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084 - Mord aus dem Jenseits

084 - Mord aus dem Jenseits

Titel: 084 - Mord aus dem Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Earl Warren
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brummelte noch etwas von dem toten Sebastian Braun und dem Teufel, die ihm in der Allee begegnet waren.
    Dann begann er lauthals zu schnarchen.
    „So ein Unsinn“, schimpfte Marie Döpfner. „Mal ist es der Klabautermann, wenn er geladen hat, mal ist es ein Toter vom Friedhof. Dir werd’ ich morgen eine Standpauke halten, Freundchen, daß dir der Klabautermann und der tote Braun vergehen, Hallodri, elender.“
    Marie Döpfner öffnete die Fenster, denn der Alkoholdunst, der ihren Mann wie eine Wolke umnebelte, breitete sich im ganzen Zimmer aus. Marie Döpfner dachte nicht daran, dem betrunkenen Geschwafel ihres Mannes irgendwelche Beachtung zu schenken. Brummend und schimpfend ging sie wenige Minuten später zu Bett.
    Erst am nächsten Morgen, als sie beim Milchholen die letzten Neuigkeiten hörte, wurde sie wieder an die Worte ihres Otto erinnert.
    Gerda Link war am frühen Morgen in der Pappelallee gefunden worden, erwürgt, mit schrecklich verzerrtem Gesicht. In der erstarrten Hand hielt sie noch einen Zettel, auf dem Sebastian Braun sie zu einem mitternächtlichen Treffen aufforderte.
     

     
    Der zweite Mord innerhalb einer Woche versetzte das kleine Taunusstädtchen in helle Aufregung. Der Fall Braun hatte sich zum Doppelmord ausgeweitet. Das Morddezernat III unter Leitung von Kommissar Walter war Tag und Nacht im Einsatz, ohne der Lösung des Falles näherzukommen.
    Die verworrene Aussage eines früheren Seemanns und jetzigen Sägewerkarbeiters namens Otto Döpfner, der von seiner resoluten Frau zur Polizei getrieben worden war, lag irgendwo in den Akten begraben. Niemand hatte sie auch nur einen Augenblick ernstgenommen, zumal der Mann nicht bestritten hatte, betrunken gewesen zu sein. Die Erde auf Brauns Grab war etwas zerwühlt, aber der Friedhofsgärtner nahm an, es seien Mäuse gewesen, und brachte es stillschweigend in Ordnung.
    Ein paar Tage wimmelte es in dem Taunusstädtchen von Zeitungsreportern, und Nachrichtenagenturen.
    Die tollsten Spekulationen wurden laut. Die Pappelallee, sonst bevorzugter Treffpunkt der Liebespaare, wurde nach Einbruch der Dunkelheit gemieden.
    Julio Calaveras und sein Diener Antonio waren im Rahmen der Ermittlungen von Beamten des Morddezernats und von Kommissar Walter selbst vernommen worden. Es war ihnen nichts nachzuweisen. Es stellte sich lediglich heraus, daß Antonio, der nur wenige Gesten der Zeichensprache beherrschte, wie ein Zombie auf die in spanischer Sprache gegebenen Befehle und Anweisungen seines Herrn angewiesen war.
    Calaveras behauptete, Antonio habe durch seine Katalepsie schwere Gehirnschädigungen erlitten und sei daher so seltsam geworden.
    Robert Romen hatte publik gemacht, daß er der Besitzer der Mumie Cuitlahuacs war. Von Gerda Links Erben – ihren in Hamburg lebenden Eltern und ihrem Bruder, einem Flugkapitän der Lufthansa – hatte er die Erlaubnis erhalten, die Braunsche Villa bis zum Verkauf zu bewohnen.
    Zwei Tage nach dem Mord zog Romen dort ein, den Warnungen Uschi Trents zum Trotz. Am Samstag wurde Gerda Link neben Sebastian Braun beigesetzt, am Sonntagmorgen erhielt Romen bereits einen Anruf Julio Calaveras. Romen wußte, daß die Telefonleitung von der Kripo abgehört wurde.
    Er nahm an, daß Calaveras darüber informiert war, versuchte aber trotzdem, ihn zu einer unbedachten Äußerung zu verleiten. Nach der kurzen, frostigen Begrüßung kam Calaveras zum Kernpunkt.
    „Ich will nach wie vor Cuitlahuac, Senor Romen. Bestimmen Sie den Preis.“
    „Sie bekommen die Mumie nicht, Calaveras. Nicht, nachdem Sie auch noch Gerda Link auf dem Gewissen haben.“
    „Das ist eine unsinnige Unterstellung. Ich bin Gelehrter, Senor, kein Mörder. Es wäre besser, wenn Sie mir die Mumie verkaufen würden.“
    „Niemals.“
    „Sie machen den gleichen Fehler wie die anderen, Senor Romen“, sagte Calaveras und hängte ein.
    Er hatte sich im Gespräch keine Blöße gegeben. Trotzdem erschien um die Mittagszeit ein junger, strohblonder Mann mit sympathischem Grinsen in der Villa. Er stellte sich als Harry Drewitz vom Morddezernat vor.
    „Der Chef meinte, ich sollte mich hier für die nächsten Tage einquartieren“, sagte er. „Sie haben doch nichts dagegen?“
    „Wenn es so wäre, würde Sie das abhalten?“
    „Nein. Aber mir ist es lieber, wenn wir gut miteinander auskommen.
    Oder haben Sie etwas zu verbergen?“
    „Nein.“
    „Nun, dann ziehen wir am gleichen Strang. Der Chef – Kommissar Walter – ist ein strohtrockener Mensch.

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