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0849 - Sprung über den Abgrund

Titel: 0849 - Sprung über den Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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stieß einen halblauten Schrei aus und blieb stehen.
    Sie wollte erleichtert aufatmen, als sie den Mann erkannte. Aber es war etwas in seinem Blick, das sie stutzig machte.
    „Claus! Du hast mich erschreckt!" beschwerte sie sich.
    Der vierschrötige Anführer der Bosketch-Gruppe grinste.
    „Das wollte ich nicht, Marboo", antwortete er. „Glaub mir: das letzte, woran mir liegt, ist, dich zu erschrecken."
    „Was suchst du hier?" fragte Marboo unsicher und versuchte, sich einzureden, das merkwürdige Glitzern in Bosketchs Augen komme von der schlechten Beleuchtung her.
    „Eigentlich wollte ich nur beobachten, wie ihr euch nach Luna absetzt", erklärte er. „Aber dann sah ich dich, und plötzlich kam mir ein Gedanke."
    „Was für ein Gedanke?"
    „Sag - bin ich wirklich häßlich?"
    „Nein ... natürlich nicht", antwortete Marboo verwirrt. „Warum ...?"
    Sie schalt sich eine Närrin, daß sie sich auf eine solche Unterhaltung überhaupt einließ. Entschlossen machte sie eine Wendung zur Seite.
    „Ich glaube, ich habe mich verlaufen", sagte sie. „Es wird Zeit, daß ich umkehre!"
    In diesem Augenblick griff Bosketch nach ihr. Seine schwere Hand legte sich auf ihre Schulter. Der Daumen drückte gegen das Schulterblatt. Marboo schrie vor Schmerz auf.
    „Du bleibst bei mir!" sagte der Stiernackige mit rauer Stimme.
    „Die wenigen Tage, die wir noch zu leben haben, wirst du mir helfen, mein Leben zu verschönern."
     
    *
     
    Allmählich begann Marboo zu begreifen. Sie entwand sich dem schmerzenden Griff. Claus Bosketch ließ sie gewähren, als er sah, daß sie keine Anstalten machte davonzulaufen.
    „Claus, du begehst einen schweren Fehler!" sagte sie.
    „Wir werden alle überleben, und hinterher wird man dich zur Rechenschaft ziehen!"
    Bosketch stieß ein häßliches Lachen aus.
    „Niemand wird überleben!" rief er. „Wir gehen alle vor die Hunde! Ich habe die ganze Zeit über den Furchtlosen gespielt. Aber glaubst du, mir seien die Augen nicht aufgegangen, als ich über Ulan Bator flog? Es wird noch mehr Wirbel geben.
    Sie werden immer häufiger auftreten und immer wuchtiger werden. Sie werden uns alle umbringen, noch lange bevor die Erde in das Schwarze Loch stürzt! Und Luna? Luna wird auseinanderbrechen - Paratronschirm oder nicht.
    Denn solchen Gewalten, wie sie hier am Werk sind, kann Menschenmacht nicht widerstehen."
    Marboo musterte den Mann, der sich in einen fast hysterischen Eifer hineingeredet hatte.
    „Claus - du bist verrückt!" entfuhr es ihr.
    Da schlug er zu. Die schwere Hand traf sie mitten ins Gesicht. Halb benommen torkelte sie gegen die Wand.
    Etwas Warmes rann ihr über die Wange. Sie wollte es wegwischen und starrte ungläubig auf die Hand.
    Blut!
    „Sag das nie wieder!" schrie Bosketch. „Ihr habt immer geglaubt, ihr seid soviel besser als ich! Und wenn ihr mit mir spracht, dann nanntet ihr mich dumm oder häßlich oder verbohrt!
    Das ist jetzt vorbei! Du wirst mit Respekt zu mir sprechen, verstanden? Du wirst dir jedes deiner Worte sorgfältig überlegen! Nur so kommen wir friedlich miteinander aus."
    Marboo verbiß den Schmerz. Sie richtete sich auf. Im Augenblick, das erkannte sie klar, ließ sich gegen Bosketch nichts unternehmen. Sie war unbewaffnet.
    Bosketch trug einen Schocker. Er würde ihn kaum brauchen. In dieser Auseinandersetzung war seine Bärenkraft eine durchaus ausreichende Waffe.
    „Ich werde vorsichtig sein, Claus", versprach Marboo. „Was hast du jetzt vor?"
    Er war sofort besänftigt. Sein Grinsen wirkte sogar freundlich.
    „Ich habe ein Nest für uns vorbereitet, mein Täubchen! Dort werden wir unsere letzten Tage verbringen - in dem Stil, den ich mir immer schon gewünscht habe!"
    Er ließ sie vor sich hergehen. Es ging immer tiefer in den halbdunklen Korridor hinein. Soweit hatte sich Marboo noch nie von den bewohnten Teilen des alten Kommandozentrums entfernt. Bosketch dagegen schien sich hier gut auszukennen. Er änderte ein paar Mal die Richtung, und schließlich gelangten sie an eine lange, gewundene Rampe, die zur Oberwelt hinaufführte.
    Unterwegs überdachte Marboo ihre Lage. Bosketch hatte ursprünglich nur beobachten wollen, wie die Männer und Frauen der Patrouille durch den Transmitter gingen.
    Auf den Gedanken, sie zu entführen, war er erst gekommen, als er sie auf sich zukommen sah. Das klang plausibel. Wieso aber hatte er dann ein Nest, wie er es nannte, schon vorbereitet?
    Marboo kam zu dem Schluß, daß Bosketch das ganze Unternehmen

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