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0853 - Die vier aus der Totenwelt

0853 - Die vier aus der Totenwelt

Titel: 0853 - Die vier aus der Totenwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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liegen.
    Das große Doppelbett stand so, daß die liegenden Personen aus den beiden Fenstern schauen konnten. Die hellen Vorhänge reichten beinahe bis zum Boden. Beide Fenster waren gekippt worden. Hin und wieder fuhr der Wind durch die Lücken und bewegte die Vorhänge.
    Allerdings nur in einem bestimmten Rhythmus, und er bauschte sie nie so auf, wie es diesmal der Fall war. Selbst die Vorhänge wölbten sich zum Zimmer hin und wirkten an dieser Stelle wie übergroße Bäuche.
    Sie kamen nicht nur, sie waren schon da!
    Alida Wayne lag still in ihrem Bett. Dennoch fror und zitterte sie innerlich.
    So stark hatte es sie noch nie erwischt. Ob es mit dem einjährigen Tag des Verschwindens zusammenhing, der morgen sein würde?
    Sie konnte es nicht sagen, aber sie merkte bereits, daß sie keine Angst hatte. Nicht die Spur einer Furcht vor dieser doch zumindest ungewöhnlichen Begegnung.
    In ihrem Innern breitete sich plötzlich eine große Freude aus. Alida weinte auch. Diesmal nicht aus Trauer, sie freute sich eben. Die Tränen lagen kalt wie kleine Eiskugeln auf ihrer Haut.
    Die Frau und Mutter wartete.
    Noch ließen sich ihre Kinder Zeit. Sie zeigten sich nicht, wie sie die beiden kannte. Aber sie spürte ihre Nähe, denn da war das Gefühl der mütterlichen Vertrautheit, das es auch gegeben hatte, als die Kinder noch lebten.
    Nein, sie waren ihr auch als Geister nicht fremd, denn sie würden ihrer Mutter bestimmt nichts tun.
    Über das Bett hinweg glitt ein kalter Hauch. Er war wie ein Atemstoß. Er drang höher, er kroch auf ihr Gesicht zu und streifte darüber hinweg.
    Für einen Moment hatte sie den Eindruck, als würde sich auf ihren Lippen ein Eisfilm bilden, dann aber war es vorbei, und die Frau konnte wieder alles so wahrnehmen, wie es auch der Wirklichkeit entsprach.
    Der Vorhang und auch die Gardine hatten sich wieder zusammengelegt. Sie hingen so normal wie immer. Aber die Kälte nahm zu.
    Noch einmal strich sie von links nach rechts über die Betten hinweg.
    Es kam der Frau vor, als würde sie von den Händen ihrer Kinder gestreichelt. Eine Liebkosung, die ihr Mut machen sollte.
    Alida versuchte zu reden, es klappte nicht. Irgendeine Kraft hatte die Lippen zusammengenäht. Wenn sie sprechen wollte, dann mußte sie allein die Worte in ihren Gedanken formulieren.
    Was würde geschehen?
    Würden ihr die toten Kinder die Wahrheit sagen, damit sie ihr weiteres Leben beruhigt führen konnte? Die Gedanken brachen ab, denn am Fußende des Bettes bewegte sich etwas.
    Ein Hauch, ein sehr dünner Streifen. So fein, wie er aus einem Stoff nie gewebt werden konnte.
    Logisches Überlegen war in dieser Sekunde unmöglich. Hier ging es jetzt um andere Dinge, denn das Jenseits hatte eine seiner Türen geöffnet, um sich zu offenbaren.
    Sie blieben dort, wo die Frau sie gesehen hatte!
    Nichts geschah zunächst. Mit geöffneten Augen starrte Alida Wayne nach vorn. Sie wagte kaum, Luft zu holen, hielt den Atem an und spürte ihren eigenen Herzschlag überlaut. Sogar die Echos erreichten ihre Rippen.
    Und dann drehte sich an zwei Orten die Luft. Zumindest sah es so aus. Sie bewegte sich auf der Stelle, sie zitterte, und die hauchdünnen Nebelstreifen verdichteten sich.
    Gestalten entstanden.
    Noch sehr diffus und neblig. Je mehr Zeit verging, um so deutlicher hoben sich die Konturen hervor und auch der Nebel schwand allmählich dahin.
    Alida konnte es nicht fassen. Ihre Augen waren weit geöffnet. Sie hatte ebenfalls das Gefühl, in einer anderen Welt zu stehen, denn was sich da abspielte, war für sie unerklärlich. Da waren zwei Gestalten einer anderen und unheimlichen Welt entstiegen, die nicht nur eine gewisse Ähnlichkeit mit den verlorenen Kindern aufwiesen, sondern mit ihnen identisch waren. Nur sahen sie anders aus.
    Ihre Umrisse bestanden oder schienen aus Glas zu bestehen, und in den Körpern waren sie zwar leer, aber doch nicht leer. Es gelang Alida nicht, diese Szene konkret zu beschreiben. Für sie sah es aus, als wäre auf dem Standfoto eines Films noch ein weiteres Foto darüber geschoben worden, wobei das zweite mehr einem Negativ glich.
    Kein Zweifel, es waren ihre Kinder.
    Nelly und Jimmy standen vor ihr.
    Sie schauten über das Bett hinweg in das Gesicht der Mutter, die ebenfalls ihren Blick nicht abwenden konnte und dabei versuchte, jede Einzelheit der Gesichter in sich aufzusaugen, um festzustellen, ob sie irgendwelche Verletzungen aufwiesen oder ob alles okay war.
    Sie sahen unverletzt aus. Sie sahen aus

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