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0843 - Tunnel der hungrigen Leichen

0843 - Tunnel der hungrigen Leichen

Titel: 0843 - Tunnel der hungrigen Leichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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daß mancher, wenn er unter Drogen steht, die falschen Schritte macht. Man kennt sich ja in der Szene.«
    »He, he, Moment mal! Wollen Sie damit andeuten, daß ich deale, Kommissar?«
    »Nein, das habe ich damit nicht gesagt. Es hätte sein können, daß es ein Nachbar von Ihnen war.«
    »Überhaupt nicht.«
    »Okay, das war schon beinahe alles. Ihre Personalien habe ich, und Sie haben dieses Boot als einen festen Wohnsitz. Es ist angemeldet, und Sie werden sich bestimmt auch in den nächsten Tagen hier aufhalten, falls für mich noch Fragen entstehen.«
    »Wo sollte ich schon hin?«
    Van Steen zog die dünnen Lippen in die Breite. »Viele zieht es um diese Zeit in die Sonne.«
    »Wir haben kein Geld.«
    »Das denke ich auch.«
    »Sonst noch was, Kommissar?«
    »Nein, Ihre Personalien habe ich, und auch die Ihrer Mitbewohner sind uns bekannt. Sie können jetzt.« Er schaute sich um. »Na ja, gehen ist wohl der falsche Ausdruck.«
    »Richtig. Wir werden hier auf dem Boot bleiben.« Eric schüttelte sich. »Es war für keinen von uns eine Offenbarung, dieses Etwas sehen zu müssen.« Eric zitterte plötzlich. »Sagen Sie, Kommissar, haben Sie sich schon Gedanken darüber gemacht, wie es zu diesen Verletzungen hat kommen können?«
    »Das schon. Nur kann sich keiner von uns einen Reim darauf machen. Es bleibt rätselhaft.«
    »Keine Schiffsschraube?«
    Van Steen schüttelte den Kopf.
    Eric strich über sein Haar. »Glauben Sie eigentlich an Monster?«
    Van Steen war überrascht. »Wie kommen Sie denn darauf?«
    »Na ja, kann doch sein, daß sich ein Monster hier in das System der Grachten verirrt hat und auf der Suche nach irgendwelchen Opfern ist. Der Mann ist eben einem solchen Monster in die Klauen gefallen, das ihn dann zerfetzt hat.«
    Eigentlich hätte van Steen den Zeugen auslachen müssen. Er tat es nicht. Seine Augen bekamen einen beinahe traurigen Blick. »Sie werden lachen, aber ähnliche Befürchtungen sind auch mir schon durch den Kopf geschwirrt. Natürlich ist das kein Monster gewesen, so etwas gibt es nicht, aber rätselhaft ist es schon.«
    »Werden Sie es denn herausfinden?«
    »Nicht ich. Dafür sind Fachleute zuständig.«
    Eric drehte den Kopf. Er wollte van Steen bei den nächsten Worten nicht unbedingt anschauen.
    »Wenn Sie etwas herausgefunden haben, dann können Sie uns ja Bescheid geben. Es ist nämlich so, wir allen machen uns Sorgen. Wir haben Angst davor, daß auch uns Ähnliches widerfahren könnte. Lachen Sie nicht, aber die Theorie von einem Monster, das sich in den Grachten versteckt hält, spukt durch zahlreiche Köpfe. Es gibt ja viele Dinge in der Welt, die wir nicht begreifen können. Das ganze Leben ist ein einziges Rätsel. Wir stehen doch erst am Beginn. Okay, wir fliegen in den Weltraum, aber über die wahren Dinge wissen wir so gut wie nichts. Da müssen Sie sich mal anhören, was Ihnen Menschen sagen, die noch nicht von der Technik so verdorben sind wie wir. Denken Sie an die Naturvölker, bei denen sich noch die Überlieferungen gehalten haben. Die können Ihnen so manche Antwort auf bestimmte Dinge geben, aber denen will leider keiner glauben.«
    Van Steen hatte zugehört und Eric mit keinem Wort unterbrochen. Er klopfte ihm auf die Schultern.
    »Wissen Sie, ich habe meinen Beruf. Ich muß mich an Fakten halten, aber das ist nur die eine Seite. Es gibt noch eine andere in mir, und die steht dem, was Sie da gesagt haben, nicht mal so weit entfernt. Auch ich höre gut zu, ich habe viel gelesen, ich versuche immer, mich in die Psyche eines Menschen hineinzuversetzen. Das mag überholt klingen, ist aber modern, wie ich meine. Was hier geschehen ist, werden wir herausfinden, und ich verspreche Ihnen, Eric, daß ich es Ihnen und Ihren Freunden mitteilen werde. Dazu haben Sie ein Recht, wie ich meine.«
    Der junge Mann staunte. »Das sind ganz neue Töne, die ich aus dem Munde eines Polizisten höre.«
    Van Steen konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. »Möglicherweise haben wir Polizisten auch dazugelernt. Zumindest hier in Amsterdam, wo sowieso die Gesetze etwas liberaler ausgelegt werden. Da ist man eben noch lernfähig.«
    »Es ist toll, daß es Polizisten wie Sie gibt.«
    Der Kommissar nickte nur und winkte seinen Männern zu, die dabei waren, den Sack mit den Überresten von Bord zu schaffen. Sie brachten ihn dorthin, wo der Leichenwagen stand.
    Die Beamten verließen das Schiff. Auch die Gaffer waren weniger geworden. Sie hatten so gut wie nichts mitbekommen und zogen

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