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0849 - Sprung über den Abgrund

Titel: 0849 - Sprung über den Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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hat!"
    Walik Kauk war aufgesprungen.
    „Wo liegt die Villa?" rief er.
    „Im Südwesten. Etwa achtzig Kilometer von der Stadt entfernt, in einem als anmutig bezeichneten Tal."
    Waliks Finger glitten über die Tasten des Radiokom. Ver Bix meldete sich.
    „Seid ihr fertig?" herrschte Walik ihn an.
    „So gut wie", lautete die Antwort.
    „Wir haben eine Spur!" stieß Walik hervor. „Die Villa des Obmanns, achtzig Kilometer südlich der Stadt. Augustus wird uns führen. Ich übernehme das Kommando. Ihr seid in zehn Minuten startbereit. Ist das klar?"
    „Wir sind startbereit", versicherte Ver Bix.
    Walik legte den Gurt um. In die dafür vorgesehenen Futterale schob er einen Schocker und einen mittelschweren Blaster. Augustus war ebenfalls bewaffnet. Der Mann und der Roboter waren auf dem Weg zum Ausgang, als sich der Hyperkom meldete. Walik Kauk zögerte eine Sekunde. Dann kehrte er um. Er schaltete den Empfänger ein und erblickte Jentho Kanthall.
    „Wir haben schlechte Nachrichten, Walik", sagte der Kommandant der Terra-Patrouille ohne weitere Einleitung. „Medaillon beschleunigt den Zerfallsprozeß."
    Walik gab sich keine Mühe, seine Ungeduld zu verbergen.
    „Claus Bosketch hat Marboo entführt!" knurrte er. „Ich bin ihm auf der Spur. Können deine Nachrichten warten?"
    In Jentho Kanthalls Gesicht regte sich kaum ein Muskel.
    „Nein", erwiderte er kalt. „Ich habe Payne Hamiller neben mir.
    Er wird zu dir sprechen. Am besten, du nimmst ernst, was er zu sagen hat!"
    Walik Kauk stand starr, während Payne Hamiller auf der Bildfläche erschien.
    Das Bild war schlecht. Medaillon hatte begonnen, die Hyperfunkkanäle zu stören.
    „Die sterbende Sonne ist in ein Stadium dramatischer Entwicklung eingetreten", erklärte der junge Wissenschaftler.
    „Der Zerfall hat sich binnen weniger Stunden auf ein Tausendfaches seiner ursprünglichen Geschwindigkeit beschleunigt. Wir hatten bislang angenommen, es würden noch ein paar Wochen vergehen, bis Medaillon sich in ein „black hole" verwandelt. Jetzt können wir nur noch von Stunden sprechen. Damit ist auch der letzte Zweifel beseitigt, daß der Zerfallsprozeß von außen her manipuliert wird."
    Walik sah den Wissenschaftler fassungslos an.
    „Das erzählen Sie mir jetzt?" stieß er hervor. „Mann! Wissen Sie nicht, daß meine Frau entführt worden ist?
    Daß Marboo in jeder Sekunde etwas zustoßen kann, während Sie mich hier aufhalten? Ich muß hinaus ..."
    „Das ist es eben!" schrie Payne Hamiller ihn an. „Sie können nicht hinaus! Sie überleben die Nacht im Freien nicht!"
    Hamillers Wutausbruch kam für Walik so überraschend, daß es ihm die Sprache verschlug. Er hatte sich den Wissenschaftler nie als einen Mann vorgestellt, der zornig werden konnte.
    Walik erkannte, daß die Sorge um Marboo ihm den Verstand zu trüben begann. Er riß sich zusammen.
    „Wenn auch nur die geringste Überlebenschance besteht, Hamiller", sagte er, „werde ich trotzdem gehen. Ich kann Marboo in dieser Stunde nicht allein lassen. Wie steht es damit? Habe ich eine Chance?"
    „Es wird eine Weltuntergangsnacht werden, Kauk!" warnte ihn der Wissenschaftler. „G-Wirbel, Sturm, Kälte, Erdbeben. Sie werden die Sonne morgen früh nicht mehr aufgehen sehen, weil sie bis dahin endgültig erkaltet ist. Wenn Sie am Leben bleiben, haben Sie Glück."
    Walik Kauk war gefaßt.
    „Ich danke Ihnen", antwortete er, „Ich gebe mir Mühe, kein Menschenleben unnütz zu gefährden."
    Payne Hamillers Bild zerflatterte. Walik Kauk schaltete den Empfänger ab. Ein oder zwei Sekunden lang stand er zögernd, mit hängenden Schultern. Dann wandte er sich zu Augustus um.
    „Los, wir gehen!" befahl er.
    Im unterirdischen Fahrzeughangar suchte er sich einen Hochleistungsgleiter aus, der mit einem Schirmfeldgenerator ausgestattet war. Er setzte sich ans Steuer.
    Das Fahrzeug glitt den Ausfahrtstollen hinauf. Das Schott fuhr zur Seite. Die Stabilisatoren fuhren auf Vollast. Trotzdem wurde der Gleiter geschüttelt wie ein Luftballon im Wind, sobald er die schützende Hülle des Stollens verlassen hatte.
    In der Stadt brannten nur wenige Lichter. NATHAN sparte Energie. Walik sah Bäume, die sich unter der Wucht des Sturmes fast bis zum Boden bogen.
    Er warf einen Blick auf das Außenthermometer und nahm zur Kenntnis, daß die Temperatur in diesem Augenblick bereits mehrere Grad unter dem Gefrierpunkt lag.
    „Sobald der Wind nachläßt", sagte Augustus, „wird es zu schneien anfangen."
    Walik Kauk

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