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0851 - Wir jagten das bleiche Gesicht

0851 - Wir jagten das bleiche Gesicht

Titel: 0851 - Wir jagten das bleiche Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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schön«, murmelte Harry.
    Franz Jochem war mißtrauischer. »Komisch, er hat gar nicht gefragt, wer wir sind.«
    Die Warnung kam zu spät, da hatte der Detektiv die Tür bereits geöffnet und er geriet in ein mörderisches Inferno…
    ***
    Er haßte die Menschen, er haßte sich, und er haßte die ganze Welt.
    Er war kein Mensch mehr, er war eine Kreatur, denn ein verfluchter Totengeist war erschienen und hatte ihm die Kraft aus dem Körper gesaugt.
    Er war auch kleiner geworden, seine Haut jedoch hatte sich nicht reduziert, und sie umhing das, was ihm geblieben war, wie ein alter, viel zu großer Lappen.
    Weil er so aussah, haßte Egon Kraft alles, was sich normal in seiner Umgebung bewegte. Dazu gehörten natürlich auch die Menschen, die es nicht erwischt hatte.
    Es gab Waffen, die er unter den Bohlen des Fußbodens versteckt gehalten und vor kurzem hervorgeholt hatte. Drei normale Pistolen und eine Maschinenpistole.
    Damit konnte auch eine Person wie er schon etwas anfangen. Ihn interessierte besonders die MPi. Sie war für ihn so etwas wie eine stählerne Braut, auf die er sich verlassen konnte. Er hatte sie kontrolliert und zufrieden festgestellt, daß das Magazin der Waffe bis zur letzten Kugel gefüllt war.
    Damit konnte er schon etwas an- und ausrichten, denn er war sicher, daß man ihm auf die Spur kommen würde. Die Bullen waren nicht dumm. Er hatte sich zwar ihnen nicht gezeigt, doch was in diesem Haus X geschehen war, würde weitere Kreise ziehen. Dieser Geist der Rita Reinold, der ihn in der Wohnung besucht hatte, der hatte sich bestimmt nicht nur ihn allein als Opfer ausgesucht. Auch andere Wächter und Aufpasser hatten sich zu den Zeiten der DDR als sadistische Quäler hervorgetan. Wenn also Rache genommen wurde, dann bei allen.
    So etwas mußte einfach auffallen.
    Kraft hockte auf dem Fußboden. Die MPi hielt er fest, die Mündung wies auf die Tür. Er dachte daran, welch eine schlechte Nacht er hinter sich hatte, und seine Gedanken bewegten sich anschließend der Zukunft entgegen, die für ihn keine war.
    Es gab sie nicht.
    Er war nicht mehr normal.
    Er war ein kleiner Mensch mit der weichen Haut eines Geflügels.
    Dabei brauchte er sich nur seine Hände anzuschauen, um auch dort die Wahrheit zu erfahren. Sie glichen trotz der Finger tatsächlich Hühnerklauen. Es hatte ihm auch Schwierigkeiten bereitet, die Waffe festzuhalten, aber er hatte sich daran gewöhnen können.
    Jetzt saß er da und wartete.
    In seiner greifbaren Umgebung hatte er all das aufgebaut, was er benötigte. Bier, auch die Essensreste, die er noch im Kühlschrank gefunden hatte. Etwas Speck und einige Scheiben Brot hatte er ebenfalls noch entdeckt.
    Warten, lauschen…
    Worauf?
    Er wußte es nicht, aber jedes Geräusch im Haus nahm Kraft wahr.
    Er versuchte herauszufinden, was daran fremd war und was nicht.
    Wenn er ehrlich gegen sich selbst war, hatte er bisher nichts Außergewöhnliches herausgefunden.
    Er hatte die Stimmen der Kinder gehört. Das Haus wurde von den lieben Kleinen als Spielplatz angesehen, denn oft genug tobten sie durch das Treppenhaus.
    Auch den Schritten hatte er gelauscht. Den Stimmen der Erwachsenen ebenfalls, aber es war nie jemand gekommen, der an seine Tür geklopft hätte.
    Warum auch?
    Der allein lebende Egon Kraft zählte zwar nicht zu den Menschen, die von den übrigen Mietern direkt gemieden wurden, in die Hausgemeinschaft selbst war er nicht integriert worden. Das war schon zu alten DDR-Zeiten so gewesen. Irgendwie hatte es sich damals herumgesprochen, welchem Job er nachgegangen war. Zwar hatte er nur ein Jahr vor der Wende hier gelebt und war auch oft weg gewesen, aber man begegnete ihm doch mit einer gehörigen Portion Mißtrauen.
    Damals hatte ihn das nicht gestört, heute dachte er anders darüber. In seiner Lage hätte er schon Hilfe gebrauchen können. Um ihn würde sich keiner kümmern. Auch er hatte sich nie um andere gekümmert, und Freunde hatte es in seinem Leben nie gegeben. Nur Kollegen oder Menschen, die vor ihm, dem Vorgesetzten, buckelten.
    Die Zeiten lagen zurück. Jahrzehnte, wie es ihm vorkam. Kraft gehörte zu den Menschen, die mit der neuen Zeit noch nicht zurechtkamen. Er hatte sich nie einfügen können. Er war immer der Außenseiter geblieben und würde es auch weiterhin bleiben, wobei er auch damit rechnete, daß man ihm auf die Spur kam. So oder so, denn man war dabei, die Vergangenheit des Staates aufzuarbeiten, und da konnte, man an ihm nicht vorbeigehen.
    Das

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