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085 - Von den Morlos gehetzt

085 - Von den Morlos gehetzt

Titel: 085 - Von den Morlos gehetzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter T. Lawrence
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Los, schließen Sie die Tür von Miss Henders auf! Vielleicht schwebt sie in diesem Augenblick in Lebensgefahr.“
    „Aber das geht doch nicht!“ protestierte er. „Ich kann doch nicht einfach die Tür eines Hausbewohners aufschließen.“
    „Wollen Sie, daß sie Ihretwegen stirbt?“ schrie ich ihn wütend an. „Sie können ja mit reingehen, wenn Sie glauben, daß ich ihre Wohnung leerräumen will.“
    „Aber es geht nicht!“ rief er jammernd. „Ich weiß ja nicht mal, wer Sie sind, Mister.“
    „Ich kenne ihn“, sagte ein jüngerer Mann, einer der ersten, die auf dem Flur erschienen waren. „Er heißt Robert Newman. Nicht wahr, Sie sind doch der Schriftsteller? Ich hab Ihr Foto mal auf ’ner Buchrückseite gesehen.“
    Ich schluckte meine Wut über den Hausmeister hinunter, holte tief Luft und sagte so beherrscht wie möglich: „Ja, ich bin Rob Newman. Miss Henders und ich arbeiten sehr oft zusammen, und nun habe ich berechtigte Gründe zur Annahme, daß ihr etwas zugestoßen ist. Also öffnen Sie jetzt bitte.“
    Er schien immer noch zu zögern. Ben trat neben den Mann, sah ihn an und sagte drohend: „Hören Sie zu, Freundchen: Ich heiße Benjamin Wyngard und bin Rechtsanwalt. Meinen Namen finden Sie in jedem Londoner Telefonbuch. Es steht Ihnen also frei, sich morgen früh über mich zu beschweren!“
    Im gleichen Augenblick knallte er dem Portier seine Faust unter das Kinn, riß dem stolpernden Mann die Universalschlüssel aus der Hand und schloß die Tür zu Lauras Wohnung auf.
    Ein dicker Klumpen lag mir im Magen, als ich das Licht anknipste und eintrat. Meine Knie bestanden auf einem Mal aus weichem Gummi, und ich flüsterte: „Lieber Gott, mach, daß Laura nichts zugestoßen ist! Es darf ihr einfach nichts passiert sein!“
    Wohnzimmer, Schlafzimmer, Küche, Bad, Arbeitszimmer – alles leer! Vergeblich suchte ich nach einem Zettel, einer Nachricht, oder irgendeinem Hinweis, den sie für uns hinterlassen hatte. Ben kam aus dem Schlafzimmer zurück, blieb in der offenen Tür stehen und schaute hilflos drein. Sein Gesicht war kalkig weiß.
    „Nichts“, sagte er. „Es ist, als hätte sie sich in Luft aufgelöst!“
    Die Angst um sie machte mich halb wahnsinnig. Laura war fort. Spurlos verschwunden. Jeder, der bisher von den Kreaturen unter dem St. George Friedhof erfahren hatte, war bald darauf gestorben, verrückt geworden, oder verschwunden! Hatte man nun auch Laura aufgelauert?
    Ben schien meine Gedanken zu erraten. Er schüttelte langsam den Kopf und sah an mir vorbei zu den tuschelnden Leuten, die sich vor Lauras Wohnungstür drängelten. Das leise Stöhnen des Hausmeisters drang bis hierher zu uns in die Diele.
    „Das würden sie nicht wagen“, sagte Ben unsicher. „Bei Elena Tichles – okay. Sie wohnt draußen, ziemlich einsam und in einer stillen Gegend. Aber dies hier ist ein riesiges Apartmenthaus mitten in der City, Rob! Dieses Risiko können sie doch nicht einfach eingehen!“
    Was er sagte, klang logisch und vernünftig. Aber es schaffte Laura nicht herbei.
    „Sehen wir uns noch einmal den Wagen genau an“, schlug ich vor. „Vielleicht finden wir doch eine Spur oder einen Hinweis. Irgendwo muß sie ja schließlich geblieben sein.“
    Der Hausmeister schob sich, das angeschlagene Kinn reibend, durch die Gaffer vor der Tür, und wandte sich wütend an Ben.
    „Das wird Sie teuer zu stehen kommen!“ sagte er keuchend. „Verdammt teuer, das schwör ich Ihnen. Das ist Hausfriedensbruch, tätlicher Überfall und Einbruch. Ich werde Sie anzeigen, darauf können Sie sich verlassen, Mister.“
    Ben schob ihn einfach zur Seite und verließ vor mir die Wohnung. Die Leute machten ihm respektvoll Platz. Draußen auf dem Gang blieb er plötzlich wie vom Blitz getroffen stehen, überlegte einen Augenblick lang, drehte sich um und riß den schreienden Hausmeister an den Aufschlägen seines Hausmantels wieder zu sich heran.
    „Ich muß wissen, ob es in diesem Haus einen Kanalanschluß gibt, den man betreten kann. Los, Mann! Reden Sie schon.“
    „In der Garage“, brachte der Hausmeister hervor. „Unten, in der Tiefgarage sind ein paar Kanaldeckel, durch die man zum Hauptnetz gelangt.“
    „Los, versuchen wir’s!“ rief ich.
    Ben ließ den Mann los, und wir rannten schweigend zum Lift. Minuten später langten wir zum zweiten Mal an diesem Abend in der Tiefgarage an. Während Ben sorgfältig den Boden absuchte, rannte ich zum Wagen und trat wuchtig gegen das Kofferraumschloß. Der

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