0844 - Tödliches Amsterdam
aber steht fest: Sie wollen nicht mehr in ihrer Welt bleiben und sich die Opfer in der normalen holen.«
»Wenn wir ihren Weg zurückverfolgen, müßten wir den Tunnel eigentlich finden können - oder?«
»Daran glaube ich auch.«
»Also gut, fangen wir an! Bevor wir die Polizei alarmieren, sollten wir schon nach Spuren Ausschau halten. Es gibt sicherlich welche, denke ich mir.«
»Das kann schon sein.«
Jolanda verließ als erste das Kinderzimmer. Sie war noch immer auf der Hut und hielt ihre Lanze stoßbereit, um einen Feind sofort aufspießen zu können.
Rob Exxon warf noch einen Blick zurück. Für einen Moment schüttelte er sich, denn er dachte daran, was alles hätte geschehen können, wenn es ihnen nicht gelungen wäre, die drei hungrigen Leichen zu vernichten.
Überhaupt wollte ihm der Begriff nicht in den Kopf. Hungrige Leichen!
Wo gab es denn so etwas! Weder er noch Jolanda hatten diesen Begriff erfunden, er kam aus einer anderen Richtung, er war fn der anderen Welt so etwas wie ein Dogma.
Jolanda war im schmalen Flur stehengeblieben. Sie schaute mit zuckenden Lippen auf das Blut. Die Lache war nahe der Tür am größten und hatte ihren Weg noch unter dem Spalt nach draußen gefunden.
Von dort hörte sie Stimmen und leise Tritte.
»Da ist jemand!« hauchte die Frau.
Rob ging vor und schob Jolanda zur Seite. Wer immer sich hier zeigte, er würde dem anderen einen entsprechenden Empfang bereiten, und er hielt seine Waffe wieder schlagbereit.
Stimmen jenseits der Tür. Rob lauschte. Nur Männerstimmen. Ihm zwar unbekannt, aber nicht drohend, und er spürte selbst, wie er sich allmählich entspannte.
Er ging zur Tür.
Noch vor der Blutlache blieb er stehen. Er legte die Hand um den Griff und zog die Tür erst langsam, dann aber mit einem heftigen Ruck nach innen.
Drei Männer starrten ihn an, und alle drei wirkten erleichtert, ebenso wie Rob Exxon.
Er lächelte.
***
Ich sah dieses Lächeln ebenso wie Suko und Kommissar van Steen, reagierte als erster, erwiderte den Gruß nicht nur, sondern sagte mit halbwegs normaler Stimme: »Hallo, Rob, fein, daß wir uns auch unter diesen Umständen begegnen.«
Die Antwort dauerte einen Moment, »John - John Sinclair. Das ist gut, sehr gut.«
»Du tust, als wärst du überrascht.«
»Ein wenig schon.«
»Warum?«
»Das werde ich euch erzählen.« Er öffnete die Tür so weit wie möglich.
»Kommt erst mal rein.«
Im Hintergrund tauchte auch Jolanda auf. Sie lächelte mich und meine Begleiter an, aber dieses Lächeln gerann, da sich in unserer Nähe eine tote Frau befand und wir auch das Blut gesehen hatten.
Natürlich drängten sich uns Fragen auf. Wir stellten sie noch nicht, denn Rob Exxon führte uns in das Kinderzimmer, wo wir nahe der Tür stehenblieben, nach vorn schauten und die Reste der hungrigen Leichen betrachteten.
Jolanda und Rob ließen uns in Ruhe. Der Anblick mußte verdaut werden, besonders von dem Kommissar, der fahrig über sein blasses Gesicht wischte.
»Wir haben sie diesmal vernichten können«, erklärte Jolanda, »denn wir sind Realität gewesen. Wir waren keine Traumgestalten, wir haben als normale Menschen gekämpft und nicht als Zweitkörper oder Astralleibe. Du wirst es verstehen, John.«
»Sicher.«
»Aber ich nicht«, sagte der Kommissar. »Ich habe draußen eine tote Frau gesehen, ich sehe hier die zerstückelten Monster und bin nun mal ein Polizist, der nach einer Erklärung giert. Ich denke schon, daß dies legitim ist.«
»Es ist sein Job«, sprach ich Rob an.
»Das weiß ich. Zunächst einmal möchte ich festhalten, daß wir trotz allem noch Glück gehabt haben. So tragisch der Tod dieser Frau auch sein mag, es hätte schlimmer werden können, viel schlimmer, denn diese Wohnung ist normalerweise von einer Frau mit zwei schulpflichtigen Kindern belegt. Die Kinder sind noch in der Schule. Weshalb Ricarda Huys, so heißt die Mieterin, nicht anwesend ist, kann ich nicht sagen. Es war ihr Glück, sonst wären die Kinder jetzt Waisen.« Nach dieser Einleitung erfuhren wir, was hier genau geschehen war.
Natürlich war damit der Fall nicht erledigt. Auch uns drängten sich Fragen auf, und eine der wichtigsten stellte mein Freund Suko. »Mich würde interessieren, weshalb diese hungrigen Leichen ausgerechnet hier erschienen sind? Hat es mit euch zu tun? Haben Sie euch auf die Liste gesetzt?«
»Davon müssen wir ausgehen«, erwiderte Rob. »Sie spürten, daß wir stärker wurden, auch durch euer Kommen, und sie
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