Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
085 - Flitterwochen mit dem Tod

085 - Flitterwochen mit dem Tod

Titel: 085 - Flitterwochen mit dem Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
Vom Netzwerk:
gespannt und zu allem bereit. Aber er zwang sich zur Geduld. Dort drinnen im festlich dekorierten Saal - eben wurde die Musik wesentlich leiser, und Kern begann mit seiner Ansprache - lauerten im Augenblick noch keine Gefahren für Coco. Trotzdem näherte sich Dorian dem Schlößchen. Er ging langsam bis zum Hintereingang und dort die Stufen hinauf. Über seinem Kopf hörte er ein schwirrendes Geräusch. Die ersten Fledermäuse hatten ihre dunklen Verstecke verlassen. Noch jagten sie nur nächtliche Insekten.

    Bisher hatten ihn sowohl die Diener als auch die Parkwächter als Teilnehmer der Veranstaltung angesehen. Jetzt würden sie zumindest sehr befremdet sein. Er stand auf einem breiten Barocksims und sah durch ein großes, rundes Fenster in den Saal hinein. Das Fenster war, der Wärme wegen, offen. Er verstand jedes Wort der sehr witzigen Begrüßungsrede, die Kern vom Blatt ablas; und er sah jeden einzelnen Teilnehmer.
    Dorian befand sich zwar im Schatten, aber wenn jemand die Front des Gebäudes aufmerksam betrachtete, war er nicht zu übersehen. Er legte sich eine passende Ausrede zurecht, die er jedermann gegenüber gebrauchen konnte; er wollte sagen, er wäre Privatdetektiv, der irgendwelchen kostbaren Schmuck oder die Trägerin desselben beschützte.
    Zufrieden über diese Erklärung wandte er sich wieder den Vorgängen im Saal zu. Prasselnder Beifall folgte, nachdem Dr. Kern seine wohlgesetzte Rede beendet hatte.
    „Ich bitte, es mir nachzumachen!" rief er und gab ein Zeichen.
    Die Musik brandete auf. Die vertrauten Klänge des Kaiserwalzers, obwohl bereits zu oft gespielt und an dieser Stelle und zu dieser Stunde schon fast kitschig, erfüllten den Saal, alle Räume des Schlosses. und hallten mühelos bis auf die Bundesstraße jenseits der Gartenmauer hinüber.
    Kern forderte eine hübsche junge Frau auf, seine Gattin oder Sekretärin, und die anderen Paare begannen ebenfalls zu tanzen.
    Dorian war fasziniert. Es war ein hinreißendes Bild. Hin und wieder nahm er jedoch wahr, wie sich Gesichtszüge verzerrten, wie Finger verstohlen über weiße Haut wanderten, wie sich die Dämonen im letzten Augenblick zusammenrissen und ihre Maske bewahrten. Coco tanzte mit zurückgeworfenem Kopf lachend mit einem grauäugigen Mann. Er sah auch Magnus, der mit einer jungen Frau - keiner Dämonin - quer durch den Saal schwebte und sich unauffällig einem Nebenausgang näherte. Als es für Dorian deutlich war, daß Gunnarsson den Saal verlassen wollte, kletterte er von seinem Ausguckposten herunter und schlug den Weg zum Seitengebäude ein.
    Magnus kam allein aus dem Schlößchen und ging mit sehr schnellen Schritten in das Stallgebäude hinüber. Dorian schlich vorsichtig näher. Inzwischen kannte er hier jeden Busch. Hinter den Bäumen schob sich der Vollmond hoch und warf sein bleiches Licht auf den Kanal und die Kieswege, deren Steinchen wie Silber zu glänzen begannen.
    Als der Dämonenkiller sich gerade einen Ruck gab und zur Tür laufen wollte, knarrten die rostigen Riegel.
    Schritte knirschten über den Kies. Gunnarsson kam zurück - wieder allein - und ging schnell zurück ins Schloß. Dorian wagte nicht, sich zu bewegen. Erst als sich zwischen ihm und Magnus einige Baumstämme befanden, stürzte er vorwärts und war mit einigen Sprüngen an der Tür. Er streckte eine Hand aus, um die Klinke niederzudrücken, aber da zuckte er zusammen und erstarrte mitten in der Bewegung. Er hörte wieder Schritte, dann die Stimme Gunnarssons, eine helle Frauenstimme und Geräusche, die ihm sagten, daß sich zwei Leute abseits des Schlosses getroffen hatten und miteinander sprachen. Der schnellere Schritt kam näher, der langsamere - männliche - entfernte sich und wurde nach drei Sekunden unhörbar.
    Dorian suchte einen Weg und folgte diesem dann. Er blieb in der Deckung der Stützsäulen und lief nach rechts, griff mit der Hand in das Holzspalier an der Mauer und sprang ins feuchte Gras. Dort verbarg er sich hinter einer Reihe von Büschen, die rechteckig kupiert waren.
    Die junge Frau, mit der Gunnarsson getanzt hatte, nicht die Rothaarige, die in seinem Wagen mitgefahren war, kam näher. Sie schien nicht im mindesten unsicher zu sein. Entweder hatte Gunnarsson sie hypnotisiert, oder sie wußte ganz genau, was sie erwartete. Dorian zögerte, einzugreifen. Er sah nicht ganz klar. Was wollte sie hier in dieser Leichenstätte?
    Die Tür wurde geöffnet. Die junge Frau mit der sorgfältig frisierten Hochfrisur ging in den Raum

Weitere Kostenlose Bücher