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0840 - Das Drachenmädchen

0840 - Das Drachenmädchen

Titel: 0840 - Das Drachenmädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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der die Drachenschlange vernichten wollte.
    Sie hörte das Fauchen.
    Es war aus dem offenen Maul des Wesens gedrungen und klang wie ein bösartiger Schrei eines sterbenden Tieres. Plötzlich tanzte und zuckte die Gestalt auf der Brust der Frau, die Schnauze stellte sich hoch, sie klappte dabei wieder zusammen, und abermals raste etwas waagerecht durch das Blickfeld der Frau.
    Abermals ein Treffer.
    Der Drachengeist huschte davon. Er war kein Schatten mehr, deshalb hatte ihn Suko erwischen können. Seine Verwandlung war entgegengesetzt zu der ersten des Mädchens verlaufen.
    Die Dämonenpeitsche war mit einer kaum meß- und erklärbaren Kraft gefüllt. Sie war über das Drachenwesen gekommen wie der Hammer des Gottes Thor, und sie hatte es zurückgeschleudert.
    Suko sprang über Madame Chu hinweg. Er hielt trotz allem noch seine Lampe fest. In ihrem Licht schaute er zu, wie sich das schlanke Monstrum auf dem Boden krümmte, wie es sich zusammenzog und dann wieder auseinanderschnellte, wie aber auch die Kraft dafür gesorgt hatte, daß es auseinandergerissen wurde.
    Geteilt in vier Stücke.
    Sie lagen auf dem Boden und sie zuckten.
    Sie ringelten sich zusammen. Sie schnellten hoch, sie fielen wieder zurück, sie zischten auf, und sie verbrannten, denn sie hatten der dämonischen Kraft der Peitsche nichts entgegenzusetzen.
    Nur das Maul hielt sich noch.
    Es sah schon ungewöhnlich aus, wie es sich in die Höhe stemmte und dabei noch einmal aufklappte, als wollte es nach irgendwelchen Fliegen schnappen.
    Sogar eine lange Zunge schnellte hervor, die aber war längst porös geworden, ebenso wie der Körper, der seine rote Farbe verloren hatte und nicht mehr als graue verbrannte Stücke waren, die aussahen wie halbverkohlte Zweige.
    »Shao…«
    Der Inspektor hatte die jammernde Stimme der Madame Chu gehört. Erst in diesem Augenblick fiel ihm brandheiß ein, daß er ausgerechnet Shao vergessen hatte.
    Er wirbelte herum.
    Wo war sie?
    Im ersten Moment hatte er sich zu stark gedreht. Langsam wandte er sich wieder um - und bekam mit, daß sich das magische Tor zwischen den Welten schloß.
    Er nahm noch ein letztes Bild mit.
    Da schwebte Shao über dem Boden, den rechten Arm ausgestreckt, gehalten von einer harten Hand, denn das Drachenmädchen zerrte seine Partnerin hinter sich her in die andere Welt hinein, die beide verschluckte wie ein gewaltiger Ofen ohne Feuer.
    Es war ein verzweifelter Sprung, den Suko noch versuchte, um die Lücke des sich schließenden Tors zu erreichen, aber er kam nicht mehr hin. Es gab keinen Ausgang. Er prallte gegen die Wand und hatte sich im letzten Augenblick gedreht, um den Aufschlag mit der rechten Schulter abzufangen.
    Nichts konnte er mehr erreichen.
    Für einen Moment blieb er stehen, starrte zu Boden, dann drehte er sich um.
    Der kleine Lichtkegel leuchtete in das Gesicht der Madame Chu, die sich mühsam vom Boden erhob. »Tot… vernichtet… die Drachenschlange ist nicht mehr.«
    Suko nickte.
    Madame Chu stemmte sich an einem Schreibtisch ab. Mit der linken Hand fühlte sie dorthin, wo sie von diesem Monstrum angegriffen worden war. Dort bestand die Kleidung nur mehr aus Fetzen, und auf der nackten Haut brannten einige Kratzer. »Fast«, flüsterte sie, »fast hätte es das Tier geschafft, an mein Herz zu kommen.« Sie schlug eine Hand vor ihr Gesicht. Sie weinte. Tränen schossen sturzflutähnlich aus ihren Augen. Suko schaute zu, wie sie den Kopf schüttelte.
    »Shao ist nicht mehr da«, sagte er.
    Madame Chu reagierte nicht. Suko wiederholte des Satz lauter.
    Endlich sank die Hand der Frau nach unten. »Nicht mehr da?« Hauchte sie. »Wo ist sie denn?«
    »Li Warren hat sie in ihre Welt geholt…«
    »O Gott«, keuchte die Frau, »o Gott…«
    ***
    Jasper Kent wollte es nicht glauben. Der Chef dieser Sicherheitstruppe war an seinen physischen und nervlichen Grenzen angelangt. Er stand vor dem wuchtigen Glasportal des Eingangs, starrte nach draußen, sah dort das Leben und den Verkehr und kam sich selbst vor, als wäre er von allem abgeschlossen worden.
    Niemand nahm von ihm Notiz. Die Autos rollten vorbei, die Fußgänger hasteten über die Gehsteige, und er hörte nicht einmal ein Hupen oder eine Stimme. Die normale Welt draußen war für ihn zu einem gespenstischen Film geworden.
    Einige Male hatte er schon mit den flachen Händen gegen das Glas geschlagen, ohne eine Wirkung erzielen zu können. Es war mehr ein Versuch der Verzweiflung gewesen. Nichts hatte es gebracht, gar nichts.

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