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0851 - Wir jagten das bleiche Gesicht

0851 - Wir jagten das bleiche Gesicht

Titel: 0851 - Wir jagten das bleiche Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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etwas, das den Boden zwar berührte, aber trotzdem über ihn hinwegschwebte. Blaß und bleich, aber mit dunklen Haaren, wie er Rita kannte. Haare, die ein schmales Gesicht umrahmten, zu dem der böse verzogene Mund paßte.
    Hinzu kam noch etwas.
    Innerhalb dieser Mauern war es nie richtig windig gewesen. Jetzt aber hatte er den Eindruck, als wäre der Wind durch die Steine gekrochen, um ihm eine Kälte entgegenzuwehen, wie er sie noch nicht erlebt hatte.
    Sie war so anders, sie war nicht feucht, sie war trocken, und er schien sie greifen zu können.
    Kälte aus einer anderen Welt.
    Kälte aus dem Totenreich, mitgebracht von dieser verfluchten Gestalt, die nicht auf der Stelle stehenblieb, sondern näher und immer näher auf ihn zukam.
    Sie ging nicht, sie schwebte, sie war da, und sie schwankte auch ein wenig, wobei sie mit der Schulter hin und wieder das den Zellen gegenüberliegende Mauerwerk berührte, aber nicht daran entlangschrammte, sondern hineinfloß, was für den einsamen Beobachter ebenfalls unverständlich war.
    In der. Zelle hatte Bertas Gesicht einen gespannten Ausdruck bekommen. Ihre Augen zeigten einen wilden Glanz.
    Sie hoffte, miterleben zu können, wie Fink versuchte, sich zu wehren und sich gegen das Schicksal zu stemmen. Auch sie hatte es versucht, aber es nicht geschafft. Es war ihr einfach unmöglich gewesen. Selbst das Weinen, Bitten und Flehen hatten ihr nicht geholfen.
    Es war die harte Abrechnung gewesen. Die Wärter hatten damals kein Pardon gekannt, und Rita zahlte eben mit gleicher Münze zurück.
    So ähnlich dachte auch Albert Fink. Noch hatte er Zeit. Noch war diese Erscheinung weit genug von ihm entfernt, so daß er nach einer Lösung suchen konnte.
    Der Weg nach vorn war ihm versperrt, das sah er ein. Das hatte man ihm auch gar nicht zu sagen brauchen. Lief er in die andere Richtung, geriet er vom Regen in die Traufe, wie auch die anderen, die unten im Bunker zusammenhockten.
    Was tun?
    Es gab keine andere Lösung. Er mußte kämpfen. Mit einem Geist kämpfen? Mit einer feinstofflichen Person, die das Totenreich verlassen hatte und wieder auf diese Welt gekommen war?
    Er war durcheinander. Es wollte ihm nicht in den Kopf, doch er wußte auch, daß es die einzige Chance war, die er hatte, und daß es einen Versuch wert war.
    Die Waffe steckte in seinem Gürtel.
    Er holte sie hervor.
    Normalerweise hatte ihm eine Schußwaffe immer das Gefühl der Macht gegeben. In dieser Lage sah es anders aus. Dieses Feeling wollte bei ihm einfach nicht hochkommen, es standen zu starke Dinge dagegen, das sagte ihm der normale Menschenverstand. Aber was besagte schon das Wort Verstand? In seiner Lage gar nichts. Der Verstand mußte einfach aussetzen, wo das Unbegreifliche begann, und diese Erscheinung vor ihm, die war einfach unbegreiflich.
    Dennoch konnte er sich nur mit realen Mitteln wehren, und das war nun mal die Waffe in seiner Rechten.
    Das bleiche Gespenst schwebte näher. Es ließ sich Zeit dabei, als wollte es diese Augenblicke genießen. Noch immer umgab ihn die Kälte, und sie verstärkte sich noch, als wollte sie ihn regelrecht einfrieren wie ein Kühlschrank aus dem Jenseits.
    Wenn er einatmete, hatte er das Gefühl, diese Kälte zu trinken.
    Seine Hand zitterte schon, als er den rechten Arm hob. Das sah auch Berta. Auf ihrer Pritsche bewegte sie sich auf und nieder. Es sah aus wie ein Tanz, den sie aufführte, aber sie hielt dabei den Mund und amüsierte sich mehr für sich selbst.
    Fink legte an.
    Er hatte immer zu guten Schützen gehört. In den NVA war er sogar mal ausgezeichnet worden, und auch in seiner Lage würde er dieses Gespenst kaum verfehlen können.
    Genau zielen.
    Er preßte die Lippen zusammen. Er wußte, daß er locker sein mußte, aber er schaffte es nicht. Das würde sich ändern, das mußte sich ändern!
    Der Schuß!
    Es klang laut, zu laut, und die Wände gaben die aufeinanderprallenden Echos wie Schreie zurück. Er feuerte gleich noch einmal, weil ihm dieses Geräusch gutgetan hatte und er beinahe sicher war, es geschafft zu haben.
    Er hatte getroffen, mußte getroffen haben, aber er hatte keinen Erfolg erzielt.
    Es gab sie noch!
    Sie stand da wie festgewachsen, und kein Loch zierte ihre Gestalt.
    Es war ein dummer Gedanke von ihm. Wie konnte ein Gespenst ein Kugelloch bekommen, wo dieses Wesen doch feinstofflich war?
    Aber er hatte es zumindest versucht und konnte sich in die Augen sehen, vor dem Spiegel jedenfalls.
    Dieses Gefühl hielt nur für einen Moment an,

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