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0851 - Wir jagten das bleiche Gesicht

0851 - Wir jagten das bleiche Gesicht

Titel: 0851 - Wir jagten das bleiche Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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er dieser Stimme. Jedes Wort, das sie sagte, entsprach den Tatsachen. Sein Kumpan Kraft lebte nicht mehr, er hatte selbst die fremde Stimme gehört, und wenn er schon aus dem Leben geschieden war, dann würde sie es auch mit den anderen schaffen. Davon konnte er ausgehen.
    Trotzdem wollte er noch mehr wissen. Er traute sich auch eine Frage zu und starrte dabei die gelbe Tapete mit den blassen, roten Blüten an. »Was hast du mit uns vor?«
    »Das werdet ihr sehen.« Sie hatte wieder so schrill und überdreht gesprochen, daß er den Hörer vom Ohr weghielt.
    Nach einigen Sekunden hatte er sich wieder beruhigt und stellte die nächste Frage. »Dann will ich noch etwas wissen!« forderte er.
    »Bitte.«
    »Wer bist du? Ich habe dich gehört. Du hast mir hier einiges gesagt, aber nicht deinen Namen.«
    »Das wundert mich.«
    »Was?«
    »Daß du nicht weißt, wer ich bin.«
    »Nein.«
    »Kannst du es dir nicht denken?«
    »Wieso? Ich…«
    »Gut, ich sage es dir. Ich werde es dir sagen, wer dich und die anderen erwartet.« Sie gab die Antwort kurz bevor die Verbindung wieder unterbrochen wurde. »Ich bin Rita Reinold. Die Rita Reinold, die dein Freund Kraft getötet hat…«
    ***
    Fink bewegte sich wie im Traum. Er ging durch die Wohnung, hielt eine aufgeklappte Aktentasche in der rechten Hand und suchte nach den Dingen, die er mitnehmen wollte. Er wußte selbst nicht genau, was er einpackte. Er griff nach irgendwelchen Sachen, die er in die Tasche stopfte. Zahnputzzeug, Rasierapparat, frisches Hemd…
    Und während er das tat, ging ihm ein Name nicht mehr aus dem Kopf. Rita Reinold.
    Es war verrückt, es war nicht zu fassen. Es war einfach irre. Sie… sie konnte es nicht sein, denn das entsprach jeder Logik. Rita Reinold war tot. Man hatte sie auf dem nahegelegenen Friedhof verscharrt, sie konnte nicht zurückkehren und als Gespenst oder als Geist mit ihm sprechen. So etwas war nicht möglich.
    Und doch hatte sie sich als Rita Reinold gemeldet. Die Stimme wollte ihm nicht aus dem Kopf. Er kramte in seiner Erinnerung, um sie mit der Stimme der echten Rita Reinold zu vergleichen, aber auch da kam er zu keiner Übereinstimmung. So etwas konnte man nicht vergleichen. Die eine Rita war tot, die andere lebte, aber sie lebte nicht wirklich, denn sie hatte als Geistwesen mit ihm Kontakt aufgenommen. Geister lebten nicht in dieser Welt, obwohl er zugab, daß sie möglicherweise vorhanden waren. Aber sie hatten sich zurückgezogen, sie lebten im Unsichtbaren, um von dort aus alles unter Kontrolle halten zu können. Es gab Geschichten, in denen es hieß, daß Geister alles unter Kontrolle hielten, daß sie auf ihre Art und Weise am Leben der normalen Menschen teilnahmen. Bisher hatte ihn dies persönlich nicht besonders interessiert. Nun aber war er mit diesem Phänomen konfrontiert worden. Es betraf ihn sogar persönlich. Er mußte sich ihm stellen.
    Fink packte weiter ein, während er überlegte, was zu tun war.
    Diese Rita hatte von anderen gesprochen und damit seine ehemaligen Kollegen gemeint. Er dachte darüber nach, ob er sie anrufen sollte. Die Namen kannte er ja, er wußte auch, wo sie wohnten, doch er traute sich nicht, auch nur eine Telefonnummer zu wählen. Etwas hielt ihn davon ab. Nicht einmal der Zustand, daß er sich lächerlich machte, es war etwas anderes, das tief in ihm steckte.
    Scharf saugte er die Luft ein. Vor der Wohnungstür blieb er stehen und wußte nicht mal genau, wie er dorthin gelangt war. Er spürte sein Herz sehr schnell schlagen. Die Aufregung war ihm zudem auf den Magen geschlagen, in dem sich ein Kloß gebildet hatte.
    Er drehte sich um, weil seine Jacke in der Nähe hing. Wenn er den Arm ausstreckte, konnte er sie erreichen – und trat einen Schritt zurück, als er hörte, wie an der anderen Türseite ein Schlüssel in das Schloß fuhr und ihm die Tür entgegenschwang.
    Es gab nur eine, die den Wohnungsschlüssel besaß. Seine Frau Anni kehrte zurück. So früh schon? Eigentlich hätte sie noch zwei Stunden bleiben müssen, und auch Anni war überrascht, ihren Mann reisefertig im Flur stehen zu sehen.
    Sie schloß die Tür von innen, während sie fragte: »Du… du … willst weg, Albert?«
    »Ja.«
    »Abreisen oder…«
    »Wie kommst du darauf?«
    Sie deutete auf die offene Aktentasche, in der er die Kleidung hineingestopft hatte. An der Seite hingen ein paar Stoffetzen raus.
    »Ja, ich will weg. Ich muß weg.«
    »Und wohin?«
    Albert starrte seine Frau an. Sie war kleiner als er, ziemlich

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