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0849 - Sprung über den Abgrund

Titel: 0849 - Sprung über den Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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überließ die Lenkung des bockenden Fahrzeugs dem Autopiloten. Der Kurs war auf das Quartier der Bosketch-Gruppe an der Nord-Süd-Achse eingestellt.
     
    *
     
    Claus Bosketch führte Marboo in einen großen Raum im Erdgeschoß. Als die Tür sich öffnete, ergoß sich eine wahre Lichtflut über die kostbare Einrichtung. In der Mitte des Raumes stand ein mächtiger Tisch. Er war mit großer Sorgfalt für zwei Personen gedeckt. Tisch, Stühle und das übrige Mobiliar entstammten einer längst vergangenen Epoche und befanden sich dennoch in überaus gepflegtem Zustand.
    Ein paar Augenblicke lang vergaß Marboo ihren Kummer und bewunderte die Pracht eines verlorenen Zeitalters.
    „Der Mann, dem dieses Haus gehörte, verstand zu leben", polterte Claus Bosketch. „Weiß der Himmel, er muß in Geld geschwommen haben!"
    Er klatschte zweimal in die Hände. Daraufhin öffnete sich zu beiden Seiten des Raumes je eine Tür.
    Zwei Roboter traten hervor, altmodische Konstruktionen, denen der längst verblichene Konstrukteur ein menschenähnliches Aussehen hatte verleihen wollen.
    „Was wünscht unser Herr?" erkundigte sich eine der Maschinen.
    Der Robot sprach Interkosmo. Die Ausdrucksweise war geschraubt und altmodisch. Der Satzbau verwendete den Fragemodus, den das heutige Interkosmo nicht mehr kannte.
    „Beginnt zu servieren!" rief Claus Bosketsch. „Das Fest nimmt seinen Anfang!"
    Er wies Marboo einen Stuhl an. Er selbst saß auf der gegenüberliegenden Seite des Tisches. Der Abstand gab Marboo ein gewisses Gefühl der Sicherheit.
    Sie blickte sich verstohlen um. Der Raum besaß vier Türen und ein breites, hohes Fenster. Solange Bosketchs Wachsamkeit nicht nachließ, war es fast unmöglich, von hier zu entkommen. Sie mußte ihn ablenken.
    Die Roboter begannen aufzutragen. Einer von ihnen setzte eine dampfende Schüssel vor Marboo und lüftete mit einem pompösen Ruck den hochgewölbten Deckel.
    Marboo warf einen Blick auf den Inhalt der Schüssel und fuhr entsetzt zurück. Vor ihr lag ein Tier, das aussah wie eine Kreuzung zwischen einer Ratte und einem Armadill.
    Es war in keiner Weise vorbereitet. Kopf und Schwanz waren unversehrt vorhanden, und die Hitze des Kochvorgangs hatte die langen, grauen Haare des Fells zu einer unansehnlichen Masse verklebt.
    Claus Bosketch lachte schallend, als er den Abscheu auf Marboos Gesicht sah.
    „Ich weiß, mein Täubchen", rief er, „das sieht nicht so delikat aus, wie du es gewohnt bist. Aber der Herr, dem dieses Haus früher gehörte, hat es gegessen, und ich habe es gekostet. Es schmeckt wirklich ausgezeichnet!"
    „Was ... was ist es?" stotterte Marboo.
    „Ich weiß es nicht. Hunderte dieser Tiere liegen im Tiefkühllager. Auf den Packungen steht, daß sie unbegrenzt haltbar sind. Es muß sich um Delikatessen handeln, denn auf der Erde ist dieses Viehzeug sicher nicht gewachsen."
    Da dämmerte es Marboo. Sie erinnerte sich an Geschichten, die sie gehört hatte, bevor die Erde in den Schlund gestürzt war. Über den Obmann von Plophos und seine abenteuerlichen Gewohnheiten.
    Vor ihr lag eine plophosische Gürtelratte, eingefroren und nach Terra verschickt vor mehr als eintausend Jahren!
    Der Roboter stand neben ihr und schien auf ihre Entscheidung zu warten. Mit einer entschlossenen Bewegung schob sie ihren Teller zurück.
    „Ich werde keinen Bissen davon anrühren!" erklärte sie.
    Abermals lachte Claus Bosketch. Inzwischen hatte er zu essen begonnen. Mit vollem Mund wies er den Robot an: „Hat keinen Sinn, das kostbare Zeug verderben zu lassen! Bring's zu mir her!"
    Marboo schauderte vor Ekel. Er ist wirklich verrückt, dachte sie entsetzt.
     
    *
     
    Wie ein Schiff auf stürmischer See arbeitete sich der schwere Gleiter an das Gebäude heran, in dem sich das Hauptquartier der Bosketch-Gruppe befand.
    Der Autopilot dirigierte das Fahrzeug bis unmittelbar an den Eingang. Das Luk fuhr auf. Walik Kauk sprang hinaus. Es dauerte nur eine Sekunde, bis die Tür sich öffnete. Aber in dieser kurzen Zeit hätte der Sturm Walik um ein Haar mit sich fortgetragen.
    Drinnen, in einem saalartigen Raum, war Ver Bix mit den meisten seiner Leute versammelt. Die Menge zählte etwa achtzig Köpfe und bestand zur Hälfte aus Frauen. Nur die Kinder und ein paar Alte befanden sich noch in ihren Quartieren.
    „Seid ihr bereit?" rief Walik.
    „Wir sind bereit", antwortete Ver Bix.
    „Was für Fahrzeuge habt ihr?"
    „Gleiter", lautete die Antwort. „Alle möglichen

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