085 - Hexensabbat
Kopf«, kam es spöttisch über die Lippen
des »Great Ram«. Morna ging um den Tisch herum und wollte in unmittelbarer Nähe
dieses Mannes stehen, um jede Reaktion genau zu beobachten und notfalls zu
unterbinden.
Die Schwedin
richtete den Lichtstrahl auf Knight, so daß das bleiche Gesicht mit den fiebrig
glänzenden Augen dieses besessenen Menschen schattenlos ausgeleuchtet vor Larry
lag. Morna vertraute den Reaktionen ihres Begleiters noch nicht
hundertprozentig. X-RAY-3 war noch nicht der alte. Er kämpfte gegen Schwäche
und Benommenheit.
»Auch Shanny merkte, daß mehr in Ihnen steckt, als er anfangs
vermutete«, fuhr Knight fort. »Deshalb schaffte er Sie hierher. Ich hatte Sie
für heute nacht aufgespart. Die letzte Nacht war zu hektisch gewesen, als daß
ich auch Sie noch verkraften konnte. Ich habe bis zur Stunde kein Auge
geschlossen. Und man erwartet mich in meiner Apotheke. Ja, die Angelegenheit
mit Helen Garison will ich Ihnen noch beantworten,
bevor wir reinen Tisch machen .«
Er grinste
geheimnisvoll. »Frank Garison war einer der ersten,
der mir auf die Spur kam. Es bereitete mir bei meinen Beziehungen keine
Schwierigkeiten, von ihm einen persönlichen Gegenstand zu erhalten. Die Puppe Garisons wurde besprochen. Alles andere regelten
übernatürliche, finstere Kräfte für mich. Garison verunglückte, wie Sie wissen. Es stimmt, ich habe Helen mal sehr geliebt. Aber
das ist lange her. Mir kommt es jetzt nur noch darauf an, sie zu vernichten,
nachdem sie mich in einer Gesellschaft mal fürchterlich blamierte. Ich war
immer ein Außenseiter gewesen, beschäftigte mich mit Schwarzer Magie und Zauberei. Niemand nahm mich ernst. Aber jetzt kann ich es beweisen,
allen, jedem, der es will! Satan ist zu mir emporgekommen, hat mir Macht über
Leben und Tod verliehen!
Auf mein
Verlangen hin wurde Jonny Garison Luzifer zum Dank
geopfert. Damit stand Helen Garison allein. Ihr
Leidensweg aber ist noch nicht zu Ende. Gestern traf ich sie nach vielen Jahren
wieder. Auch das war kein Zufall. Seit Tagen beobachtete ich sie unauffällig.
Der Zeitpunkt, mich ihr zu zeigen, war gekommen. Aus einem belanglosen Gespräch
entwickelte sich im Lauf des gestrigen Tages bei Helen eine Sehnsucht, wieder
mit mir zusammenzusein.
Sie machte
sich auf den Weg in meine Apotheke, um mich zu sprechen. Leider könne ich mich
nicht so intensiv um sie kümmern, wie ich das gern getan hätte. Ein Anruf kam
dazwischen. Die Sache mit Inspektor Tabbert war brennend heiß geworden. Ich
mußte mich darum kümmern und meine ganze Kraft in den Zauber legen, der Tabbert
innerhalb von wenigen Minuten auslöschte.
Doch wieder
zu Helen! Sie wird den Weg hierher finden. Sie wird mir ihre Liebe gestehen.
Dann kann ich triumphieren! Denn dann wird für sie der größte Fall und das
größte Entsetzen ihres Lebens kommen. Ich werde ihr das hier zeigen .«
Mit diesen
Worten griff er blitzschnell in den schwarzen Samtvorhang und riß daran. Durch
den Ruck wurde der Stoff aus den schwachen Halterungen gerissen.
Morna und
Larrys Blick wurden eisig. Was sie sahen, raubte ihnen den Atem.
Hinter dem
Vorhang waren die Regale vollgestellt mit Gläsern. Der makabre Inhalt waren
menschliche Augen, die von der Bestie Knight im Lauf der letzten Monate
gesammelt worden waren!
●
Morna und
Larry waren geschockt.
Es waren
Bruchteile von Sekunden, in denen die beiden Agenten abgelenkt wurden. Das
reichte Raymond Knight, um seinen Plan in die Tat umzusetzen. Der Hexenmeister
des Barkham -Zirkels ließ sich nach hinten fallen. Die
Dinge liefen in einer Sekunde ab.
Morna schrie
auf.
Knight warf
die Arme in die Höhe. Morna spürte einen Schlag gegen den Unterarm. Die
Taschenlampe flog durch die Luft, landete zwischen dem Gerippe einer Katze und
blieb darin hängen. Die ruckartige Bewegung Knights löste einen Mechanismus
aus. Der Stuhl kippte zurück. Im Boden öffnete sich eine Schachtklappe. Der
fahle Schein der Lampe strahlte genau in das entstandene Loch hinab. Larry
Brent war durch den Gang der Ereignisse eine Sekunde wie gelähmt.
Dann hechtete
er über den Tisch und sah in dem Schacht unter sich Morna wie ein welkes Blatt
zur Seite fliegen, als Raymond Knight sie mit brutaler Gewalt an sich zog.
Morna war noch von dem Sturz auf das weiche Schaumgummilager so benommen, daß
sie die ersten Sekunden gar nicht mitbekam. Larry sauste in den Schacht und kam
federnd auf!
Raymond
Knight keuchte heftig, als er erkannte, daß er seinen Widersacher auch
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