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0851 - Wir jagten das bleiche Gesicht

0851 - Wir jagten das bleiche Gesicht

Titel: 0851 - Wir jagten das bleiche Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Namen aufzustellen, und es sind einige dabei zusammengekommen. Nur bin ich allein und kann nicht überall sein, Sie verstehen?«
    »Klar. Sie brauchen Hilfe.«
    »Unterstützung – ja.«
    »Wer?«
    »Natürlich zwei Männer. John Sinclair und sein Kollege Suko. Ich werde sie gleich nach unserem Gespräch anrufen und sie fragen, ob sie bereit sind, mir zu helfen. Große Probleme sehe ich dabei nicht. Ich kann nur hoffen, daß es auch in Ihrem Sinne ist.«
    Es folgte eine kleine Sprechpause, dann die etwas dünne Antwort.
    »Das müßte schon klappen.«
    »Wunderbar, Herr Schmidt. Und über die andere Sache werden wir später reden.«
    »Pardon. Über welche, bitte?«
    »Es geht um meine Rehabilitierung. So leicht kommen Sie mir nicht davon.«
    »Ja, das ist klar.«
    »Ich werde nachhaken.«
    »Können Sie, aber zuvor müßten Sie diesen verdammten Fall lösen. Es eilt, wir können uns hier keinen rächenden Geist erlauben oder was auch immer er sein mag.«
    »Keine Sorge, wir arbeiten daran.«
    »Bleiben Sie in der Wohnung?«
    »Bis Sie kommen.«
    »Ich werde mich beeilen.«
    Als Harry Stahl den Hörer auflegte, hatte sich ein Lächeln um seine Lippen gelegt. Schnaufend atmete er auf. Dieses Gespräch hatte ihm auch deshalb gutgetan, weil er in der Vorhand gewesen war. Er hatte sich nichts gefallen lassen, er war sich vorgekommen wie jemand, der wieder in der Offensive stand.
    Franz Jochem hatte zugehört. Er grinste den Detektiv an. »Dem hast du es aber gegeben.«
    »Wieso?«
    »Du hast dir nichts gefallen lassen.«
    »Das brauche ich auch nicht, Franz, und ich werde mir auch nichts gefallen lassen. Es gibt Dinge im Leben, die muß man einfach durchziehen. Das hier gehört dazu.«
    »Stimmt. Wäre ich noch jünger…«, er hob die Schultern, »bei Gott, ich würde ebenfalls so handeln.«
    »Das nehme ich dir sogar ab.«
    Jochem, der auf einem Stuhl saß, wechselte das Thema. »Und jetzt willst du in London anrufen?«
    »Das hatte ich vor.«
    »Weißt du denn schon, wie es dann weitergehen soll?«
    Harry Stahl lächelte. »Die Liste, mein lieber Freund. Sie allein ist wichtig.«
    »Dann willst du die Leute der Reihe nach abfahren?«
    »Klar.«
    Jochem hob die Schultern. »Das ist nicht mehr mein Bier, Harry. Das ist nur noch…« Er verschluckte sich fast, als er mitten im Satz abbrach. Dann deutete er auf eines der Fenster, und sein Gesicht hatte einen recht starren Ausdruck bekommen. »Da … da …«
    Harry Stahl drehte sich.
    Auch er spürte den kalten Klumpen im Magen, als er die Scheibe anstarrte. In ihr malte sich Rita Reinolds Geist ab…
    ***
    Sie war gekommen, und niemand hatte sie gehört. Als hätte sie ihrem Zustand alle Ehre machen wollen. Selbst Harry Stahl konnte den kalten Hauch nicht vermeiden, der sich wie ein Schleier um seinen Körper legte und ihn beinahe einfror.
    Er starrte die Gestalt an und dachte dabei an das Schicksal des Egon Kraft. War Rita erschienen, um sie ebenfalls so zu verändern wie den Aufseher?
    Noch tat sie es nicht. Sie war mit dem schmutzigen Glas der Scheibe integriert und hatte die grünlich schimmernden Pupillen der Augen direkt auf die Männer gerichtet, wobei sie es schaffte, jeden von ihnen im Blick zu behalten.
    Keiner der beiden sprach ein Wort. Sie spürten nur die Veränderung in der Wohnung. Etwas Fremdes, kaum Erklärbares, war hier eingedrungen. Der kalte Hauch einer anderen Welt, der sie frösteln ließ. Hier waren die Regeln und Gesetze auf den Kopf gestellt worden. Mochte diese Rita auch aussehen wie ein Mensch, sie war es nicht, sie war nur mehr eine feinstoffliche Erscheinung, eben ein Geist, der sich auf den Weg gemacht hatte, um den Ort eines von ihm diktierten Geschehens zu besuchen.
    Nichts rührte sich an ihr.
    Sie trug noch immer ein Kleidungsstück, das entfernt an ein Totenhemd erinnerte. Um ihre nackten Arme und Schultern herum bewegte sich die Luft in einer bestimmten Breite, als wäre sie dort zu einem nebligen Flaum kondensiert.
    Im Gegensatz zu dem geisterhaft anmutenden Körper wirkte das Gesicht sehr menschlich, was nicht allein an den Augen lag, sondern auch an den rötlichbraunen Haaren, die es wie ein genau abgezirkelter und glatter Vorhang umgaben. Unter der Nase malte sich der Mund ab. Die Lippen erinnerten etwas an verwelkte Rosenblätter, die wegen der Blässe der Haut stärker hervortraten.
    »O Gott, sie holt uns…«
    Harry Stahl achtete nicht auf Jochems Worte. Er konnte sie nicht unterstreichen. Er glaubte einfach nicht daran,

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