085 - Hexensabbat
Finsternis dahinter
zeichneten sich die Umrisse weiter entfernt stehender Behausungen ab, und ein
schwacher Lichtschein wies darauf hin, daß auch ganz hinten noch ein Häuschen
stand.
Ellen Seether steuerte den Minicooper auf einen freien Platz unter den Bäumen. Die roten Rücklichter und die
Scheinwerfer erloschen.
Morna
handelte. Sie legte den Rückwärtsgang ein und stieß den Fiat einige Meter in
eine dunkle Seitenstraße. Dann schaltete sie Motor und Lichter aus und verließ
eilends den Wagen.
Die
Dunkelheit war ihr bester Schutz. Die Schwedin hielt sich dicht an den
Häuserwänden, nutzte den Kernschatten der alten, offenbar nicht mehr benutzten
Kirche und konnte von hier aus sehen, wie Ellen und Candy Arm in Arm die Straße
überquerten und im Eingang des gleichen Hauses verschwanden wie das Paar zuvor.
Morna wartete
eine halbe Minute. Dann rückte sie die Umhängetasche auf ihrer Schulter
zurecht, näherte sich der Zauntür , öffnete sie und
ging den gleichen Weg wie Ellen und Candy. Die Schwedin war einzige, gespannte
Aufmerksamkeit. Sie wußte nicht, wie es weiter ging, aber sie war entschlossen.
Candys Weg zu verfolgen. Das rätselhafte »dritte Haus«, das im Denken mancher
Leute eine so große Rolle spielte, war gefunden. Nun hieß es, dort eindringen
und feststellen, ob das Verbotene, das Furchtbare, das man ahnte, auch Realität
war.
Von hinten
führte eine Tür in das Haus und eine zweite hinter einer Treppe in einen
Keller. Morna wurde die Entscheidung abgenommen als vor dem Haus noch ein Wagen
vorfuhr. Die Scheinwerfer wanderten über die Hauswand, dann hinüber zu den
dichtstehenden Bäumen und über die große Anzahl der bereits geparkten Wagen.
Neue
Besucher?
Ja!
Morna suchte
hinter einer Tanne Schutz. Von hier aus sah sie die drei Gestalten. Ein Mann
und zwei Frauen. Eine davon älter, die andere sehr jung. Es waren Lord und Lady Shanny und die platinblonde Schönheit Patsy!
Aufgrund der
Beschreibung, die Larry allein von der Platinblonden gegeben hatte, ahnte
Morna, wen sie vor sich hatte.
●
Die drei
Besucher gingen die Kellertreppe hinunter. Lord Shanny öffnete ohne anzuklopfen die dunkelgebeizte Tür. Sekundenlang fiel schwaches
Licht nach draußen. Flackernder Kerzenschein, der sich beim Luftzug der sich
öffnenden Tür stärker bewegte. Nur kurz hatte die Schwedin Gelegenheit zu
sehen, was sich abspielte.
Candy Marlowe
stand vor einer Art grob zusammengezimmertem Tisch, hinter dem eine vermummte
Gestalt stand, die Kleider des jungen Mädchens entgegennehmend. Candys Freundin
zog sich ebenfalls aus und empfing dafür eine schwarze, mönchsähnliche Kutte
mit einer weiten Kapuze. Candy, völlig nackt, erhielt ebenfalls ein solches
Gewand.
Die Kellertür
klappte leise zu. Das dunkle Holz verbarg die Szene, die sich dahinter weiter
abspielte. Morna schien es als sei ein Film gerissen, als hätte sie die Szene
auf einer Leinwand gesehen. Aber dies alles entsprach der Wirklichkeit! Ohne
sich länger zu besinnen, legte sie die Handtasche hinter den Stamm der Tanne.
Sie mußte auf ihre Smith & Wesson Laser verzichten, aber sie war nicht
bereit, ihre persönlichen Utensilien auszuhändigen. Es reichte, wenn sie ihre
Kleider abliefern mußte, wenn es hart auf hart ging, konnte sie sich auch nackt
noch immer den Rückzug sichern und gegen eine Horde wildgewordener Hexen mit
der Waffe zur Wehr setzen.
●
Sie verhielt
sich, als gehöre sie dazu.
Außer Morna
befand sich im Moment nur noch Patsy Taylor vor dem Tisch, schlüpfte nackt in
das schwarze Gewand und stülpte die weite Kapuze über ihren Kopf, so daß ihr
schmales, hübsches Gesicht von der abstehenden Kapuze völlig bedeckt wurde.
Das Mädchen
wandte sich um und folgte Lord und Lady Shanny , die
bereits am anderen Ende des geräumigen Kellers angelangt waren. Mit raschem
Blick erkannte die Schwedin, daß dort ein schmaler Gang irgendwo in die Tiefe
führte. Aus unwirklicher Ferne vernahm sie leises, rhythmisches-monotones
Trommeln, einen Rhythmus, der ins Blut ging.
Der Schwedin
wurde keine Frage gestellt, und sie mußte auch keinen Ausweis oder sonst
irgendeine Legitimation vorweisen. Wortlos ging die Szene über die Bühne.
Jeder, der über das, das sich hier abspielen sollte, Bescheid wußte, kam. Man
setzte voraus, daß er von irgendeinem Mitglied mündlich Bescheid bekommen
hatte. Morna Ulbrandson hatte richtig kombiniert.
Sie zog sich
ungeniert aus, und die vermummte, schweigsame Gestalt hinter
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