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0846 - Flucht aus Tilasim

0846 - Flucht aus Tilasim

Titel: 0846 - Flucht aus Tilasim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Montillon
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über es. Es hält sich immer noch im Verborgenen. Manchmal spricht es zu mir, beeinflusst meine Entscheidungen… Aber seine Geheimnisse kenne ich nicht.«
    »Das kann nicht sein«, widersprach Zamorra. »Du sagst selbst, du bist das Langka, genau wie du Andrew Millings und Torre Gerret bist. Also musst du wissen…«
    »Ich bin mehr als diese drei«, unterbrach der Zwitter. »Jeder von ihnen ist in mir, doch zusammen sind mehr als die Summe unserer Teile. Wir sind auch die Lebenskraft der Quelle , auf einmalige Weise kombiniert durch die Auserwählten verschiedener Jahrhunderte. Wir sind auch die magische Macht, die sich im Langka verbarg. Wir sind auch…« Sein Gesicht verdüsterte sich, und er sprach nicht weiter.
    Zamorra wusste, was er sagen wollte. »Du bist auch krank.«
    Der Zwitter nickte langsam. »Du weißt, wie sehr und wie lange Torre Gerret litt. Sein Geist hat es nicht unbeschadet überstanden, und er hat die Krankheit in mich getragen. Die Krankheit verhindert die Erkenntnis - so lange, bis ich sie eines Tages besiege.«
    »Wie willst du das tun?«
    »Ich habe einen Plan«, erwiderte der Zwitter leise, kaum verständlich. Dann ging ein Ruck durch seine Gestalt, und es war Zamorra klar, dass er über dieses Thema nicht mehr erfahren würde. Nicht jetzt.
    ***
    Kalt.
    Farga streckte die Arme aus, und die Finger zitterten. Unter den bleichen Nägeln schillerte es blau. Er wollte die Hände ineinander verschränken und sie reiben, um Wärme zu erzeugen, doch es gelang nicht.
    Es war, als wären seine Muskeln tot, die Finger steif und unbeweglich.
    Zuerst ängstigte ihn diese Erfahrung, doch dann wurde ihm klar, dass es nur vorübergehend war. Ein Werk der Kälte.
    Er steckte die Hände unter die Achseln und presste die Arme an den Körper. Sanft wiegte er sich hin und her, hörte Gelenke knacken, etwas zuckte schmerzhaft seine Wirbelsäule hinauf.
    In den Fingern begann es zu kribbeln, und nicht nur dort. Über Arme und Beine schien eine ganze Kolonie Ameisen zu laufen.
    Ameisen?
    Er stutzte. Und erinnerte sich sofort, dass Ameisen kleine Tiere waren, die in großen Völkern zusammenlebten, meist im Wald, und emsig umherkrabbelten, um Nahrung und Baumaterial zu beschaffen.
    Lebewesen. Wie Millionen anderer Existenzen auf dieser und auf vielen Welten.
    Sein Herz schlug hastig vor Erregung. Das Wissen ließ ihn schwindeln. »Woher…?«, flüsterte er. Wieso wusste er das? Weshalb…?
    Er schrie, als ein Rausch ihn überfiel. Dutzende, Hunderte, Tausende von Worten, Farben, Eindrücken und Empfindungen füllten ihn aus, entflammten jeden Nervenstrang, jede Gehirnzelle unter der Gewalt der Erkenntnis.
    Menschen: Frauen, Männer, Kinder.
    Tiere: Ameisen, Vögel, Hunde, Wölfe. Spinnen, Mäuse, Ratten.
    Blumen: Rosen, Tulpen, Schneeglöckchen, Sonnenblumen.
    Farben: rot, grün, blau, orange, lila, gelbl Alles verwirbelte, überflutete ihn. Vatermutterkindtochtersohn. Ameisebraun. Spinneschwarz. Himmel: blau und weiß und grau und Wolke.
    Er schlug die Hände vor die Augen. Seine Sinne explodierten, er erinnerte sich, schmeckte das Essen: süß und salzig und gut und heiß und frisch und alt und sauer und bitter. Brot und Milch und Fleisch und Käse und Wein.
    Der Schmerz in seinem Leib verging, wurde unterdrückt von der Flut der Eindrücke. Es wird wieder gut, morgen ist der Schmerz vorbei, Mutterspucke heilt, wo tut es weh, zeig es Papa, alles wird gut, heile-heile Gänschen - morgen wächst ein Schwänzchen, alles ist gut, alles ist gutgutgut…
    Die Muskulatur seines Bauches bebte. Die Erinnerung an all die Laute, all die Schreie, an den Lärm, den er gehört hatte, gellte ihm in den Ohren.
    Sonne, Hitze, Wärme, Feuer, brennen, Flammen. Mond, Nacht, Kälte, Eis, Wasser, kalt.
    Seine Knie zitterten, er lehnte sich mit dem Rücken an die Wand.
    Die Nahrungsmittel - er hatte nicht mehr gegessen, seit er unter Kelvos Gewalt stand. Irgendwie hatte ihn der Dämon verändert, sodass sein Körper keine Energiezufuhr mehr benötigte.
    Oder doch? Sein Magen fühlte sich seltsam hohl an, unendlich leer. Er knurrte.
    Was war nur mit ihm los? Was geschah mit ihm? Alles rauschte in ihn, aus ihm heraus, an ihm vorbei, um ihn herum, und er ertrank in der Flut der Eindrücke, schwamm, erhob sich, drohte unterzugehen, ruderte mit den Armen, schwamm…
    Als das Chaos endlich nachließ, das schreckliche und herrliche Chaos, konnte er sich die Fragen selbst beantworten. Er wusste, was mit und in ihm vorgegangen war.
    Der

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