0839 - Das letzte Duell
zufällig hergekommen wäre, hätte sich unser Freund hier etwas anderes einfallen lassen, um mich herzuschaffen. Ich kenne ihn und seine Tricks zu Genüge.«
Tom schüttelte den Kopf. »Das ist doch alles Blödsinn!«, fauchte er. »Sehen Sie endlich zu, dass Sie uns hier rausbringen!«
Tendyke musterte den jungen Mann. Dessen Augen waren glasig und geweitet, die Pupillen unnatürlich geweitet. Tom zitterte am ganzen Körper. Auf seiner Stirn waren Schweißperlen zu sehen.
Er wusste, der körperliche Zustand des Jungen war ungewöhnlich, auch wenn man berücksichtigte, was er bis jetzt erlebt hatte. Da musste noch etwas anderes im Busch sein.
»Glaub mir, das würde ich, wenn das so einfach wäre«, erwiderte Tendyke. »Was ist mit dir los, Tom? Du zitterst, als hätte man dir einen Sack Eiswürfel in die Hosen geschüttet. Bist du krank?«
Der junge Mann zuckte zusammen, als fühle er sich ertappt.
»Nein«, antwortete er knapp. »Und wenn, dann wäre das meine Sache! Tun Sie endlich etwas!«
Der Sohn des Asmodis nickte langsam, bevor er tatsächlich etwas tat. Blitzschnell schoss seine Hand nach vorn und legte sich stahlhart um das Handgelenk des Jungen. Ehe dieser sich wehren konnte, schob er ihm den Hemdsärmel nach oben.
Tendyke war nicht sonderlich verwundert, als er in der Armbeuge des jungen Mannes auf zahlreiche Einstichnarben stieß. Er seufzte leise.
»Wie lange bist du schon auf Entzug?«, fragte er sanft.
Tom Delaney funkelte ihn aus großen Augen an. Sein Gesicht war verzerrt. »Zu lange!«
Die Antwort hatte Tendyke befürchtet. Als ob sie nicht schon genug Probleme gehabt hätten. »Hör mal, Tom…«
Plötzlich riss sich der Junge los und versetzte dem völlig überraschten Tendyke einen kräftigen Fausthieb. Aufstöhnend taumelte der Sohn des Asmodis zurück. Für einen kurzen Moment wurde ihm schwarz vor Augen.
Als sich sein Blick wieder klärte, sah er Tom über sich stehen. Der Junge hatte den Augenblick der Benommenheit genutzt, um seine Waffe wieder an sich zu bringen.
Mit unbewegter Miene blickte Tendyke in die Mündung des Schießeisens. Er hatte im Laufe seines langen Lebens dem Tod schon zu oft in die Augen gesehen, um nun Angst zu zeigen.
»Und jetzt?«, fragte er und rieb sich das schmerzende Kinn. »Willst du uns beide über den Haufen schießen, Junge?«
Die Hände des Jungen zitterten sichtlich, dennoch ließ er die Waffe nicht sinken. »Nur wenn Sie Dummheiten machen, Mister.«
»Keine Bange«, beruhigte Tendyke ihn, »ich bin nicht lebensmüde. Was hast du denn jetzt vor, Tom?«
Ohne die Waffe sinken zu lassen, ging dieser langsam ein paar Schritte zurück.
»Ich suche mir allein einen Weg hier raus«, erklärte er. »Kommen Sie bloß nicht auf die Idee, mir hinterherzuschnüffeln, sonst fangen Sie sich doch noch eine Kugel ein!«
Tendyke schloss kurz die Augen. »Mensch, Tom, mach doch keinen Blödsinn!«
Tom schüttelte den Kopf. »Versuchen Sie gar nicht erst, mich zu überreden, Mann! Alleine komme ich viel schneller voran.«
Vorsichtig ging er weiter rückwärts, bis er eine Biegung des Gangs erreichte. Dann warf sich Tom herum, bog um die Ecke und flüchtete.
Tendyke lauschte einem Moment dem verhallenden Echo seiner Schritte, bevor er sich mühsam wieder aufrichtete. Im Inneren verfluchte er sich, den Jungen nicht genauer im Auge behalten zu haben. Schon bei ihrer ersten Begegnung hatte er das Gefühl gehabt, dass es sich bei ihm um eine tickende Zeitbombe handelte.
»Geht's wieder?«, fragte Linda-Tucker.
»Danke«, erwiderte Tendyke mit einem müden Lächeln. »Sie wissen ja, Unkraut vergeht nicht.«
»Was machen wir jetzt?« Sie sah ihn ratlos an.
»Wir müssen Tom wiederfinden, bevor er Seneca in die Hände fällt«, antwortete der Sohn des Asmodis nach kurzem Überlegen.
»Seneca?«
»Der Kerl, der uns die ganze Suppe hier eingebrockt hat«, erklärte er. »Seneca wäre in der Lage, ihn kaltblütig umzubringen. Er ist absolut skrupellos.«
Linda nickte verstehend. »Und wie wollen Sie Tom dazu bringen, sich uns wieder anzuschließen? Immerhin ist er bewaffnet.«
»Das bin ich auch«, antwortete Tendyke trocken, »aber ich hoffe, wir kommen auch so klar.«
Linda erwiderte nichts, sondern warf ihm lediglich einen skeptischen Blick zu.
»Also, kommen Sie«, sagte Tendyke, »wir haben keine Zeit zu verlieren. Unser Gegner schläft nicht. Ich bin mir sicher, er beobachtet jeden unserer Schritte.«
»Welche Chance haben wir dann gegen ihn?«,
Weitere Kostenlose Bücher