0852 - Insel zwischen den Sternen
nach beruhigenden Medikamenten für Ronald Hennes", rief Gucky ihm noch nach, ehe die Wachen ihn aus dem Raum führten und die Sperre erneut aktivierten.
Delia Benjam kniete sich neben Gucky.
„Wie geht es ihm?" fragte sie und deutete auf den Sterbenden.
„Er kommt wieder zu sich ..."
Ronald Hennes öffnete mühsam die Augen. Sein Gesicht verzog sich zu einem schmerzlichen Lächeln. Tastend griff er nach der Hand der Solgeborenen.
„Wir müssen alle einmal sterben, der eine früher, der andere später. Nur wäre ich gern auf einem Planeten gestorben, nicht hier, wo es auch nicht anders ist als in der SOL.
Aber das kannst du nicht verstehen, Delia..."
„Doch, ich verstehe dich sehr gut", erwiderte sie sanft. „Jetzt verstehe ich dich, vor weni-gen Stunden noch nicht. Aber vielleicht wird noch alles gut. Wir haben Medikamente an Bord..."
„Keine, die den Tod aufhalten können", sagte Ronald Hennes schwach.
„Du darfst nicht soviel reden", ermahnte ihn Gucky.
Der Alte schüttelte den Kopf.
„Ich spüre, daß ich nicht mehr viel Zeit habe. Nehmt auf mich keine Rücksicht, wenn ihr gehen könnt. Laßt mich hier. Ich würde euch nur in Gefahr bringen - wie schon einmal."
„Du hast uns nicht in Gefahr gebracht, das waren wir selbst."
Delia legte ihm die Hand auf die Stirn.
„Sie ist ganz kalt", sagte sie erschrocken.
Die Augen des alten Mannes waren wieder geschlossen. Er atmete nur noch ganz schwach. In dem Gefängnisraum herrschte absolute Stille. Alle wußten, daß sie Ronald Hennes nicht mehr helfen konnten.
Delia, die Solanerin, hielt die Hand des Terraners. Sie spürte, wie das Leben aus ihm wich. Aber sie wußte plötzlich auch, daß dieser Mann ihr Großvater hätte sein können, ohne den sie niemals auf der SOL geboren worden wäre.
Ein letztes Zucken, dann war Ronald Hennes tot.
Behutsam löste der Mausbiber die Hand Delias aus der des Gestorbenen.
„Du bist ein großartiges Mädchen", sagte er leise, denn er hatte in ihren Gedanken gele-sen. „Wenn alle Solaner so wären, gäbe es weniger Probleme."
Ihr Gesicht verhärtete sich wieder.
„Der Tod von Ronald Hennes schafft diese Probleme nicht aus der Welt..."
„Aber vielleicht macht er einige lösbar", hoffte Gucky und faltete die Hände des Toten auf dessen Brust.
Delia stand auf und setzte sich in der gegenüberliegenden Ecke auf den Boden.
Wortlos stützte sie den Kopf in die Hände und begann haltlos zu schluchzen.
6.
Darx-Vernschion deutete auf einen Stuhl.
„Setzen Sie sich, Terraner. Ich werde Ihnen Gelegenheit geben, mit Ihrem Kommandan-ten zu sprechen, damit Sie ihm die Situation mit eigenen Worten schildern können. Viel-leicht stimmt ihn das verhandlungsfreudiger.."
In der Tür standen zwei Hulkoos, ihre Strahlwaffen auf den Gefangenen gerichtet.
Darx-Vernschion rückte ein wenig zur Seite, damit der große Bildschirm nicht mehr von seinem Körper verdeckt wurde.
Dann gab er über eine Sprechverbindung die Anweisung, den Kontakt zu dem Schiff der Terraner herzustellen.
Wenig später erschien Atlans Gesicht auf dem Schirm, und an seinem Ausdruck erkann-te Mentro Kosum, daß die Kameras auf beiden Seiten eingeschaltet waren.
„Reden Sie", befahl Darx-Vernschion.
„Atlan ...", begann Mentro Kosum, aber Atlan unterbrach ihn sofort: „Du brauchst nichts zu sagen, ich kenne die Situation. Man hat euch alle erwischt, und die Mutanten sind machtlos wegen einer Parasperre. Wie geht es Ronald Hennes?"
„Schlecht, er wird sterben. Ich wollte dir nur sagen, daß du keine Rücksicht auf uns nehmen sollst und darfst. Wir werden ..."
„Wir lassen uns nicht erpressen - wenn du das meinst. Die Partie steht trotz allem noch immer unentschieden, Mentro. Unser Freund Darx-Vernschion sitzt genauso in der Klem-me wie wir."
„Trotzdem muß ich dir noch sagen, daß du nur abzuwarten brauchst, Atlan. Halte die SOL einsatzbereit ..."
Unmerklich fast kniff Atlan die Augen zusammen, dann nickte er.
„Sie ist stets einsatzbereit, Mentro, keine Sorge. Und was das Abwarten angeht, so kannst du beruhigt sein. Wir haben Zeit."
Darx-Vernschion mischte sich ein: „Sie sollen Ihren Kommandanten davon überzeugen, daß die Lage für ihn und seine Be-satzung hoffnungslos ist, wenn er nicht auf unsere Bedingungen eingeht. Sie und Ihre Leute jedenfalls werden diese Station nicht lebend verlassen, wenn wir das Schiff nicht bekommen."
„Das glauben Sie doch wohl selbst nicht!" Mentro Kosum fing einen aufmunternden Blick
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