtet hätte, denn der Schleim fraß alles Leben. Bill hätte nicht gezögert, sie einzusetzen, denn in Sukos Augen schimmerte die kalte Mordlust. Das waren die Augen eines anderen, nicht mehr die eines Freundes.
Der Reporter richtete die Mündung auf Sukos Brust. Er erhoffte sich davon ein Zurückweichen, das tat der Inspektor nicht. Er ignorierte die Mündung und ging weiter.
Jeden Schritt setzte er langsam und vorsichtig, als wollte er den schmutzigen Boden nicht berühren.
So wie er ging man eigentlich nur durch Wasser, und Bill spürte einen Schauer nach dem anderen auf seinem Rücken.
Die Furcht bohrte sich in seinen Magen. Es war Zeit vergangen, doch eine Lösung war nicht in Sicht. Es lief alles auf die Konfrontation hinaus, die mit dem Tod enden konnte.
»Verdammt, sei vernünftig!« Suko war es nicht, er ging weiter. »Hör auf!«
Die Antwort war ein böses Grinsen.
Bill maß die Entfernung ab. Er verfluchte sich mittlerweile, die beiden allein verfolgt zu haben.
Wenn John Sinclair bei ihm gewesen wäre, hätte alles anders ausgesehen. Sie wären zu zweit gewesen und hätten Suko überwältigen können.
So war Bill auf sich allein gestellt. Er wußte auch, wie überlegen ihm Suko an Körperkräften war.
Wer überlebte? Wer starb?
Bill wollte es nicht. Er schrak zusammen, als Suko seinen rechten Arm etwas heftig bewegte. Die blanke Klinge warf einen Reflex, der auch Bills Augen nicht verschonte.
Er ging zurück.
Suko kam vor.
Wieder hob Bill die Waffe an. Er mußte endlich sprechen. Worte, die ihm sonst leicht über die Lippen kamen, wurden nun zur Qual. Er suchte regelrecht nach ihnen, ohne sie richtig finden zu können. Als er sie aussprach, kamen sie ihm wie Sprechblasen vor.
»Verdammt noch mal! Ich sage dir…«
Suko hob den Arm an.
Er wollte die Klinge werfen. Sie würde schräg von oben nach unten rasen und Bills Körper treffen.
Da feuerte er.
Nein, er schoß nicht direkt auf Suko. Das brachte er einfach nicht übers Herz. Er hatte die Waffe im letzten Moment nach rechts gezogen und an Suko vorbeigezielt.
Der Schuß hörte sich überlaut an. Das Ende wetterte zwischen den Wänden, es tanzte in Bills Ohren und dicht unter der Decke schlug das Geschoß ein.
Obwohl Bill nicht getroffen hatte, zeigte die Reaktion doch eine bestimmte Wirkung.
Suko war irritiert. Er ging nicht mehr weiter, sein Arm sank etwas ab, und er selbst schaute gegen die Decke, als würde er das Geschoß dort suchen wollen.
Zum erstenmal seit einiger Zeit atmete Bill durch. Hatte er durch
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