085 - Hexensabbat
Spielwarenabteilung. Da wurde sie auf ein
etwa achtjähriges Mädchen aufmerksam, das auf einem Podest hockte, auf dem in
Reih und Glied prächtig gekleidete Kasperlpuppen ausgelegt waren. Links neben
dem Podest war ein etwa einsfünfzig hohes
Kaspertheater auf gestellt. Der Vorhang war geöffnet, und als Kulisse war ein
Hintergrund aufgezogen, der eine Waldlichtung zeigte, darin eine Ruine, deren
hohle Fensterlöcher mit riesigen Spinnweben ausgefüllt waren. Die reizvolle
Fremde sprach das Kind an. »Die Puppen sind schön, nicht wahr ?«
Das Mädchen
blickte mit strahlenden Augen auf, nachdem es im ersten Augenblick
zusammengezuckt war, da sie fürchtete, sie wäre angesprochen worden, weil sie
eine der schönen Puppen berührt hatte.
Das Mädchen
mit dem blonden Pferdeschwanz nickte. »Ja, sie sind schön .«
Larry Brent
und Inspektor Tabbert standen hinter dem hohen Tisch, auf dem die Schachteln
und die Modelle von Plastikbausteinen aufgestapelt standen. Die platinblonde
Fremde war noch immer nicht auf ihre beiden geheimnisvollen Beobachter
aufmerksam geworden.
»Bist du ganz
allein hier ?« warf die Fremde ihr Netz aus.
» Hmm . Ich warte auf Vati. Der holt mich zur Lunchzeit immer
hier ab. Mutti bringt mich hierher, wenn sie zur Arbeit geht. Dann bringt mich
Vati zu einer Tante. Wenn ich hier bei den Puppen bin, weiß Mutti, daß ich
nicht davonlaufe .«
Die
Platinblonde lachte. »Du magst die Kasperpuppen wohl sehr? Besitzt du schon
welche ?«
Sie stand
jetzt vor dem Kind, daß Larry und auch der Inspektor das Mädchen nicht mehr
sehen konnten.
Die Fremde
nahm eine Puppe in die Hand. »Gefällt dir die ?« fragte
sie mit leise lockender Stimme.
»O ja«, sagte
das Mädchen nur.
»Ich schenke
sie dir. - Tust du mir einen kleinen Gefallen? Ich habe unten auf dem Parkplatz
mein Auto stehen. Würdest du mir eine der beiden Taschen nach unten tragen.
Dafür bekommst du dann auch deine Puppe .«
»Aber mein
Vati wird mich suchen .«
Die
Platinblonde trat ein wenig zur Seite. »Wann kommt er denn ?«
»Meistens um
zwölf Uhr.«
Bis dahin
waren es noch zehn Minuten.
»Da bist du
doch längst wieder zurück. « Die attraktive Dame wandte den Kopf und zeigte
hinüber zu der großen elektrischen Uhr über dem Aufzug.
»Hilfst du
mir ?«
»Ja, gerne.«
Das Mädchen sprang auf. »Darf ich mir die Puppe aussuchen ?«
»Aber
natürlich.«
Das war rasch
erledigt. Die Achtjährige wußte genau, was ihr Spaß machte. Sie suchte sich die
Gestalt von Robin Hood heraus. Mary Simpson tauchte in der Nähe der beiden
Männer auf als die Fremde mit dem Kind zur Kasse 27 ging. Hier bediente eine
andere Verkäuferin.
»Da stimmt
doch wieder etwas nicht«, zischte Mary Simpson und warf dem Inspektor einen
vielsagenden Blick zu. »Wollen Sie denn nicht eingreifen? «
»Wir werden
schon. Aber jetzt noch nicht«, antwortete Larry Brent anstelle des Inspektors.
»Scheuchen Sie bitte die Hühner nicht auf, Madam! Tun Sie so als wäre nichts!
Hier«, mit diesen Worten griff er in die große Schachtel mit den Metallautos,
»packen Sie mir das Wägelchen schnell ein. Ich werde schon jemand finden, dem
ich es bei Gelegenheit schenken kann .«
Mary Simpson
war verdutzt. Sie nickte eifrig, nahm das Modellauto und steckte es in eine
kleine Tüte. Larry zahlte den auf der Kasse angezeigten Betrag, schob die Tüte
mit dem kleinen Geschenk in seine Jackettasche und bedankte sich.
Gemeinsam mit
Tabbert ging er die Treppe hinab, als feststand, daß die fremde Dame und das
blonde Mädchen den Aufzug benutzten. Das Kind schleppte eine Tragtasche, und
ein nichteingeweihter Beobachter hätte keine Sekunde daran gezweifelt, daß hier
Mutter und Tochter einen Einkaufsbummel machten. Wären Larry Brent und Tabbert
nicht Zeuge geworden, auch ihnen wäre ohne das Vorspiel nichts aufgefallen.
Der Lift
rauschte nach unten.
Brent und
Tabbert beeilten sich, die Stufen hinabzukommen. Sie
kamen früher unten an, da der Aufzug in der 1. Etage des Kaufhauses hielt. Aus
beachtlicher Entfernung beobachteten beide Männer die Aufzugtür.
Kurz darauf
kam der Lift an. Unter den Menschen, die herausströmten, befanden sich auch die
rätselhafte Platinblonde und das Mädchen, das sie angesprochen hatte. Sie
verließen durch einen der zahlreichen Ausgänge das Kaufhaus. Tabbert und Brent
blieben in sicherer Entfernung. Alles wies darauf hin, daß die Fremde noch
nichts bemerkt hatte.
Der Wagen
stand in nicht allzu großer Entfernung. Das Kind trug
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