085 - Hexensabbat
durch den gepflegten Park nahm
und nach etwa einer Meile auf einen unbefestigten Pfad kam, der ebenfalls rund
eine Meile lang war. Es ging fast kerzengerade durch den Wald. Die Scheinwerfer
des Fiat stachen wie lange, bleiche Geisterfinger in
das Dunkel. Morna fuhr absichtlich voraus. Sie kannte einen Teil des Weges, den
Candy fahren mußte, falls sie das vorhatte, was die Schwedin vermutete.
Von einer
bestimmten Stelle an wollte sie sich dem Minicooper wieder anschließen, ohne daß Candy ahnte, wer sie verfolgte. In der Dunkelheit
war das leicht möglich.
Morna fuhr
mit ziemlich hohem Tempo, als sie endlich die asphaltierte Straße erreichte.
Rasch legte sie acht Meilen zurück. Dann kam die erste Kreuzung. X- GIRL-C
verlangsamte, fuhr rechts ab, drehte auf offener Straße, auf der weit und breit
kein anderes Fahrzeug zu sehen war, und parkte dann mit abgestelltem Motor und
dunklen Scheinwerfern am Straßenrand, nur einen Steinwurf weit von der
Hauptverkehrsstraße entfernt.
Während sie
wartete, registrierte sie nur zweimal ein Fahrzeug. Eines, das an ihr vorbeifuhr,
ein zweites, das aus entgegengesetzer Richtung von
London herkam. Erst zehn Minuten später tauchte der Mini auf. Die dunklen
Gestalten im Fond des Wagens blickten geradeaus. Selbst wenn eine von beiden
den Blick gewendet hätte, wäre es unmöglich gewesen, den am Straßenrand
geparkten Fiat zu sehen. Morna startete durch, als der Mini vorüber war. Sie
passierte dreißig Sekunden später die Kreuzung und bog nach rechts ab.
Sie hielt den
Abstand ziemlich gleich und näherte sich dem vorausfahrenden Wagen niemals zu
dicht. Nach einer Fahrt von zirka sechs Meilen kam eine Abzweigung, dann die
erste kleine Ortschaft, deren Häuser verstreut lagen.
Das
Ortsschild war kurz zu sehen. Morna war so schnell vorüber, daß sie nicht
wußte, ob die Farnham , Tarnham oder Barkham gelesen hatte. Sie wollte das bei
Gelegenheit überprüfen. Doch jetzt war wichtig, daß sie den Anschluß nicht
verpaßte. Sie mußte sich im stillen eingestehen, daß sie Candy unterschätzt und
auch die Situation mit falschen Augen gesehen hatte.
Candy und
Ellen waren eine andere Strecke gefahren, als Morna zunächst vermutet hatte.
Wäre sie ein paar Meilen weitergefahren, jene Strecke, die Candy des öfteren
benutzte, dann würde sie abermals den Anschluß verpaßt haben. Morna blies die
Backen auf und ließ hörbar die Luft über ihre Lippen streichen. Sie hatte noch
mal Glück gehabt.
Der Minicooper verschwand in einer dunklen Seitenstraße. Morna
folgte nach. In den schmalen Gassen, in denen viele Bäume gepflanzt waren, gab
es keine Laternen. Der Ort lag in völliger Finsternis. Morna wußte, daß dies
nichts Besonderes war. In den kleinen Ortschaften außerhalb der
neonbeleuchteten Riesenstadt London gab es keine Straßenbeleuchtungen.
Hin und
wieder brannte hinter vorgezogenen Vorhängen schwaches Licht. Auch einige
schmiedeeiserne Laternen beleuchteten gelegentlich den Eingang eines der
Häuschen, die schmuck und sauber in der Landschaft
standen.
Das Fahrzeug
von Morna bog nach links ab. In dem Licht der abgeblendeten Scheinwerfer sah
Morna eine alte, etwas heruntergekommene Kirche, die in tiefer Dunkelheit vor
ihr lag. Das Kirchenschiff war etwa doppelt so hoch wie die kleinen Häuser. An
den dunklen, rohen Mauern huschten die Scheinwerferlichter hinweg und stachen
ins Leere des weiten Himmels, der sich darüber in seiner funkelnden Pracht
spannte.
Von der
anderen Seite der schmalen Gasse kam ihnen ein Fahrzeug entgegen. Es bog nach
links ab und parkte neben anderen, die dunkel und versteckt unter den schwarzen
Wipfeln der Baumreihen standen.
Die Fahrerin
des Minicooper bremste. Morna sah das schon von
weitem. Sie hielt an. Von hier aus konnte sie genug sehen und erkennen, ob
Ellen ihr Auto ebenfalls in der Dunkelheit abstellte oder ob die Fahrt nur
durch den Ort irgendwo anders hinführte.
Im Licht der
Scheinwerfer des Minicooper wurde Morna gewahr, daß
ein Paar über die Straße eilte, ohne einen Blick nach links oder rechts zu
werfen. Es handelte sich offensichtlich um die Leute, die eben mit dem Auto vom
anderen Ortsende gekommen waren.
Sie gingen
auf ein etwas zurückversetzt stehendes, kleines dunkles Haus zu. Lautlos
schwang das niedrige Zauntor auf. Dunkelheit hüllte
die beiden Ankömmlinge ein.
»Das dritte
Haus«, murmelte die Schwedin. Jetzt fiel es ihr auf. Das zurückversetzte
Häuschen war das dritte von der Kirche aus gesehen. In der
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