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0851 - Wir jagten das bleiche Gesicht

0851 - Wir jagten das bleiche Gesicht

Titel: 0851 - Wir jagten das bleiche Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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bekam Angst. Er war nicht mehr der blutige Albert, er war nur noch ein zitterndes Bündel Mensch, das trotz allem genau wissen wollte, was da vor sich ging.
    Er brauchte sich nur zu drehen und den Arm leicht auszustrecken, dann erreichte er den Türgriff.
    Noch zögerte er.
    Ein Blick zur Treppe…
    Sie war noch nicht da.
    Albert holte tief Luft. Dann zerrte er die Tür auf. Sogar das Geräusch, mit dem sie über den Boden schleifte, war geblieben. Jeder Zoll dieses Bodens steckte voller Erinnerungen.
    Sie war offen.
    Er leuchtete in die große Dusche. Er ließ den Strahl wandern, und er sah ein Bild, gegen das die Malereien der Apokalypse ein Märchenbuch waren…
    ***
    Wir hatten das Ziel erreicht und den Wagen auch in der Nähe abgestellt, denn den restlichen Weg wollten wir zu Fuß gehen. Vor allen Dingen nicht in den Verdacht einer zu frühen Entdeckung geraten, denn so etwas konnte alle Pläne über den Haufen werfen.
    Es war spät geworden, düster und kälter. Der Himmel hatte sich mit dicken, grauen Blöcken bezogen, die im Wind dahertrieben wie zähe Berge. Von der Sonne sahen wir nichts, aber wir spürten den kalten Ostwind, der in unsere Gesichter griff und die Haut rötete. Es gab wenig Wald in dieser einsamen Umgebung, dafür ein hügeliges Gelände mit zahlreichen Buschinseln und langen Gestrüppzäunen, die die Hügelkuppen nachzeichneten.
    Der Boden war etwas weich, an einigen Stellen auch sandig, nur die direkte Zufahrt zum Komplex war mit einer Schotterschicht belegt, die bei Regen und Schlamm allerdings auch nicht viel taugte.
    Harry Stahl hatte uns die Richtung gewiesen und dabei immer auf seine Karte geschaut. Er brauchte sie nicht mehr, steckte sie weg und blieb hinter uns, denn Suko und ich standen in einer Lücke zwischen zwei Hügeln und schauten nach vorn in eine Mulde hinein, wo sich das Haus X ausbreitete.
    Es war untertrieben, denn vor uns lag nicht nur ein Haus, sondern ein Komplex.
    Er setzte sich aus mehreren düsteren und ziemlich flachen Bauten zusammen, wobei dieses Gefängnis noch von einer hohen Mauer geschützt wurde. Es lag in der Einsamkeit versteckt und strömte etwas aus, das nicht nur Suko und mir auffiel, denn auch Harry Stahl fröstelte, als er hinschaute.
    »Hier riecht es nach Mord und Tod«, flüsterte er. Dann hob er die Schultern. »Ich spür es genau. In der letzten Zeit bin ich verdammt sensibel geworden.«
    Wir enthielten uns einer Antwort, denn wie auch Suko, so wollte ich ebenfalls den Eindruck auf mich wirken lassen.
    Der Nachmittag war ziemlich weit fortgeschritten. Da sich der Himmel noch mehr bezogen hatte, war auch der Tag düsterer geworden, und diese Düsternis hatte sich wie ein Grauschleier über das gesamte Gelände gelegt, das Haus X mit eingeschlossen.
    Ob sich jemand hinter den Mauern bewegte, konnte keiner von uns sagen. Zu sehen war jedenfalls nichts. Kein Licht schimmerte hinter den schmalen Zellenfenstern, wir hörten auch keinen Schrei, aber wir sahen einen alten Opel Ascona, der in einer Geländefalte parkte und so aussah, als wäre er zur Hälfte in der Erde versunken.
    »Wir sind nicht die einzigen«, murmelte Suko.
    »Fink«, sagte Harry. »Das kann nur Fink gewesen sein.«
    »Bist du sicher?«
    »Ja.«
    »Vielleicht finden wir noch andere. Es könnte doch sein, daß sich Rita Reinold bei ihrer Rache nicht allein auf zwei Personen beschränkt. Sie wird aufräumen, denke ich mal.«
    Harry Stahl gab darauf keine Antwort. Es drängte ihn jedoch, diesen Komplex zu betreten, deshalb ging er auch als erster vor.
    Suko blieb ihm auf den Fersen, während ich mich noch nicht bewegte. Ich wollte noch einen letzten Blick über das Gelände werfen und entdeckte plötzlich die Bewegung über dem Komplex.
    Sie entstand in den Wolken oder im Himmel, das konnte ich mir aussuchen. Zuerst wußte ich nicht, was ich mit diesem hellen Streifen anfangen sollte, er wurde sogar größer. Er nahm an Breite und auch an Höhe zu, und für einen Moment erschien die Hälfte eines riesigen, bleichen Gesichts, das aussah, als würde es über die Dächer der Häuser hinwegschauen, um seine blassen Totenaugen einzig und allein auf mich zu konzentrieren, wobei ich zugleich einen Stich an der Brust spürte. Ein Zeichen, daß sich mein Kreuz »gemeldet« hatte.
    Ich schaute nach unten, dann wieder hoch – und sah nichts mehr.
    Das Gesicht hatte sich aus den Wolken zurückgezogen.
    War es echt gewesen? Hatte ich mich geirrt? Ich glaubte nicht, denn dieses bleiche Gespenst

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