084 - Mord aus dem Jenseits
nichts zu befürchten. Ich will dieser Sache auf den Grund gehen und wissen, was hinter diesen makabren und schrecklichen Ereignissen steckt.“
„Wenn du die Mumie haben möchtest, Robert, von mir aus gern. Ich bin froh, das Ding loszuwerden. Ich schreibe dir nachher auf meinem Zimmer eine kurze Bestätigung aus, daß du der neue Besitzer bist. Was willst du mit der Mumie machen?“
„Zunächst lasse ich sie an Ort und Stelle im Keller der Villa, wenn du gestattest, Gerda. Ich will sehen, was passiert. Calaveras soll nicht ungestraft davonkommen. Ich bin davon überzeugt, er braucht die Mumie dringend für einen dunklen Zweck. Er wird auch weiterhin alles daransetzen, sie zu bekommen, und eines Tages präsentiere ich ihm die Rechnung für den Mord an Sebastian Braun.“
„Glaubst du, die Überschreibung wird ausreichend sein, mich der Gefahr zu entheben?“ zögerte Gerda Link.
„Natürlich. Die Mumie gehört dir, also kannst du sie verkaufen, verschenken, überschreiben oder verbrennen, ganz wie du möchtest.“
Da niemand mehr die Villa bewohnte, waren die wertvollen Stücke aus Sebastian Brauns Sammlung auf Drängen der Versicherung in den Keller des Hauses gebracht worden, wo sie hinter einer dicken Eisentür lagerten. Die örtliche Polizei hatte zudem den Auftrag, zwei – oder dreimal in jeder Nacht einen Streifenwagen im Rahmen der üblichen Rundfahrten in die Villa Braun zu schicken und zu kontrollieren, ob dort alles in Ordnung war.
Kommissar Walter hatte selbst veranlaßt, daß diese Kontrollen mit der nötigen Sorgfalt vorgenommen wurden. Trotz der Skepsis, die er den „Geistergeschichten“ gegenüber an den Tag legte, war der Kommissar davon überzeugt, daß die Mumie des Cuitlahuac eine beträchtliche Rolle im Mordfall Braun spielte. Allerdings nicht in der Art, die Romen dargelegt hatte. Auf jeden Fall wollte er aber verhindern, daß ihm die Mumie vor der Nase weggestohlen wurde.
Gegen einen Verkauf hingegen konnte er nichts einwenden.
Gerda Link trank aus.
„Ich bin müde“, sagte sie. „Nach einem so heißen Tag fühlt man sich wie ausgedörrt. Die Aufregung hat mir den Rest gegeben. Ich werde eine Tablette nehmen, mich hinlegen und tief und fest schlafen. Komm doch einen Augenblick mit auf mein Zimmer, Robert, dann schreibe ich dir schnell die Bestätigung aus. Wenn dieses Schauerdings mir nicht mehr gehört, werde ich viel besser schlafen.“
„Okay, Gerda. Wartest du hier so lange auf mich, Uschi?“
„Wenn ich keinen anderen Verehrer finde. Aber laß mich nicht zu lange warten. Du weißt, wir wollen zum Bowling.“
Robert Romen und die schwarzgekleidete Gerda Link gingen nach oben. Mehrere Blicke folgten ihnen. Als Erbin Sebastian Brauns stand sie im Mittelpunkt des allgemeinen Interesses, und Romen der Schlagerstar, hatte ohnehin eine ziemliche Publicity. Da beide zudem noch in einen geheimnisvollen Mordfall verwickelt waren, wurden schon immer neue Spekulationen angestellt, wenn sie nur einmal husteten. Romen sah seine Prügelei mit Calaveras und dessen Diener schon in den Skandalblättern und Magazinen seiner Fans veröffentlicht.
Sein Manager machte sich bereits ernste Sorgen wegen der Folgen, die sich aus diesem Mordfall ergeben konnten.
Zwei Hotelgäste beobachteten, wie Robert Romen und Gerda Link das Hotelzimmer betraten, das die junge Frau bewohnte. Sie hatten nichts Eiligeres zu tun, als die Nachricht schleunigst zu verbreiten und die tollsten Vermutungen anzustellen.
Gerda Link überschrieb Romen schnell und formlos die Eigentumsrechte an der Mumie Cuitlahuacs.
Romen hielt sich nicht länger auf, als er mußte. Er dankte und verabschiedete sich. Gerda Link sperrte die Tür hinter ihm zu. Als sie allein in ihrem Hotelzimmer saß, überkamen sie Einsamkeit und Trauer.
Sie hatte Sebastian Braun geliebt, daran gab es keinen Zweifel. Das Herz wurde ihr schwer, wenn sie nur an ihn dachte. Sechs Tage war der Millionär nun schon tot, und sie hatte sich noch nicht an den entsetzlichen Gedanken gewöhnen können.
Wenn sie morgens erwachte, glaubte sie meist, mit Sebastian Braun unterwegs in einem Hotelzimmer zu sein. Sie hatte das Gefühl, er sei nur einmal rasch ins Badezimmer gegangen und komme bald wieder. Der Verlust des geliebten Mannes hatte die junge Frau furchtbar getroffen. Und da sie sich in den letzten beiden Jahren völlig auf ihn gestützt hatte, mußte sie erst wieder lernen, selbständig zu denken und zu handeln.
Obwohl Gerda Link nicht mit
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