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0853 - Die vier aus der Totenwelt

0853 - Die vier aus der Totenwelt

Titel: 0853 - Die vier aus der Totenwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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sehen. Keiner bewegte sich auf mich zu. Der Schatten schien in der Erde verschwunden zu sein. Eine ungewöhnliche Ruhe lastete über der Umgebung des Hauses.
    Ich ging vom Haus weg. Die Waffe hatte ich vorn in den Hosenbund gesteckt. Da konnte ich sie schneller ziehen.
    Unter der großen Eiche blieb ich stehen. Noch nicht dicht am Stamm, aber über mir das Geäst wissend.
    Ich schaute hoch.
    Ein dunkles Muster breitete sich über meinem Kopf aus. Es gab hin und wieder Lücken, durch die ich schauen konnte. Dann sah ich weit über mir den Himmel.
    Ein paar Sterne waren zu erkennen und auch eine sehr blasse Scheibe hinter einem dünnen Wolkenvorhang, der Vollmond. In derartigen Nächten geschahen oft rätselhafte Dinge. Da gab es Menschen, die schlecht schliefen oder durchdrehten, ich gehörte nicht zu ihnen. Damit hatte ich zum Glück keine Probleme.
    Wer lauerte in der Nähe?
    Ich wußte es nicht, ging aber weiter auf den Stamm zu. Über mir knackte etwas.
    Ich schaute hoch.
    Die Gestalt fiel wie ein mächtiger Stein aus dem Geäst genau auf mich zu. Ich sah etwas in ihrer Hand blinken und wußte nicht genau, was es war. Daß es eine mörderische Waffe sein konnte, davon ging ich aus, und ich wuchtete mich nach vorn.
    Plötzlich war der Baumstamm da. Eigentlich zu schnell, denn ich krachte dagegen, wobei ich noch Glück hatte, daß ich mir das Gesicht nicht zerkratzte.
    Hinter mir hörte ich ebenfalls ein dumpfes Geräusch. Da war der Angreifer gelandet.
    Ich fuhr herum. In einer entgegengesetzten Bewegung glitt meine Hand auf die Beretta zu, doch ich kam nicht dazu, sie zu ziehen und einen Schuß abzugeben.
    Die Gestalt vor mir hatte bereits den rechten Arm angehoben. Er fuhr nach unten, und aus der Hand löste sich die Waffe.
    Was immer es war, dieser Gegenstand wäre mir voll in die Brust geschlagen. Daß ich ihm durch eine gedankenschnelle Bewegung entkam, war reine Glückssache. Ich hatte mich nach links gedreht, und dann hieb die Schere in den Stamm.
    Es stimmte.
    Der Unbekannte hatte tatsächlich eine schwere Gartenschere in meine Richtung geschleudert. Es war genau die Schere, mit der mein Vater einige Büsche beschnitten hatte. Er hatte sie nicht mit ins Haus genommen, sondern draußen liegenlassen.
    Es war auch egal.
    Nicht egal war der unheimliche Angreifer. Der Begriff unheimlich war in der Tat zutreffend. Denn was ich bei dieser Sicht für einen Moment sah, glich einem Alptraum.
    War es ein Mensch? War es ein Monster?
    Ich sah in ein Gesicht, das zur Hälfte menschlich und zur anderen Hälfte aus bleichem Gebein bestand.
    Oder?
    Als ich den ersten Schock überwunden hatte und starten wollte, da gab die Gestalt Fersengeld. Sie war schnell, hatte einen Vorsprung, und sie jagte mit gewaltigen Schritten vom Haus weg, hinein in den Dunst. Für mich sah sie aus, als wäre sie ein weglaufender Schatten, der bei seinen Schritten nicht einmal den Boden berührte.
    Ich will es kurz machen.
    Der unbekannte Angreifer entkam mir. Da konnte ich mich ärgern oder mich irgendwo sonst hinbeißen. Er war nach einer Weile nicht mehr zu sehen und hatte sich den Dunst als Beschützer ausgesucht.
    Heftig atmend blieb ich am Beginn einer schmalen Straße stehen.
    Sie führte hinunter in den Ort und schien von den Schatten der Hügel aufgesaugt zu werden.
    Für mich war da nichts, aber auch gar nichts mehr zu machen. Ich konnte mich nur umdrehen und ins Haus zurückgehen.
    Diesmal nahm ich die Schere mit. Noch im nachhinein bekam ich eine Gänsehaut, als ich feststellte, wie tief sie in dem Stamm steckte.
    Die beiden Hälften lagen dicht zusammen, sie hatte gewirkt wie ein Messer mit breiter Klinge.
    Wäre ich von ihr getroffen worden, so hätte sie mich an den Baumstamm genagelt.
    Wer war dieser unheimliche Fremde gewesen? Und hatte er tatsächlich so ungewöhnlich und auch unfaßbar ausgesehen mit seinen unterschiedlichen Gesichtshälften?
    Zum einen normal, zum anderen knöchern?
    Dieses Rätsel bereitete mir schon Kopfschmerzen. Natürlich stellte ich sofort die Frage, was das Auftauchen dieses Fremden mit dem Verschwinden der vier jungen Leute zu tun gehabt hatte.
    Wahrscheinlich nichts – oder alles.
    Ich tippte auf die letzte Möglichkeit. Ich wollte einfach nicht akzeptieren, daß ich es plötzlich mit zwei verschiedenen Fällen zu tun hatte. So große Zufälle gab es nicht.
    Als ich die Haustür leise hinter mir schloß, schoß mir ein phantastischer Gedanke durch den Kopf. Die Travers und die Waynes hatten von ihren

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