Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0853 - Die vier aus der Totenwelt

0853 - Die vier aus der Totenwelt

Titel: 0853 - Die vier aus der Totenwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
saßen die weinenden Frauen. Im nächsten Dorf hielten sie an, denn erst dort fanden sie eine Telefonzelle.
    Sie alarmierten die Polizei, die Rettung, auch die Feuerwehr. Es war ein völliges Durcheinander, bei ihrer Panik aber verständlich.
    Vier tote Menschen!
    Das war die Sensation, wieder einmal. Das brachte auch die Suchtrupps auf Trab. Boote wurden herangeschafft. Sie waren mit der besten Suchelektronik ausgestattet. Es hieß, daß sie jeden Fisch fanden. Fische ja, aber keine Menschen.
    Sosehr sich die Männer auch bemühten, es war nichts zu entdecken. Die vier jungen Leute blieben verschwunden. Ihre Leichen hatten sich auch nicht im Uferschlamm oder Buschwerk verfangen.
    Es gab nicht die geringste Spur von ihnen.
    Nach zwei Tagen brach man die Suche ab.
    Zurück blieben zwei völlig deprimierte Elternpaare, und der Todessee barg wieder ein Geheimnis mehr. So konnten die Legenden aufgestockt werden…
    ***
    Fred Wayne saß in seinem Arbeitszimmer und brütete über Plänen, die er auf seinem Schreibtisch ausgebreitet hatte. Er war Architekt und beschäftigte sich vor allen Dingen mit dem Umbau alter Häuser, denn er gehörte zu den Menschen, die gern erneuerten, aber nicht abreißen wollten. Alte Substanz sollte erhalten bleiben und das Neue sichtbar nur an wenigen Stellen erscheinen.
    Wayne hatte sich in der Branche einen Namen gemacht, deshalb arbeitete er auch des öfteren in großen Städten wie Glasgow und Edinburgh. Gerade dort gab es so viel zu verändern, daß drei oder vier Leben nicht ausgereicht hätten, um es zu schaffen.
    Nach dem Tod seiner beiden Kinder hatte sich Wayne tief in seine Arbeit gestürzt, was vielleicht ein Fehler gewesen war, aber nur so konnte er den Schmerz zurückdrängen.
    Sein Frau Alida hatte anders reagiert. Sie kam einfach nicht darüber hinweg, und wenn der Schmerz zu tief wurde – zudem war er verbunden mit der eigenen Einsamkeit, denn Fred war oft tagelang nicht zu Hause –, griff sie zu Tabletten.
    Sie redete sich ein, diese Psychopharmaka zu brauchen, um einigermaßen über die Runden zu kommen, das aber war ein Fehler, denn die Frau geriet immer tiefer in die Abhängigkeit.
    Wäre Kate Travers nicht gewesen, wer konnte sagen, wo Alida noch gelandet wäre?
    Bei Kate hatte sie Trost gefunden, aber Kate auch bei ihr. Sie war sowieso die seelisch robustere der beiden Frauen. In langen Gesprächen, bei denen hin und wieder auch die Männer teilnahmen, hatte Alida dann ihre schlechte Phase überwunden.
    Das lag erst knapp vier Wochen zurück. Denken mußte sie an ihre Kinder noch immer. Ebenso wie die Familie Travers, die aber waren durch ihren Beruf mehr abgelenkt, denn sie besaßen im Ort ein Lebensmittelgeschäft, das beinahe schon ein kleiner Supermarkt war.
    Wer in Lauder einkaufen ging, kam an diesem Geschäft einfach nicht vorbei.
    Fred Wayne hatte es so einrichten können, daß er zu Hause über seinem Projekt brüten konnte. Erst wenn es fertig war, wollte er es den Stadtvätern von Glasgow vorstellen, und er hoffte darauf, den Zuschlag zu erhalten.
    Wayne war sich beinahe sicher, daß er es schaffte, seine Beziehungen waren einfach zu gut. Er konnte zudem hervorragende Referenzen aufweisen, und auch diese neue Einkaufszeile als Bestandteil alter Bausubstanz würde er hinbekommen.
    Im Grunde war der Plan fertig, und Fred Wayne konnte auch einigermaßen zufrieden sein. Er gehörte zu den Architekten, die zwar mit dem Computer arbeiteten, aber aufs Zeichenbrett nicht verzichten wollten. Es stand wie eine im Grunde schon alte Erinnerung in der Nähe des großen Fensters in seinem Arbeitszimmer.
    Wayne legte den feinen Bleistift zur Seite, streckte die Beine aus und drückte die Lehne des Kippsessels zurück. Dabei streckte er sich und gab zu, doch ziemlich verkrampft zu sein. Das würde sich lösen, denn bis in die Nacht hinein wollte er nicht arbeiten.
    Nach einer Weile stand er auf und ging auf den Barschrank zu, der ebenso dunkel war wie das übrige Mobiliar. Er hatte es noch von seinem Vater übernommen, und es würde auch noch weitere Generationen halten, aber vererben an die Kinder konnte er es nicht.
    Jimmy und Nelly lebten nicht mehr!
    Als ihm dieser Gedanke kam, ballte er die Hände. Sofort stieg wieder der Kloß in seinem Hals hoch. Er holte die Flasche Scotch hervor und ein geschliffenes Glas.
    Der Whisky gluckerte in das Gefäß, und Fred schaute dabei zu, wie seine Hand zitterte. Er hatte den Tod der Kinder noch immer nicht überwunden und würde es

Weitere Kostenlose Bücher