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0849 - Schattengesicht

0849 - Schattengesicht

Titel: 0849 - Schattengesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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einfach verschließen und öffnete die Faust wieder.
    Dann fiel mein Blick auf die gestreckte Hand, und ich sah das Gesicht dieses Mannes wie fein gezeichnet.
    Dünne Striche malten alles nach.
    Ich sah die Nase, die schmalen Lippen, ich sah auch die Augen, die lebten. Sie funkelten mich an.
    Böse und zugleich wissend. »Da bin ich wieder…«
    »Du kannst meinetwegen verschwinden!« keuchte ich.
    »Nein, ich bleibe.«
    »Was willst du?«
    »Ich habe dich beobachtet.«
    »Tatsächlich?«
    »Ja, und ich möchte dir ein Kompliment machen. Du hast dich gut gehalten. Du hast die Spur gefunden. Du hast Rosannas Geschichte gelesen, die tatsächlich die meiner Tochter Erica ist.«
    »Ja, das stimmt.« Ich schaute das Gesicht fest an. »Du hast sie in den Tod getrieben, nicht ich. Du hast deine eigene Tochter in den Tod geführt. Du kannst mir nicht die Schuld daran geben, sondern nur dir selbst.«
    »Unsinn, Sinclair…«
    »Es stimmt, ich habe es gelesen. Du hast nichts von den Gefühlen deiner Tochter gewußt. Du hast sie abgegeben, du hast sie einer Fremden überlassen, die sie großzog, und du hast mich irgendwann gerufen, damit ich sie retten soll. Aber warum? Warum sollte ich eine Fremde retten, zum Teufel?«
    Die Hand kribbelte mir wieder. Der Mund verzog sich zu einem Grinsen. »Weil ich es so wollte.«
    »Warum? Sie hat dir nichts bedeutet. Sie hat sich einmal gezeigt, aber du hast ihr keine Antwort auf die Fragen gegeben, was ihre Mutter angeht. Daran ist sie schließlich zerbrochen, und so bist du indirekt ihr Mörder.«
    Er grinste wieder. Ich hätte am liebsten in dieses Gesicht hineingestochen, dann aber hätte ich mich selbst verletzt und nur meine Hand getroffen.
    »Wer ist die Mutter?«
    »Finde es heraus.«
    »Was dann?«
    »Dann hast du die Lösung!«
    Ob es stimmte, wußte ich nicht. Es konnte sein. In diesem Fall lief vieles verkehrt, und dieser Zacharias spannte mich auf die Folter. Ich wollte natürlich nicht so lange warten und ihm das auch erklären, aber seine Flüsterstimme kam mir zuvor.
    »Hör zu, Sinclair. Ich bin derjenige, der hier herrscht. Ich bin der Mann der Legenden. Was ich will, geschieht. Du hast mir den Kampf angesagt, und ich habe ihn angenommen, das sollte dir auch klar sein, mein Freund. Ich habe ihn angenommen, weil ich noch gewisse Dinge zu regeln habe.«
    »Welche?«
    Er lachte böse.
    Ich tastete schon nach meinem Kreuz, als die Hand innen blasser wurde. Das Gesicht war dabei, sich aufzulösen, und dann hörte ich schon das Flüstern. »Ich bin immer da, aber ich bin nicht allein. Denk daran, daß ich noch Helfer habe. Sie haben nicht vergessen, was du ihnen angetan hast, Sinclair.«
    Lange brauchte ich über diese Bemerkung nicht nachzudenken, um eine Lösung zu finden. Ich wußte sie, denn mit diesen Worten hatte er mir indirekt erklärt, daß Jane Collins möglicherweise doch nicht geträumt hatte.
    Ich bekam es mit der Angst zu tun.
    Plötzlich zitterte ich.
    Das Gesicht war aus meiner Hand verschwunden. Nicht aber die Gefahr. Und die konnte nur Jane und Lady Sarah Goldwyn gelten.
    In diesem Dachgeschoß hielt mich nichts mehr…
    Sarah Goldwyn wußte genau, daß es für einen Fluchtversuch zu spät war. Sie hätte sich damit nicht nur sich, sondern auch Jane in eine noch größere Gefahr gebracht. Wie eine Schlafwandlerin betrat sie das Zimmer, und die verdammte Bemerkung klang noch immer in ihren Ohren nach. Die Horror-Oma wußte genau, daß sie nicht nur als Feindin gehandelt wurde, sondern schon als Todfeindin, denn dieser Zwerg kannte keine Gnade. Sie war sich da völlig sicher, obwohl sie von ihm nicht viel sehen konnte. Seine glänzenden Augen und die leicht reflektierende Machetenklinge reichten völlig aus.
    Jetzt hätte sich Sarah eine zehnfache Größe des Zimmers gewünscht, um nicht so schnell den Ort zu erreichen, wo auch der Zwerg hockte. Er hatte sich auf die untere Hälfte des Betts gesetzt, und sein Gewicht drückte auf die von dem Laken verdeckten Beine der Detektivin. Jane lag auf dem Rücken.
    Erstens wagte sie es nicht, sich zu rühren, zweitens konnte sie es nicht. Hätte sie den Kopf angehoben, so wäre sie mit der dünnen Haut an der Kehle genau an der Klinge entlanggestreift, die dann ihren Hals durchgetrennt hätte.
    Dem Zwerg schien es Spaß zu bereiten, zwei Menschen unter Kontrolle zu halten. Er lachte meckernd, sein Mund war in die Breite gezogen, die Augen funkelten in verschiedenen düsteren Farben, als hätte man sie lackiert.
    »Nicht

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