0847 - Shango
das Tor zur Seite.
Als die Lücke groß genug für uns war, betraten wir den Bunker. Kein Sonnenlicht, nur Lampen an der Decke, die einen kalten Schein abgaben, der sich wiederum auf dem Boden fing und dort einen schalen Glanz hinterlassen hatte.
Durch einen kahlen Gang wurden wir zu Guldas Büro geführt. Ich entdeckte mehrere Türen aus Stahl, die sich automatisch öffneten und auch wieder schlossen. An den Wänden hing nichts. Es war kein Gemälde zu sehen, und ich wünschte mir förmlich, daß ein Sprayer hier eine Botschaft hinterlassen hatte.
Gulda erwartete uns bereits. Er saß hinter seinem Schreibtisch. Als wir eintraten, erhob er sich. Ein massiger Mann, von der Statur her genau der richtige Typ, um hier den Chef zu spielen. Abe Douglas hatte uns auf dem Weg hierher einiges über ihn berichtet. So wußten wir, daß sich das Militär von einem Sergeant Gulda getrennt hatte, weil er durch sein Verhalten für die Armee nicht mehr tragbar gewesen war.
»Vorsicht, treten Sie nicht in das Blut«, sagte er und wies vor unsere Füße.
Wir hatten die Blutflecken bereits entdeckt.
»Was war los?« fragte Abe.
»Das erzähle ich Ihnen gleich.«
Wir stellten uns vor. Gulda gab uns abwechselnd die Hand, und ich merkte, daß dieser Mann nicht so sicher war, wie es äußerlich den Anschein hatte.
Von ihm hätte ich einen brutalen Blick erwartet, statt dessen bewegte er seine Augen unstet. Er wirkte wie ein Mensch, der mit Problemen zu kämpfen hatte.
Es gab nicht genügend Stühle, nur einen. Für den entschied sich keiner von uns, und so blieben wir stehen.
»Hätte nicht gedacht, Douglas, daß wir uns so schnell wiedersehen. Alle Achtung.«
»Es lag an den Umständen.«
Gulda war etwas verlegen und schabte über sein kaum vorhandenes Haar. »Wir haben zwar telefoniert, aber von den genauen Umständen sagten Sie nichts.«
»Es stimmt. Bewußt nicht.«
»Gut, aber jetzt.«
»Ja.« Douglas berichtete weiter. Er sprach von den drei Morden, die in New York passiert waren, und er vergaß auch den Namen Shango nicht. Bei seiner Erwähnung schrak Gulda zusammen. Mit der Zungenspitze feuchtete er seine Lippen an, möglicherweise eine Geste der Verlegenheit. Er ließ Douglas weiterreden und senkte den Kopf, als er hörte, daß wir erpreßt wurden.
»Er soll freigelassen werden!« erklärte der G-man noch einmal mit Nachdruck. »Wenn nicht, wird es noch mehr Tote geben. Die genaue Anzahl ist nicht abzusehen.«
»Ja, verstanden.« Gulda verbarg sekundenlang sein Gesicht in den Händen. Anschließend sagte er:
»Sie sind also zu mir gekommen, damit ich Ihnen helfen soll.«
»Zumindest müssen wir gemeinsam überlegen, was zu tun ist und wie wir vorgehen werden.«
»Dazu haben Sie die beiden Männer mitgebracht.«
»Unter anderem.«
»Was wollen Sie?« Gulda sprach uns direkt an.
»Shango fangen!« sagte Suko.
Der Wächter lächelte. »Ihn?«
»Wen sonst?«
»Und was ist mit Cabal?«
»Wenn Shango nicht mehr ist, erledigt sich dieses Problem von allein, Mr. Gulda.«
Der Mann lachte laut. Er lachte uns nicht aus, es hörte sich an, als traute er uns nicht zu, einen Erfolg zu erringen. »Da sind sie auf dem falschen Dampfer, Gentlemen. Ich glaube nicht, daß Sie das schaffen werden.«
»Und warum denken Sie so?«
»Weil dieser Shango schon hier ist!«
Mit dieser Bemerkung hatte er uns überrascht. Ich straffte mich unwillkürlich. Abe reagierte anders, er schaute sich um, als hielte sich der Killer hier versteckt. Nur Suko blieb gelassen, als er meinte:
»Er ist also hier gewesen?«
»Nicht nur das, er muß noch hier sein, und er hat seine Spuren hinterlassen.«
»Das Blut?«
»Gut gefolgert - ja.«
»Dann stand er Ihnen gegenüber?« fragte ich.
»Klar.«
»Und sie leben noch?«
»Er war ja nicht direkt da!« erklärte Gulda. »Er… er… hat sich nur gezeigt und mir klargemacht, wozu er fähig ist. Das Blut hat er aus dem Maul seines zweiten Schädels ausgespuckt, ob Sie es glauben oder nicht, meine Herren.«
»Sie können uns das bestimmt genauer erklären!« forderte ihn Abe Douglas auf.
»Klar.« Gulda zündete sich eine Zigarre an und dachte nach. Während er paffte, sprach er. Seine Stimme zitterte noch in der Erinnerung dessen, was ihm widerfahren war, und wir glaubten ihm jedes Wort. Das konnte man sich nicht ausdenken, so etwas mußte man einfach erlebt haben. Zudem war Gulda nicht der Typ eines Geschichtenerzählers.
»Was sagen Sie jetzt?« fragte er. »Glauben Sie mir? Glauben
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