0840 - Das Drachenmädchen
Die Erbauer haben sich an die Regeln gehalten.«
»Das stimmt nicht.«
»Doch, wir haben es gesehen.«
Li schüttelte den Kopf. »Sie hätten hier nicht bauen dürfen. Es ist ein verbotener Platz gewesen. Kein Haus hätte auf dieser Opferstätte des alten Drachentempels errichtet werden dürfen. Ich habe es ihnen gesagt, aber sie haben nicht auf mich gehört. Vor langer Zeit wurden die Götter hier angebetet. Viele haben die Betenden verlacht, denn sie kannten die wahre Kraft nicht. Dies wird wieder ein Tempel der Drachengötter, auch wenn die Menschen dieses Haus übernommen haben, um ihren Geschäften nachzugehen. Sie wollen den Profit, sie betrügen die anderen, aber sie haben die Rache und die Existenz der Götter vergessen. Und das wird ihnen, sollten sie sich nicht ändern, das Genick brechen. Sie sind gewarnt worden, aber diese Zeit ist vorbei. Jetzt bin ich zurückgekehrt, um für die Drachengötter den Weg vorzubereiten. Wir nehmen den Menschen das Kostbarste, was sie überhaupt haben. Wir holen uns die Herzen, wir werden sie töten, und niemals wird in diesem Haus jemand einkehren, der nicht mehr hineingehört. So haben wir alles besprochen, und so werden wir auch unsere Rache durchführen. Keiner kann uns daran hindern.«
»Was hätten die Menschen denn tun sollen?«
»Fliehen, das Haus verlassen.«
»Mehr nicht?«
»So ist es.«
Madame Chu stützte sich auf der Platte des hinter ihr stehenden Schreibtisches ab. »Auch die Drachengötter sind nicht unfehlbar. Sie sind oft nicht gut, sondern tiefschlecht. Sie haben einmal geherrscht, das weiß ich, aber diese Zeiten sind endgültig vorbei. Kein Drachengott hat das Recht, Menschen zu vernichten - keiner!«
»Ich bin ihre Vertreterin. Ich werde das Haus zerstören. Zuerst die Menschen, dann dieses Gebäude, denn ich will, daß die Drachengötter wieder den Platz zugeteilt bekommen, der ihnen vor langer Zeit einmal gehört hat.«
Madame Chu zeigte Mut, als sie den Kopf schüttelte und dabei sprach. »Wir sind gekommen, um das zu verhindern. Mögen die Menschen sein, wie sie wollen, sie haben ein Recht darauf zu leben, bis sie der natürliche Tod einholt. Drei Leichen liegen in unserer Nähe. Zwei Frauen und ein Mann. Ich glaube fest daran, daß sie mit dir nichts zu tun gehabt haben. Es ist unwahrscheinlich, daß sie…«
»Sie waren gewarnt, sie haben nicht gehört.«
»Das hätte ich auch nicht getan. Dieser Platz gehörte zu den festen Standpunkten in ihrem Leben. Sie haben hier ihr Geld verdient. Nein, so darfst du nicht reden und auch nicht handeln. Du bist kein Richter und auch kein Henker.«
Li Warren hatte genau zugehört. Erst als Madame Chu nicht mehr sprach, redete sie. »Ich bin beides. Ich bin von den Göttern ausgesucht worden. Ich habe mich von meinen Eltern getrennt, um mit den Göttern Kontakt aufzunehmen. Ich bin zu den Drachen gegangen, denn sie genau sind es gewesen, die mich auf meine Zukunft vorbereitet haben. Durch ihre Kraft kann ich zwischen den Welten pendeln. Ich benutze die Tore, die man mir gelassen hat. Ich bin überall in der Stadt, doch dieser Ort ist am wichtigsten. Diese heilige Stätte wurde entweiht, was ich nun wieder rückgängig machen werde.«
»Lebst du, oder bist du tot?«
»Beides. Ich bin die Rache, ich bin der Tod, ich bin aber auch das Leben, und ich werde diejenigen durch die Kraft des Drachengottes belohnen, die zu mir halten. Ich kenne die Wege in die andere Welt, und ich weiß auch«, sie drehte den Kopf zu Shao hin, »wer sie einmal gewesen ist.«
»Ach ja. Wer bin ich denn?«
»Du hast auch in einer anderen Dimension gelebt. Du hast eine große Schutzpatronin gehabt, aber diese Zeiten sind vorbei. Du bist nicht in der Lage, das gleiche zu tun, was ich getan habe. Du kannst nicht mehr zwischen den einzelnen Reichen pendeln. Das ist vorbei. Du hast verloren, ich habe gewonnen, und du mußt eingestehen, daß die Kraft des Drachens stärker ist als die der Sonnengöttin.«
»Das weiß ich nicht.«
»Aber ich«, erklärte Li Warren. »Ich weiß es genau, denn ich bin in der Lage, es zu spüren. In dieser Nacht wird die Entscheidung fallen, und ich weiß nicht, ob du dich darüber freuen wirst.«
»Dann kennst du mich also?« Shao blieb beim Thema.
»Ja, ich kenne dich.«
»Aber wir kamen nie zusammen und haben uns auch niemals als Feinde gegenübergestanden.«
»Das stimmt auch.«
»Warum willst du mich dann also töten?«
»Dein Herz enthält eine sehr große Kraft. Ich werde es dir
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