0842 - Tor in die Unendlichkeit
fragte die Kosmopsychologin.
„Allerdings", bestätigte er. „Ich habe das Gefühl, daß Throynbee Gäa verlassen hat. Ich weiß jedoch nicht, wo er ist. Meine Hoffnung ist nun, daß die anderen nicht mehr oder nicht mehr so stark unter seinem Einfluß stehen. Vielleicht kannst du ein paar Informationen aus ihnen herausholen, wenn du sie hart anpackst."
„Warum soll ich das machen?" fragte sie. „Du weißt, daß derartige Dinge nicht gerade meine Stärke sind."
„Gerade deshalb wirst du vielleicht Erfolg haben", erwiderte er. „Die Spezialisten Tifflors kümmern sich ohnehin um die Sache.
Sie werden dir helfen, wenn du dich an sie wendest. Aber du hast gute Chancen. Vielleicht sogar bessere als sie.
Du bist eine geborene Gäanerin. Du bist bekannt.
Du bist Aktivatorträgerin. Es könnte sein, daß man dir jenen Patriotismus abnimmt, der diese Leute um Throynbee ebenfalls auszeichnet."
„Du könntest rechthaben", pflichtete sie ihm nachdenklich bei.
„Ich habe recht", entgegnete er. „Mach's gut, Mädchen. Und paß auf dich auf."
Er beendete das Gespräch, ohne einen Grund dafür anzugeben. Sie wußte jedoch auch so Bescheid.
Die ALHAMBRA geriet in die Energiewirbel. Sie war auf dem Weg nach draußen.
Jennifer schaltete ihr Gerät aus und überlegte, was sie tun sollte. Wo sollte sie bei ihren Untersuchungen ansetzen? Sie hatte nur wenig Zeit. Das war ihr klar.
Eilig packte sie die wichtigsten Dinge zusammen, die sie benötigte, und verstaute sie in einen schnellen Stratogleiter.
Dann startete sie und flog nach Norden. Während des Fluges, so meinte sie, hatte sie genügend Zeit, über Throynbee und seine Anhänger nachzudenken.
Als sie sich eine halbe Stunde später Sol-Town näherte, hatte sie bereits eine Reihe von Gesprächen geführt und wichtige Informationen erhalten. Sie wußte nun, wo sie ansetzen mußte.
Sie landete mit dem Stratogleiter auf dem Raumhafen von Sol-Town und jagte mit einer kleineren Maschine in die Stadt.
Jaul Famirguez, der Künstler, hatte sein Atelier im mittleren Ring von Sol-Town.
Der Name Famirguez war Jennifer ein Begriff.
Als Gäanerin wurde sie täglich irgendwo auf dem Planeten mit den Kunstwerken dieses Mannes konfrontiert. Die Arbeiten dieses Künstlers waren umstritten. Die Mehrheit lehnte sie sogar ab. Dennoch fand sich immer wieder ein Auftraggeber für Famirguez.
„Diese Werke werden wahrscheinlich erst von späteren Generationen verstanden", hieß es stets.
Und noch etwas hatten fast alle Aufträge miteinander gemein.
Es ging immer um hohe Summen. So galt Famirguez als der wohlhabendste Künstler von Gäa.
Ein rötlich schimmernder Roboter, der über drei Meter groß war, empfing Jennifer Thyron in einer spiegelnden Halle.
„Jennifer Thyron", sagte der Automat zur Begrüßung. „Aktivatorträgerin. Kosmopsychologin und Überlebensspezialistin. Ihr Hobby ist das Zeichnen.
Sie bevorzugen naturalistische Darstellungen, wobei Sie mehr Wert auf exakte Wiedergabe der Motive, denn auf künstlerische Effekte legen.
Menschen haben Sie allerdings nie gezeichnet. Darf ich fragen, ob Menschen Ihnen als zu kompliziert erscheinen, oder ob Sie diese aus Gründen des Takts nicht zeichnen?"
Verblüfft blickte Jennifer den Roboter an. Mit einem derartigen Empfang hatte sie nicht gerechnet. Sie hatte noch nicht einmal gewußt, daß Famirguez über einen derartigen Diener verfügte.
Überrascht war sie vor allem über die Informationen, die in dem Roboter über sie gespeichert waren.
War es nur Zufall, daß Famirguez soviel über sie wußte, oder hatte er sich diese Informationen gezielt verschafft, nachdem sich aus seiner Sicht die Möglichkeit abgezeichnet hatte, daß sie bei ihm auftauchte? Konnte er überhaupt zu einer derartigen Vermutung kommen?
Jennifer hielt es für wahrscheinlich. Dabei mußte vorausgesetzt-werden, daß Famirguez tatsächlich so etwas wie ein Komplott mit Throynbee geschmiedet und daher Grund hatte, sich vor einer Aufdeckung zu fürchten.
„Richtig", erwiderte sie. „Ich bin Jennifer Thyron, und ich möchte den Meister sprechen."
„Würde es Ihnen etwas ausmachen, auf meine etwas aufdringliche Frage zu antworten?" fragte der Roboter. Sein Gesicht war sorgfältig durchgezeichnet. Obwohl es aus Metall war, wirkte es lebendig wie das eines Menschen.
„Es macht mir etwas aus", erklärte sie. „Führe mich zum Meister."
Der Roboter verneigte sich.
„Wie Sie wünschen, Aktivatorträgerin." Er betonte dieses Wort so, als sei
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