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0853 - Die vier aus der Totenwelt

0853 - Die vier aus der Totenwelt

Titel: 0853 - Die vier aus der Totenwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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auf den See rudern. Du bleibst hier und deckst mir den Rücken.« Ich drehte mich um und ging zurück zum Wagen. Das Schlauchboot lag auf der Ladefläche, zusammen mit dem Blasebalg.
    Ich holte beides hervor und pumpte es durch Fußbewegungen auf.
    Ein viereckiges Gebilde entstand, aber weich und angerundet an den Kanten. Zwei Paddel lagen auch bereit. Ich nahm beide mit.
    Gemeinsam trugen mein Vater und ich das Schlauchboot ans Ufer.
    »Du weißt, welches Risiko du eingehst, John?«
    Ich drückte einen Fuß auf den Wulst. »In gewisser Hinsicht schon, aber ich habe ja dich.«
    »Sollte ich dich schwimmend retten?«
    »Dazu, hoffe ich, wird es nicht kommen.«
    »Okay, wie du willst. Du bist ja kein kleines Kind mehr, obwohl deine Mutter es oft anders sieht.«
    Über diese Bemerkung konnte ich nur meinen Mund verziehen.
    Ich schob das Boot ins Wasser, sprang hinein, mein Vater gab ihm ebenfalls noch einen Stoß, und ich drückte mich mit dem Paddel vom flachen Grund ab. »Okay, Dad.« Ich winkte knapp, kniete mich hin und paddelte der Seemitte entgegen.
    Bereits nach wenigen Sekunden spürte ich die ungewöhnliche Atmosphäre, die über dem Wasser lag. Ich war ein Mensch, der Vergleiche liebte, und ich suchte nach einer Beschreibung, die mir allerdings schwerfiel. Schließlich einigte ich mich darauf, in ein klares und gleichzeitig grünes Licht hineinzugleiten, das einen breiten Tunnel ausfüllte. Das Licht wurde von der Wasserfläche reflektiert, denn um diese Zeit war die Sonne schon ziemlich weit gestiegen und legte ihre Helligkeit über den See.
    Es war still.
    Nur immer dann, wenn ich das Paddel eintauchte, erklang ein leises Klatschen. Dann entstanden auch Wellen, auf denen die Sonnenstrahlen ein zittriges Muster hinterließen.
    Ich drehte mich nicht um. Die Welt versank einfach. Ich ruderte und spürte auch etwas von der gewaltigen Ruhe oder der stimmungsvollen Kraft, die über dem See lag. Es war einfach wunderbar, sich diesem Gefühl hingeben zu können, ein perfektes Urlaubs-Feeling, wäre da nicht die Bedrohung gewesen, eben dieses Wissen um die vier verschwundenen jungen Leute, die wahrscheinlich als Geister durch die Dimensionen irrten.
    Ich kniete im Boot und schaute dabei über die wulstigen Bordwände hinweg. Mein Blick ließ die Wasserfläche nicht los. Ich wollte einfach sehen, was sich in ihr tat, aber der See tat mir den Gefallen nicht. Ob hier irgendwelche Ungeheuer lebten oder aibonhafte, mythische Gestalten, die geheimnisvolle Dunkelheit des Wassers hielt alles unter ihrer Kontrolle.
    Wie weit die vier Verschwundenen zuvor gerudert waren, war mir nicht bekannt. Ich überlegte, ob ich bis ans andere Ufer gleiten sollte, nahm allerdings davon Abstand. Noch zwei kräftige Schläge mit dem Paddel, dann holte ich das gelb schimmernde Holz ein.
    Ich trieb aus…
    Auch die letzten Geräusche verschwanden. Das Glucksen und Klatschen der Wellen wurde erstickt. Die Ruhe legte sich sanft wie ein Tuch über mich und den See. Sogar das Summen der ersten Frühlingsmücken war zu hören. Sie umschwirrten mich, waren aber noch träge. Ich hätte einige von ihnen mit den Händen fangen können.
    Im Boot kniend drehte ich mich um und schaute dem Ufer entgegen, wo mein Vater stehen mußte. Um besser sehen zu können, schirmte ich die Augen mit der Hand ab. Ich sah den Wagen, aber meinen Vater nicht.
    Warum nicht?
    Mein Blick wanderte erst in die linke Richtung, wo alles frei war, dann in die rechte.
    Dort wuchsen einige Büsche und kleine Bäume.
    Vögel umwirbelten dieses kleine Waldstück, in dem sie gut nisten konnten.
    Noch immer tauchte mein Vater nicht auf, und mir wurde allmählich mulmig zumute.
    Plötzlich sah ich ihn. Zumindest die Bewegung in den Lücken zwischen dem Strauchwerk. Er hatte sich dorthin bewegt, traf aber keine Anstalten, auf den See zu schauen. Mir kam es beinahe so vor, als hätte er etwas sehr Interessantes entdeckt.
    Und ich?
    Ich hockte mutterseelenallein auf der Mitte des Sees, umgeben von einem Wasser, das wie ein glatter, dunkler Spiegel dort lag. Vielleicht hatte ich das Falsche getan und hätte…
    Meine Gedanken brachen ab.
    Ich hatte etwas gesehen.
    Diesmal nicht auf dem Wasser, sondern darin, denn unter der Oberfläche bewegte sich etwas.
    Schlagartig bekam ich einen trockenen Mund. Ich wagte auch nicht, mich zu rühren, ich folgte einzig und allein diesen ungewöhnlichen Bewegungen. Für mich sah es so aus, als hielten sich dort unten Gestalten auf, die aber eine

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