0838 - Paradies der Feuerflieger
Mitsino umzugehen. „Es ist ganz einfach, sage ich euch", antwortete der Allerälteste. „Wir nehmen Looja mit zum Fuß des Felsens. Wir werden vier sein, wenn die Götter kommen, um uns abzuholen."
Geraune und Gemurmel entstand rings um den großen Tisch. „Aber die Götter haben gesagt, jeder Stamm darf nur drei Männer schicken!" gab einer zu bedenken. „Das ist richtig", antwortete Mitsino. „Wir werden den Göttern erklären, daß einer von uns vieren ein Toboai ist und daß sie dafür am Burgfelsen der Toboai nur zwei Leute mitnehmen sollen."
„Werden die Götter sich darauf einlassen?" wurde zweifelnd gefragt. „Man muß nur zu ihnen sprechen", erklärte Mitsino.
Damit war aller weiteren Diskussion der Boden entzogen. Die Versammlung der Ältesten entschied, daß Looja, der Allerälteste des Stammes der Toboai, mit den drei Vertretern der Iti-Iti am Fuß des Burgfelsens Aufstellung nehmen solle, wenn die Götter kamen, um die Leute abzuholen.
Und dann, als die Ältesten abermals bereit waren, den Saal zu verlassen und zu ihren Quartieren zurückzukehren, geschah das völlig Unerwartete. Looja, der Allerälteste der Toboai, trat auf Mitsinos steinernen Thron zu. Er machte eine tiefe Verneigung. Dann entfaltete er die Schwingen und faltete sie nach vorne, so daß sie den Leib bedeckten. Die Ältesten der Iti-Iti hielten den Atem an, denn das war die Geste der bedingungslosen Unterwerfung,, wie der Anführer eines feindlichen Stammes nach einer verlorenen Schlacht sie machen würde.
Looja verbeugte sich abermals, und in gebeugter Haltung erklärte er mit lauter Stimme: „Hört mich, Looja, den Allerältesten des tapferen Stammes der Toboai! Ich kam hierher, um euer Gast zu sein und dem mächtigen Mitsino, der mit den Göttern spricht, zu huldigen. Ich hätte guten Grund zu glauben, daß ich mit ihm auf ein und derselben Stufe stehe. Denn er ist Allerältester eines tapferen Stammes, ebenso wie ich. Hiermit aber gebe ich zu wissen, daß der mächtige Mitsino weit über mir steht - und weit über allen anderen Allerältesten, die ich kenne. Er ist mächtig, gütig und ein Freund der Götter.
Er ist wahrhaft der Älteste unter den Allerältesten!"
Mitsino aber saß, als hätte ihn der Blitz getroffen. Jahrelang hatte er intrigiert, verraten, betrogen, geheuchelt und sogar gemordet, um seine Stellung zu erringen, zu festigen und zu verteidigen. Und hier wurde ihm der höchste aller Triumphe zuteil, ohne daß er dafür auch nur einen Finger hätte krümmen müssen!
*
Von Bord der TIBOR, einem der beiden Großkampfschiffe, die Gru-kel Athosien auf Luna hatte bauen lassen, um sie dann nach Goshmos Castle zu schicken, meldete sich Kherub Palm. „Die Einschiffung ist abgeschlossen. Wir sind starbereit."
Ein wenig müde blickte ihm Clau-dio Ektem auf dem Bildschirm entgegen. „Hat es Schwierigkeiten gegeben?"
„Kaum welche. Die PTP-Anwei-sungen sind überall verstanden und befolgt worden. Wir haben Vertreter aller einhundertundzwölf Stämme an Bord."
„Von jedem drei Mann?"
„Von einem sogar vier."
„Wieso?"
„Der Allerälteste der Toboai war zu Besuch bei den Iti-Iti. Deren Allerältester schloß messerscharf, daß die Toboai ihren Allerältesten als ersten Vertreter gewählt hätten, wenn er zu Hause gewesen wäre. Also brachte er ihn mit. Er redete unseren Leuten ein, sie brauchten dafür von den Toboai nur zwei Mann mitzunehmen. Wir gingen darauf ein. Allerdings waren die Abholer inzwischen schon längst beim Toboai-Fel-sen gewesen und hatten dort ebenfalls drei Vertreter mitgenommen." Ektem winkte ab. „Macht keinen Unterschied", meinte er. „Es hat ohnehin jeder Stamm nur eine Stimme."
„Die Sache wird unter den Mucie-rern als großer persönlicher Erfolg von Mitsino gefeiert. Es ist der Allerälteste der Iti-Iti. Du kennst ihn."
„Ja, ich kenne ihn. Hält sich für einen großen Schlaukopf. Meint wahrscheinlich, er könne selbst die Götter übers Ohr hauen."
„Ich würde es ihm zutrauen", lachte Palm. Gleich darauf wurde er ernst. „Wir starten in achtzehn Minuten.
Rückkehr wahrscheinlich nach einhundert bis einhundertundzwan-zig Stunden."
„Dehnt die Sache nicht über Gebühr aus", riet ihm Claudio Ektem. „Mir schwant, als könnte ich euch hier in Kürze bald gut gebrauchen."
„Sorgen?"
„Ich traue den Terranern nicht über den Weg. Ich fürchte, sie werden allmählich unruhig. Wenn ich an Athosiens Stelle wäre, gäbe ich mir mehr Mühe, sie informiert zu
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