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085 - Von den Morlos gehetzt

085 - Von den Morlos gehetzt

Titel: 085 - Von den Morlos gehetzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter T. Lawrence
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bleichen Kreaturen sein.
    Eine Sprosse noch. Hinter sich hörte sie eines der Wesen in regelmäßigen Abständen fiepende Atemtöne ausstoßen. Zwei waren unter ihr, das Dritte wartete schon oben auf sie.
    Die Öffnung! Der Mond! Flüchtig nahm sie wahr, daß sich der Ausgang in einem Hinterhof befinden mußte, von dem eine Torausfahrt zur Straße führte, die nun, im hellen Licht des Mondes, wie ein schwarzer Schlund die helle Hauswand unterbrach. Dicht vor ihr standen am Rande der Luke kleine, nackte Füße. Jetzt galt es! Jetzt mußte sie handeln. Sie stieß ein leises Stöhnen aus, klammerte sich scheinbar mit letzter Kraft an den Rand der Öffnung, und wie erwartet näherten sich die Hände des Wesens, um ihr hinaufzuhelfen. In diesem Augenblick griff sie mit der Kraft einer Verzweifelten zu, bekam eines der fetten Handgelenke zu packen und schleuderte die Gestalt mit einem einzigen Ruck zu Boden. Ein helles, schrilles Quietschen ertönte, als die Kreatur dicht neben ihr an den Rand der Öffnung prallte. Unter ihr erklang ein ähnliches Geräusch, und im gleichen Augenblick spürte sie den Griff einer winzigen Hand am Fußgelenk. Wuchtig trat sie nach unten. Der Griff löste sich wieder, und Sekunden später hörte sie dumpf einen schweren Körper auf den Steinboden des Kanals aufprallen.
    Keine zehn Zentimeter vor ihrem Gesicht tauchte jetzt die fleischige Masse eines Kopfes auf. Noch einmal nahm sie alle Kraft zusammen, spreizte die Finger ihrer freien Hand und stieß sie ausgestreckt in die weiche Masse hinein.
    Ein schreckliches, röhrendes Fiepen entfloh den dünnen Lippen der Kreatur, und heißer, übelriechender Atem streifte ihr Gesicht. Das Wesen versuchte sich an ihrem Hals einzukrallen, aber auch dieses Mal war sie schneller. Blitzschnell wischte ihr Oberkörper zur Seite, die Händchen fuhren an ihr vorbei ins Leere, und der schwere, plumpe Körper rutschte langsam über den Rand der Öffnung nach unten. Wieder dieses entsetzliche Fiepen, dann verschwand die Kreatur kopfüber unter ihr im Schacht, wo sie mit häßlichem Klatschen auf den Boden prallte.
    Laura kroch nun ganz aus der Öffnung, blieb sekundenlang keuchend auf dem zementierten Hofboden liegen, sammelte neue Kräfte und rappelte sich schließlich mit weichen, zitternden Knien auf. Mehrmals mußte sie auf dem kurzen Weg zum Durchgang eine Pause einlegen. Schwindel ergriff sie, der Magen rebellierte, und als sie endlich den Durchgang erreichte, den sie immer noch für das Tor zur Freiheit hielt, mußte sie sich übergeben.
    Daß hinter ihr drei plumpe Gestalten aus dem Kanal gekrochen kamen, merkte sie nicht. Erst, als sie das verhaltene Fiepen der drei Kreaturen hörte, wußte sie, daß man diese Wesen nicht töten konnte, weil sie längst keine lebenden Geschöpfe mehr waren. Sie blickte sich angsterfüllt um, sah, wie die drei Gestalten mit wiegendem roboterhaftem Gang die Verfolgung aufnahmen. Panikerfüllt stolperte sie durch die Finsternis dem fahlen Licht des Ausgangs entgegen, dann hatte sie es geschafft.
    Kies knirschte unter ihren Füßen. Kein Asphalt, kein Beton, keine Pflastersteine. Es roch nach Blumen und Sträuchern, und dicht hinter der Torausfahrt sah sie ein paar Marmorkreuze im Mondlicht leuchten. Keine Straße. Sie wußte sofort, wo sie sich befand, denn hier hatte sie einmal vor Jahren nach der Gruft der Mrs. Benneth gefragt. Sie war in der Nähe des Gärtnerhauses der Friedhofsverwaltung St. George.
    Sie wollte zurücklaufen, um den alten Mann, der hier tagsüber seinen Dienst verrichtete, aus dem Bett zu klingeln, aber da war wieder dieses entsetzliche, angsteinflößende Geräusch in ihrem Rücken. Sie mußte weiter, dorthin, wo es Licht gab. Und Menschen! Richtige Menschen.
    Vom Grauen angetrieben rannte sie weiter. Das Haupttor mußte irgendwo rechts von ihr liegen. Zweihundert Meter vielleicht vom Verwaltungsgebäude entfernt.
    Sie hielt sich auf dem breiten, kiesbestreuten Hauptweg. Da und dort brannte eine trübe Laterne. Auf einigen Grabhügeln flackerten rote Grableuchten. Dumpf und dröhnend wehte der Wind den wehmütigen Heulton einer Schiffssirene zum St. George herüber, zuweilen erklangen schwach die Geräusche der Dampfhammerschläge von den Docks, wo nun bald die Frühschicht der Arbeiter beginnen würde.
    Fünfzig Meter noch, dann hatte sie die Straße erreicht. Sie konnte bereits jetzt die beiden Lampen erkennen, die links und rechts den Haupteingang beleuchteten. Und gleich dahinter lag die Cannon

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