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084 - Mord aus dem Jenseits

084 - Mord aus dem Jenseits

Titel: 084 - Mord aus dem Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Earl Warren
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Sebastian Braun verheiratet gewesen war, trauerte sie tiefer um ihn, als die meisten Ehefrauen um ihren Mann.
    Niedergeschlagen und bedrückt kleidete Gerda Link sich aus. Sie machte sich Gedanken um die Zukunft. Im Augenblick ging das Leben an ihr vorüber, ohne daß sie etwas davon bemerkte. Sie dachte nur daran, die Unglücksvilla mit allem Inventar so schnell wie möglich zu verkaufen. Sobald das erledigt war, würde sie irgendwohin gehen, ins Ausland vielleicht.
    Was sie weiter beabsichtigte, was sie mit dem Braunschen Vermögen tun wollte, darüber hatte Gerda noch kaum nachgedacht. Es war ihr auch gleichgültig, daß sie für die Mumie Cuitlahuacs einen hohen Betrag hätte erzielen können.
    Gerda Link duschte lauwarm, um sich zu erfrischen. Es war unerträglich heiß. Auch der Ventilator brachte nur wenig Kühlung. Nackt kam sie aus dem Badezimmer zurück.
    Ihr Körper war schlank, grazil und fest. Sie war durchaus begehrenswert. Die junge Frau zog einen Pyjama an und legte sich auf das Bett. Sie nahm eine Zigarette aus dem Päckchen in der Nachttischschublade und entzündete sie.
    Während sie rauchte, starrte sie grübelnd an die weiße Zimmerdecke.
    Es klopfte. Gerda Link sah, wie ein Zettel unter der Tür hindurchgeschoben wurde.
    „Ja, bitte, wer ist da?“ Niemand antwortete. Gerda stand auf und bückte sich nach dem Zettel. „Triff mich um zwölf in der Pappelallee“, stand darauf. „Ich brauche dringend deine Hilfe. Sprich zu niemanden darüber. Unvorstellbare Dinge haben sich ereignet, und du bist in großer Gefahr. Nur ich kann dir helfen. Vertrau auf mich. Sebastian.“
    Gerda Link kannte die Handschrift. Sie hatte sie oft genug gesehen. Es war Sebastian Brauns Schrift.
     

     

„Ich habe die fünf Kontinente gesehen. Ich war in allen Häfen der Welt, kenne Shanghai, Sidney, Maracaibo, Lagos und Mangalore. Ich war in Tanger, in Rejkjavik und Archangelsk, in New York und in Rio de Janeiro. Ich habe das Kap Hoorn umschifft und … und …“
    „… und jetzt bist du besoffen, Otto.“
    Die Stammtischrunde lachte. Otto Döpfner erhob sich schwankend. Er sah die Gesichter um den runden Tisch wie auf einer Perlenschnur aufgereiht. Er hob den Finger.
    „Ein Seebär ist nie besoffen! Er ist auch nach zwei Flaschen Rum noch so nüchtern wie ein Lotsenfisch. Alkohol kann den nicht fällen, der dem Klabautermann ins Auge gesehen hat.“
    „Jetzt ist es soweit“, sagte die Wirtin zu ihrem Mann. „Wenn er vom Klabautermann anfängt, steht’s ihm bis zur Unterlippe. Sag ihm, er soll nach Hause gehen. Sonst macht er wieder Rabbatz.“
    Der magere Wirt mit der weißen Kellnerjacke und dem schwammigen Gesicht kam hinter dem Tresen hervor. Er legte Otto Döpfner die Hand auf die Schulter.
    „Ja, der Klabautermann“, legte Döpfner gerade los. „Wißt ihr, was der mit Kerlen wie euch macht? Kielholen. Jawohl, kiel – hick – holen.“
    „Genug jetzt, Otto“, sagte der Wirt. „Du hast dein Quantum. Geh jetzt nach Hause. Morgen kannst wiederkommen. Deine Frau wartet schon auf dich.“
    Belustigt sahen die Gäste in der Kneipe‚ Zum Schwarzen Keiler’ auf den Wirt und den Betrunkenen. Döpfner war einen Kopf größer als der Kneiper, ein massiger, wuchtiger Mann mit verwaschenen Blauaugen, den ein widriger Wind von den sieben Weltmeeren in das kleine Taunusstädtchen geweht hatte. Immer noch haftete Döpfner ein Hauch der Ferne und der Weite des Ozeans an.
    „Der Otto hat eben eine Leidenschaft für das nasse Element“, sagte einer der Gäste, der Förster Rottmann.
    Alle rundum lachten. Unter gutem Zureden bugsierte der Wirt Döpfner zur Theke, wo die Wirtin die Zeche kassierte. Lautstark verlangte der Mann noch einen Rum auf den Heimweg.
    „Nichts gibt’s mehr“, keifte die Wirtin und stemmte die Fäuste in die massiven Hüften. Sie hatte den zweieinhalbfachen Umfang ihres Mannes. „Du gehst jetzt nach Hause zu deiner Marie, Döpfner, die wird dir mit dem Nudelholz den Marsch blasen, du Saufaus!“
    „Wie nennst du mich? Ich reiße die Kneipe zusammen, beim Klabautermann.“
    „Ja, Klabautermann. Nach Hause gehst du, sonst wirst du die Marga vom‚ Schwarzen Keiler’ kennenlernen. Rudi, bring ihn vor die Tür!“
    Die dicke Wirtin kam hinter der Theke hervor. Sie und der Wirt schoben und zerrten zu zweit den Ex-Seemann hinaus. Man hörte noch ein paarmal wirre Sätze, aus denen Worte wie‚ Kap Horn’ und‚ Klabautermann’ hervorstachen.
    Dann kamen die beiden zurück. Die

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