0837 - Aibon-Blut
hinein.
Glenda konnte nicht mehr hinschauen. Zwar glaubte sie nicht, daß diese Gestalt ein Mensch war, aber sie hatte zumindest so ausgesehen, und das bekam sie nicht in die Reihe.
Das Grauen war wie ein Stoß in den Magen. Es wühlte sie auf, es ließ sie weinen, es nahm ihr die Kraft, und sie spürte in den Knien das heftige Zittern.
Glenda mußte sich an die Wand lehnen, um nicht zusammenzubrechen, was auch die beiden Männer in Grau sahen. Es war bestimmt keine Hilfsbereitschaft, als sie zugriffen und Glenda stützten.
Sie wurde von zwei Seiten in die Höhe gezogen, und sie stand jetzt zwischen den Bewohnern, dabei so gedreht, daß sie nach draußen schauen konnte.
Die Feuer kriegten Nachschub, sie leuchteten und konnten trotzdem die Düsternis der Szene nicht vertreiben.
Ein letztes Schlucken.
Glenda hatte nicht hinsehen wollen, doch es ging zu schnell. Sie konnte an den Bewegungen des Vogelhalses verfolgen, wo sich die Reste der Beute befanden.
Dann war es vorbei!
Und die anderen hatten nichts getan, sie hatten nicht mal den Versuch eines Eingreifens unternommen. Sie ergaben sich in ihr Schicksal. So grausam es sich anhörte. Alles, was sich auf dem Platz bewegte, war nicht mehr als Vogelfutter.
Bei diesem Gedanken stieg Übelkeit in Glenda hoch. Der Magen drückte, für einen ziemlich langen Moment verschwamm die Umgebung draußen vor ihren Augen. Sie hätte sich aus eigener Kraft nicht auf den Beinen halten können, aber das waren die beiden Hüter, die nicht zuließen, daß sie zu Boden fiel.
Die Männer in Grau waren sicherlich keine Menschenfreunde. Sie hatten einen bestimmten Auftrag, und das erklärten sie ihr auch. Sie sprach mit Stimmen, die sich irgendwie künstlich anhörten, flüsternd, trotzdem hart und abgehackt.
Sie erklärten Glenda, daß sich ihr Freund nicht um sie gekümmert hatte.
»Wer? John…«
»Ja.«
»Aber…«
Jetzt redete der an ihrer linken Seite. »Er hat Zeit genug gehabt, unseren Wunsch zu erfüllen. Er hat es nicht getan. Noch immer ist die Familie verschwunden und wird anderen über unser Reich berichten können. Das werden und wollen wir nicht hinnehmen, deshalb wird er durch dich, Glenda Perkins, büßen.«
Sie stellte keine Fragen mehr, denn sie brauchte nur den Kopf zu heben, um erkennen zu können, was sie erwartete.
Der Monstervogel lauerte schon!
Er hatte sich zum Eingang des Stollens hingedreht, und Glenda schaute direkt gegen den halb geöffneten Schnabel, in dem die rote Zunge zuckend tanzte.
Die ungewöhnlichen Druidengestalten mit ihrer druidenartigen Haut bewegten sich nicht mehr. Sie alle schauten zum Vogel und auch zum Eingang des Stollens hin, denn sie wußten, daß es bald ein besonderes Ritual geben würde.
Selbst die kleinen Monstren standen still. Niemand kümmerte sich mehr um das Feuer. Sie bildeten den Halbkreis im Hintergrund und sorgten für das nötige Totenlicht.
Als Glenda Perkins dies alles wahrnahm, kam ihr erst recht zu Bewußtsein, was man mit ihr vorhatte. Plötzlich wollte sie nicht mehr. Sie stemmte ihre Hacken gegen den rissigen Boden, erzielte auch einen kleinen Erfolg, aber die Griffe der beiden Bewohner lockerten sich nur für einen Augenblick, dann faßten sie wieder härter zu, und Glenda Perkins wurde weitergeschoben.
Sie atmete heftig und kriegte bei jedem Atemzug mehr Angst. Es gab keine Chance mehr für sie, der Druck verstärkte sich immer mehr.
Flucht- Flucht…
Aber wie?
Die beiden Männer in Grau schoben sie weiter. Aibon kannte kein Pardon, es war gnadenlos, und seine Schergen haßten die Menschen wie der Teufel das Weihwasser.
Noch ein taumelnder Schritt, und sie hatten zu dritt den Stollen verlassen.
Nichts mehr schützte Glenda. Keine Wände, die ihr diesen Schutz suggeriert hatten, hier lag jetzt alles frei, und der Tod lauerte in zahlreichen Facetten.
Der Riesenvogel glotzte auf sie nieder. Er mußte seinen häßlichen Schnabel nach unten bewegen, um Glenda anschauen zu können. Zum erstenmal sah sie seine Augen aus der Nähe.
Sie waren starr, sie waren kalt und trotzdem irgendwo bunt, denn in das blasse Weiß hinein hatten sich rötliche und auch grüne Äderchen gedrängt, die ein bestimmtes Muster bildeten. Der Schnabel öffnete sich noch weiter.
Glenda sah die widerliche Zunge, sie ekelte sie an, und aus dem offenen Maul drang ihr ein Gestank entgegen, der sie an Aas erinnerte.
Von der rechten Seite her flüsterte ihr jemand ins Ohr. Und diese Worte entsprachen einer schrecklichen
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