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084 - Im Schatten der Guillotine

084 - Im Schatten der Guillotine

Titel: 084 - Im Schatten der Guillotine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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glücklichen Paares rief in Dorian keine Freude hervor - nur Bitterkeit. Woher sein Pessimismus rührte, vermochte er sich selbst nicht zu erklären.
    „Er ist wieder normal!" versetzte Brigitte mit fester Stimme. „Er kann wieder sprechen. Schöne Zeiten liegen vor uns. Bob wird schnell lernen, und wir werden uns eine Existenz in Deutschland aufbauen. Ich möchte, daß ihr es alle wißt: Wir werden heiraten."
    „Wer will, kann auch in die Okulationskolonie zurückkehren", äußerte der Professor verschmitzt. „Ich schätze, wir kommen auch ohne Magnus Gunnarsson dort zurecht. Meine Meinung ist, daß wir das Experiment kompromißlos weiterführen sollten. Man könnte sogar zu einer natürlichen Vermehrung… "
    „Professor", unterbrach Dorian ihn.
    „Ja, bitte?"
    Dorian kam nicht mehr dazu, etwas zu sagen. In diesem Augenblick ließ ein neuerliches Krachen den Boden erbeben. Dorian und Fred Archer begriffen als erste, daß der Schlag kein Donner gewesen war. Was sich ereignete, sah Dorian, als er herumfuhr und auf den Hinrichtungsplatz und die Guillotine schaute.
    Nach wie vor prasselte Hagel auf das Dorf nieder. Alle Fackeln waren erloschen, dennoch strahlte das Fallbeil plötzlich in violettem Licht.
    „Bob, bring mich weg!" sagte Brigitte Thomsen.
    Ihr Geliebter stand jedoch da und blickte wie gebannt auf die Guillotine. Coco, Fred und die anderen Menschen bemerkten zu ihrem Entsetzen, daß sämtliche Kolonisten von dem Bild fasziniert wurden.
    Dorian Hunter wirbelte herum. „Fort von hier! Lauft, was die Beine hergeben!"
    Nur Coco, dem Professor, Oshadogan, Lemmy, Argue und den übrigen Erziehern gelang es, sich abzuwenden. Unter Cocos drängenden Rufen begaben sie sich in den Busch. Dorian winkte Archer zu. Sie rissen Brigitte von Bob los. Obwohl sie um sich schlug und gellend um Hilfe schrie, schafften sie es, sie zu den anderen zu bringen. Argue und Lemmy hielten die Deutsche fest und hinderten sie mit aller Macht daran, zu ihrem Liebhaber zurückzukehren oder auf die leuchtende Guillotine zu schauen.
    Inzwischen waren der Dämonenkiller und der Privatdetektiv bereits zu den Kolonisten zurückgelaufen.
    „Himmel, Dorian", sagte Fred, „sehen Sie doch!"
    Der kopflose Leib des Freaks zerfaserte allmählich. Die Fragmente seines Körpers schienen in das Holz hineinzufließen. Auch der Kopf verschwand. Der Hagel setzte schlagartig aus, und gleich darauf ließ ein dröhnender Schlag den Hinrichtungsapparat erbeben. Zischend sauste das Fallbeil herab, ohne, daß jemand es betätigt hatte.
    Sekunden vergingen, dann hob sich das Fallbeil wieder. Eine unsichtbare Kraft bewegte es. Dumpf knallte es wieder herab.
    „Wer steckt dahinter?" fragte Archer grenzenlos verblüfft.
    „Hekate."
    „Man muß etwas tun. Flüchten wir mit den anderen, sonst geht es uns womöglich doch noch an den Kragen."
    Dorian löste die Kette mit der gnostischen Gemme vom Hals. Er hielt den Talisman empor, daß ihn jeder sehen konnte. Entschlossen wandte er sich um und ließ den Edelstein mit dem eingravierten Abraxas und der Schlange, die sich selbst in den Schwanz biß, vor den Gesichtern der Kolonisten hin und her schwingen. Das Pendel sollte sie in Trance versetzen. Doch der Erfolg ließ auf sich warten. Die großen Menschen gaben gemurmelte Laute von sich, die niemand verstehen konnte. Bob gab ein Zeichen, dann setzten sie sich in Marsch. Mit seltsam eckigen Bewegungen steuerten sie auf die hoch- und niedersausende Guillotine zu.
    „Sie laufen in ihr Verderben!" rief Fred Archer.
    Brigitte Thomsen schrie entsetzlich. Die Schreie gingen dem Dämonenkiller durch Mark und Bein. „Fred, Sie bleiben bei den Freunden!" sagte er noch, dann eilte er den dahinstapfenden Kolonisten nach.
    Bob schritt mit ausgestreckten Armen voran. Er wankte leicht.
    Dorian überholte ihn, fuhr herum und hielt ihm die Gemme entgegen. Wieder richtete er nichts aus. Im Gegenteil, Bob grunzte nur unwillig und schlug zu.
    Dorian duckte sich; trotzdem traf ihn Bobs Rechte noch an der Schulter. Er wurde ein Stück durch die Luft befördert und landete bäuchlings auf dem matschigen Untergrund. Die Kraft des ZweiMeter-Mannes war wirklich ungeheuer.
    „Bob!" schrie Brigitte wieder.
    Aber der Kolonist ließ sich nicht aufhalten. Er stapfte weiter, und die anderen folgten ihm wie einem Hexenmeister, der sie in seinen unheilvollen Bann gezogen hatte.
    Dorian gab nicht auf. Er erhob sich, rannte Bob nach und schlug ihm mit beiden Fäusten in die Seite. Es war, als

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