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0849 - Sprung über den Abgrund

Titel: 0849 - Sprung über den Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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erkennen, ob er Marboo glaubte.
    „Sieh dort ins Tal hinunter!" forderte er sie auf. „Das war einer von den Wirbeln. Nicht einer, der die Erde erschüttert, sondern einer, der die Luft aufwühlt."
    Marboos Blick folgte seinem Wink. Das herrliche, frische Grün war verschwunden. Ein häßlicher Mantel aus grauem Staub bedeckte das ganze Tal.
    „Die Zeichen werden immer deutlicher!" rief Claus Bosketch mit einer Stimme, die deutlich machte, daß er sich für einen Propheten hielt. „Immer mehr Wirbel werden kommen, und einer davon wird uns schließlich auslöschen!"
     
    *
     
    Walik Kauk nahm an, daß sich Marboo irgendwo versteckt hielt, bis sie sicher war, daß es keine Transmitterverbindung mit Luna mehr gab. Er rief über Interkom nach ihr.
    Er gab ihr zu verstehen, daß die Transmitterstraßen bereits gekappt worden seien. Dann wartete er eine Stunde lang.
    Als er auch bis dahin noch nichts von Marboo gehört hatte, war er sich darüber im klaren, daß hier ein ernsteres Problem vorlag, als er sich bisher hatte eingestehen wollen.
    Die Bosketch-Leute hatten ihre Quartiere noch immer entlang der großen Nord-Süd-Achse, wo sie sich einquartiert hatten, kurz bevor drei Milliarden Konzepte auf der Erde materialisierten.
    Walik rief dort an. Auf dem Bildschirm erschien Ver Bix' Gesicht. Ver Bix war früher Höhlenforscher gewesen und hatte sich Claus Bosketchs Gruppe angeschlossen, als diese über die Alpen nach Norden zog. Während der Invasion der Konzepte war er mit Jentho Kanthall aneinandergeraten und hatte dabei den kürzeren gezogen.
    Die Niederlage mußte irgend etwas in seinem bis dahin verwirrten Gemüt zurechtgerückt haben.
    Seit jenem Tag war er ein Mann, mit dem man vernünftig reden konnte. Zwar hatte auch er nicht widersprochen, als Bosketch entschied, daß von seiner Gruppe niemand nach Lufta flüchten werde.
    Aber das mochte er getan haben, um Bosketchs Autorität nicht zu untergraben und die Einheit der Gruppe zu wahren.
    Ver Bix schien verwundert über den Anruf.
    „Was gibt's?" fragte er. „Ist die Evakuierung abgeschlossen?"
    „Ja. Und jemand ist dabei verlorengegangen. Ich möchte Bosketch sprechen."
    Ver Bix, ein Hüne von Gestalt, fuhr sich mit der Hand über die Stirn. Er wirkte besorgt.
    „Ich habe Claus seit heute Mittag nicht mehr gesehen", sagte er. „Niemand weiß, wohin er verschwunden ist."
    „Wer führt die Gruppe in seiner Abwesenheit?"
    „Ich nehme an, ich", antwortete Ver Bix.
    „Du nimmst an ...?"
    Bix machte eine Ungewisse Geste.
    „Wir sind ein ziemlich lockerer Verein", versuchte er, sich zu entschuldigen. „Wir haben nie viel von Vorschriften und Satzungen gehalten. Außerdem war Bosketch noch nie verschwunden.
    Im Augenblick jedenfalls hört hier alles auf mein Kommando - falls ich mal eines zu geben habe."
    Walik Kauk war sehr ernst.
    „Ver - Marboo ist verschwunden!"
    Der Höhlenforscher erschrak.
    „Sie ist nicht auf Luna?"
    „Nein. Ich nehme an, daß sie sich um die Evakuierung drücken wollte, weil sie bei mir sein möchte. Ich dachte, sie hielte sich irgendwo versteckt. Ich habe nach ihr gerufen.
    Sie meldet sich nicht. Ich mache mir Sorgen um sie."
    „Wir helfen, wo wir können", versprach Ver Bix eifrig. „Was sollen wir tun?"
    „Sie hält sich nicht etwa bei euch versteckt?" fragte Walik.
    „Ich bin sicher, ich hätte davon erfahren", erklärte Bix. „Aber ich frage noch mal nach."
    „Laß mich wissen, was du dabei herausfindest", bat Walik. „Ob sie irgendwo gesehen worden ist, ob sie zu irgend jemand etwas gesagt hat, was über ihre Pläne Aufschluß gibt - und so weiter."
    Ver Bix lächelte matt und nickte.
    „Ich melde mich sofort wieder", versicherte er.
     
    *
     
    Während Walik Kauk vor dem Radiokom auf Ver Bix' Anruf wartete, gingen ihm mancherlei Gedanken durch den Sinn.
    Er machte sich Vorwürfe, daß er Marboo so einfach weggeschickt hatte. Er hätte sich denken können, daß es ihr schwerfiel, sich in diesen gefährlichen Tagen von ihm zu trennen.
    Ihre Verbindung war eine überaus enge. Es hatte Zeiten in Waliks Leben gegeben, da war er überzeugt gewesen, Liebe, wie er sie für Marboo und sie für ihn empfand, sei die Erfindung altmodischer Spintisierer.
    Es hatte der Erfahrung am eigenen Leib bedurft, ihn zu überzeugen, daß echte Zuneigung tatsächlich eine ausreichende Grundlage für eine Ehe bilden könne.
    Soviel Angst wie in diesen Minuten hatte er schon lange nicht mehr empfunden.
    Er fühlte sich hilflos. Zu diesem

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