085 - Flitterwochen mit dem Tod
zum dunklen Nebengebäude hinüberzugehen und nachzusehen, ob, die Leichen noch dort lagen oder standen.
Nein, sagte er sich und zündete sich ungeduldig die nächste Zigarette an, es war wirklich nicht notwendig, Coco zu warnen. Sie würde wohl noch immer unsicher sein, ob er ihr nachgeflogen war oder nicht.
Kurze Zeit später erschien der erste Wagen. Es war der silbergraue Rolls, aus dem Dr. Kern kletterte und in beträchtlicher Eile die dekorierten Stufen hinauflief.
Dorian wartete ruhig und sagte sich zum tausendsten Mal, daß er binnen einiger Stunden das Geheimnis der Untoten dort drüben würde gelöst haben. Der Rolls kurvte um die gelbgraue Fassade des Schlößchens herum und verließ wieder den Schloßpark.
Einige Gruppen von Parkwächtern oder Angestellten der Schloßverwaltung standen herum und tauschten ihre Meinungen über diese Vorbereitungen aus.
Dann kamen in schneller Folge die anderen Wagen. Die Musik begann zu spielen. Dorian wußte, daß ein Discjockey Platten und Bänder in einem kleinen Nebenraum abspielte. Überall waren Lautsprecher versteckt.
Ganz langsam schlenderte Dorian näher und richtete es so ein, daß er bis zuletzt im Schatten blieb und so gut wie unsichtbar. Er merkte es schon beim ersten Paar, das vom ahnungslosen Dr. Kern mit entsprechender Überschwenglichkeit begrüßt wurde.
Ein Normaler und ein Dämon, stellte Dorian staunend fest und trat verwirrt den Zigarettenstummel im Kies aus.
Er hörte den Großteil dessen, was Kern zu sagen hatte, und auch die Namen, die kleinen Scherze und die Antworten. Ein paar Namen sagten ihm etwas. Er mußte seine Vorstellung korrigieren, daß alte Geschlechter keine lebenden, oder besser, existierenden dämonischen Angehörigen mehr hatten. Geldadel, echter Adel, wenige alte Herrschaften, meist Dämonen, die jung aussahen, und Menschen im gleichen Alter - sie alle entstiegen den Luxuslimousinen. Bisher bestand jedes Paar aus einem Sterblichen, der mit Sicherheit völlig ahnungslos war, und einem Dämonen oder einer Dämonin.
Die Geschöpfe der Finsternis hatten sich hervorragend maskiert.
Ein bildschöner Jaguar, der zwischen den lodernden Fackeln der Anfahrt heranrollte, fesselte als siebzehnter Wagen Dorians Interesse. Er sah zu, wie Coco ausstieg. Sie begleitete ein gutaussehender junger Mann, der von Dr. Kern begrüßt wurde.
Als die beiden die Treppe hinaufgingen, hörte Dorian, wie Coco sagte: „Ich bin auch gewarnt worden. Sie wissen, daß dies ein dämonisches Gemetzel werden kann?"
War es jener Frank Deroy, der sie begleitete? fragte sich der Dämonenkiller.
Er hörte die Antwort nur unvollständig.
Der Junge lachte schallend und sagte: „Ich habe Feuer gefangen. Niemals werde ich eine zweite Chance haben, mit Ihnen ein solches Fest zu besuchen. Ich weiche nicht von Ihrer Seite, Coco." Sofort erkannte Dorian, daß dieser junge Mann ebenfalls ein Dämon war. Coco hatte sich bei ihm eingehängt. Zugegeben, die Tarnung war sorgfältiger und besser, aber Coco mußte einfach merken, daß dies kein normaler Mensch war.
Während die beiden die Treppe hinauf gingen, versuchte Dorian mit klopfendem Herzen festzustellen, ob Coco etwas gemerkt hatte oder nicht. Beide verschwanden zwischen Kerzen, Fackeln und Blumengebinden, ohne daß er Aufschluß erhalten hatte.
Selbst wenn sie es gemerkt hatte - ab jetzt gab es kein Zurück mehr.
Wo blieb Magnus Gunnarsson?
Die Geduld des Dämonenkillers wurde auf eine harte Probe gestellt. Im letzten Wagen saß Magnus Gunnarsson, der einer bildschönen rothaarigen Dämonin aus den Polstern half. Er blieb noch vor der untersten Stufe stehen und drehte sich langsam um, als ob er etwas oder jemanden suchen würde. Dorian war überzeugt, daß er diesem langen Blick der scharfen Augen nicht entgangen war.
Die Rolle des Isländers wurde noch undurchsichtiger. Schließlich drehte sich Magnus wieder um und ließ zu, daß ihn Dr. Kern, noch nervöser als vor vierzig Minuten, überschwenglich begrüßte.
Der schwarze Mercedes mit dem flüsternden Sechslitermotor fuhr davon. Die Wagen parkten jenseits der Mauer. Diener eilten und schlossen das Tor, das schauerlich in den Angeln kreischte. Dorian grinste grimmig. Dr. Kern dachte eben auch nicht an alles.
Im Schloßsaal waren jetzt vierzig Personen versammelt, von denen ziemlich genau die Hälfte Dämonen waren. Der Höhepunkt, dem sämtliche Vorbereitungen Dr. Kerns, der Dämonen und Magnus Gunnarsson gegolten hatten, näherte sich. Dorian war
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