0838 - Welt ohne Himmel

Titel: 0838 - Welt ohne Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Krämer

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Geschichte… und die seines Volkes:
    Sie waren die Carrier.
    Die ungezählten Stränge des Volkes durcheilten das Weltall.
    Sie brachten, sie holten - und niemals wurde ein Kontrakt gebrochen.
    Sie lebten und arbeiteten auf und mit ihren Silberinseln.
    Doch ihr Leben war auch Kampf. Zu wertvoll war oft das Gut, das sie mit sich führten.
    Oft wurden sie zu Gejagten, gehetzt und attackiert von Dieben und Mördern.
    Gejagtes Wild, das hart zubeißen konnte, wenn man ihm zu nahe kam.
    Und manch ein Strang verdorrte lieber, ehe er dem Feind das Gut hinter den Pforten übergab.
    Höre und lerne: Dies ist der Strang des Orboch, gezeugt von Gaaln, freigesetzt durch Bernwa.
    Kontrakt 1 - Gut von Tain nach Eloj 7.
    Kontrakt 2 - Gut von Eloj 7 nach…
    Hobbler erwachte wie aus einer Trance, als der alte Wodlog ihn heftig bei den Schultern fasste und schüttelte. Der Gangläufer friemelte umständlich in seinen Ohren herum, bis er die weichen Teilchen endlich entfernt hatte. Fragend sah er Wodlog an. Der Alte lächelte - ja, tatsächlich, das war ein freundliches Lächeln. Hobbler hatte schon gedacht, außer Feixen und Grinsen gäbe es keine weitere Mimik in dem zerfurchten Gesicht Wodlogs.
    »Du hast erst einmal genug gehört«, sagte er Alte. »Was nun folgt, das würde dich nur unnötig verwirren. Die ganzen Kontrakte werden aufgezählt. Gut von… Gut nach… Eine Chronik der Wege, die diese Insel zurückgelegt hat. Mehr nicht.«
    Hobbler nickte mechanisch, doch er verstand nicht. Nichts hatte er wirklich verstanden. Die Stimme in seinen Ohren hatte ihn tief berührt, hatte von seinem Volk und dessen Herkunft gesprochen. Doch die Worte…
    »Wodlog, was sind Stränge, was Inseln? Vor allem: was ist Weltall?« Der Alte wies zur Tür. »Das kann man nicht erklären, Junge. Komm mit mir, dann werde ich es dir zeigen. Obwohl ich mir nicht sicher bin, dass du den Anblick verkraften wirst.«
    Zunächst einmal hatte Hobbler den Schock zu bewältigen, als. Wodlog ihn in den riesigen Raum führte, der sich nur unweit des kleinen Zimmers befand.
    Was der Junge da vor sich sah, war nichts weiter als eine Kopie dessen, was er das große Geheimnis nannte - sein Geheimnis, das er wie den größten aller Schätze gehütet hatte. Alles, was Hobbler auf seiner Ebene hinter den Gangwänden vorgefunden hatte, war dunkel und Angst erzeugend gewesen. Bis er plötzlich das schwache Licht am Ende des lichtlosen Ganges entdeckt hatte. All seinen Mut hatte es gebraucht, doch Hobbler überwand seine Furcht. Und je näher er dem Licht kam, desto mehr schwand auch die namenlose Furcht in ihm. Das Licht war nur ein Schimmer, der durch einen breiten Spalt fiel, den eine nicht völlig geschlossene Tür entstehen ließ.
    Mit ganzer Kraft hatte Hobbler die Tür aufgedrückt, bis er seinen schmächtigen Körper durch die Öffnung quetschen konnte. Der Raum war nicht gut ausgeleuchtet, doch Hobbler konnte problemlos Einzelheiten erkennen. Ein Pult beherrschte den Saal, dessen Ausmaße alles übertrafen, was Hobbler in den Gängen gesehen hatte. Rund um das halbkreisförmige Pult waren gut gepolsterte Sessel befestigt - immer direkt vor einem der großen Bildschirme, von denen gut ein Drittel zerstört war. Rohe Gewalt? Vielleicht auch einfach natürlicher Zerfall. Hobbler war es gleichgültig, denn die aktiven Bildschirme zeigten in bestechend scharfen Bildern die Gänge!
    Aufgeregt war der Gangläufer von Platz zu Platz gelaufen. Das Prinzip hatte er rasch durchblickt. Die Bilder wechselten in Abständen von nur wenigen Herzschlägen. Was er hier zu sehen bekam, das war eine Rundreise durch seine Welt; Ebene nach Ebene wurde erfasst.
    Langsam begriff Hobbler, was er hier gefunden hatte. Es war die Zentrale seiner Heimat, das Kontrollzentrum der Silberwelt. Wer hier in alten Zeiten diese Kontrollen ausgeführt hatte, konnte er sich nicht vorstellen. Doch ihm war klar, welche Macht in diesem Raum lag. Wer ihn geschickt zu nutzen wusste, der konnte sicher zu einem der reichsten und bedeutendsten Männer dieser Welt werden. Kontrolle pur - die Möglichkeiten waren unerschöpflich.
    Damals hatte Hobbler noch keine Vorstellung gehabt, wie er das Geheimnis für sich nutzen konnte. Er hatte Zeit, alles würde sich ergeben. Nur eines wusste er schon in diesen Momenten genau: Sollte er irgendwann über Macht verfügen, dann würde er sie zum Wohl seines Volkes einsetzen.
    »Es ist, als könne ich deine Gedanken lesen, Junge.« Wodlog riss Hobbler aus den