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0851 - Wir jagten das bleiche Gesicht

0851 - Wir jagten das bleiche Gesicht

Titel: 0851 - Wir jagten das bleiche Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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wehrte Suko ab. »Wir könnten ja herausfinden, was sie vor ihrem Tod oder vor der Einlieferung in das Haus X getan hat. Da muß sie ja auch schon Kontakt mit der anderen Seite gehabt haben. So sehe ich es.«
    Ich winkte mit dem Zeigefinger. »Das ist nicht mal schlecht gedacht, meine ich.«
    Harry zeigte ein zerknirschtes Gesicht. »Ich wäre auch dafür, wenn wir mehr Zeit hätten. Für uns ist es doch wichtig, die Rachetour dieser Rita Reinold zu stoppen. Die Nachforschungen würden schon einige Zeit in Anspruch nehmen. Ich bin ja nicht mehr so im Dienst wie früher. Wenn ich zu meinen alten Kollegen komme und sie um einen Gefallen bitte, werde ich zunächst einmal schief angeschaut. Ob sie mir dann helfen werden, ist auch fraglich.«
    Suko nickte mir zu. »Da könnte Harry verdammt richtig liegen, John. Zeit dürfen wir nicht mehr verlieren. Diese Person wird einen Hintergrund haben. Der sollte uns nicht kümmern, denke ich mal. Wichtig ist einzig und allein der Erfolg.«
    Ich lächelte. »Ihr habt mich überzeugt.« Dann wandte ich mich an Harry Stahl. »Wie hieß der erste Knabe noch, dessen Name du uns genannt hast?«
    »Fink. Albert Fink.«
    »All right, holen wir uns den Vogel…«
    ***
    Albert Fink hatte noch im Bett gelegen, als ihn der Anruf aus seinen Träumen riß. Mit einer Verwünschung auf den Lippen schnellte er hoch, stand auf und bewegte sich durch das Schlafzimmer auf den alten Quälgeist Telefon zu.
    Immer wenn er zur Mittagsschicht mußte und sich am Morgen ausruhen konnte, klingelte der verdammte Apparat. Seine Frau war schon seit einigen Stunden weg. Sie arbeitete ebenfalls im Schichtdienst, und zwar im Bahnhofs-Restaurant.
    Mehr als brummig meldete sich der Mann. Zuerst hörte er nichts, dann ein helles Zischen, das wie das Singen von Drähten klang.
    »He, was soll das? Was ist da los?«
    »He, Albert.«
    Fink hatte schon auflegen wollen. Als er seinen Namen hörte, überlegte er es sich. »Scheiße, wer bist du?« Er hatte erkannt, daß eine Frau gesprochen hatte.
    »Du kennst mich.«
    »Wer bist du?«
    »Höre auf meine Stimme.«
    »Das habe ich getan. Aber wenn du deine Stimme verstellst, kann ich nichts herausfinden.«
    »Ich habe meine Stimme nicht verstellt.«
    »Aha, dann sprichst du so? Hast du irgendwas mit dem Hals oder in der Art?«
    »Geister können nicht anders sprechen, Albert. Oder soll ich sagen, der blutige Albert?«
    Fink erschrak wie selten. Der Hörer rutschte ihm aus der Hand und knallte auf den Apparat. In der letzten Sekunde hatte er das Gefühl gehabt, ein glühendes Stück Eisen in der Hand gehalten zu haben. Vorhin war er vor Wut rot angelaufen, jetzt verschwand diese Farbe und schuf einer Leichenblässe Platz.
    Fink nahm den Apparat mit bis zum Bett, auf dessen Kante er sich niederließ. An seinem Rücken hatte er das Gefühl, als würden Knochenhände darüber hinwegstreichen, und das nur, weil diese Anruferin ihn mit einem Namen angesprochen hatte, der aus seinem Gehirn verbannt worden war. Er hatte daran nicht mehr erinnert werden wollen, das lag zurück, das war Vergangenheit, die in seinen Augen bewältigt worden war. Aus, fertig und basta.
    Der blutige Albert!
    Ja, so hatten sie ihn damals genannt. Das Haus X war seine zweite Heimat gewesen, und wenn Egon Kraft, die Glatze, mal nicht anwesend gewesen war, erhielt er das Kommando über den Bunker.
    Da hatte er sich dann austoben können, und der Name war ihm nicht zu unrecht verpaßt worden. Man nannte ihn so, weil er mehrere Gefangene bei den stattfindenden Verhören krankenhausreif geschlagen hatte. Noch heute steckte Dampf in seinen Fäusten, aber er hatte sich nach der Wende zurückgehalten, um nur nicht aufzufallen.
    Aber jetzt war er aufgefallen. Dieser verfluchte Anruf hatte es ihm bewiesen.
    Scheiße auch!
    Er saß auf dem Bett und strich über sein Gesicht. In seinen Augen lag die Angst. Er dachte auch an seine Frau. Er war erst seit zwei Jahren mit ihr verheiratet, von seiner Vergangenheit wußte sie so gut wie nichts. Er hatte ihr gegenüber alles umgedreht und ihr weisgemacht, daß man ihn eingebuchtet hatte. So etwas machte sich immer gut.
    Nun aber sah es so aus, als würde seine Welt zusammenbrechen.
    Sein Mund war trocken geworden, der Geschmack darin bitter. Obwohl es seine Frau nicht wollte, stand er auf und holte aus der Tasche seines gestreiften Bademantels eine Schachtel mit Zigaretten und ein Feuerzeug. Ein Ascher stand in der Nähe.
    Seine Hand zitterte, als er die Zigarette

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