0854 - Sklavendämonen
heute.
Gordy streckte die Hand aus und deutete auf das geöffnete Tor. Zuletzt hatte McArthur es heute Nachmittag im Beisein von Zamorra, Borgé und dem verrückten Archäologen gesehen. Da war es noch verschlossen gewesen.
»Na, was hab ich dir gesagt?«, fragte Gordy.
McArthur hob die Schultern. »Ich weiß nicht, ob ich mich darüber freuen oder ärgern soll.«
»Wieso ärgern?«
»Na, denk doch mal nach. Die Scheißwand ist ein Tor. Zamorra hat das Bauamt verständigt. Die lassen uns ab morgen früh hier nicht mehr buddeln. Wenn der Auftrag vorerst gestoppt ist, was denkst du, was wir dann ab morgen arbeiten werden?«
Gordy zog die Brauen hoch. »Kurzarbeit?«
»Genau das. So eine Fundstätte wird nicht von heute auf morgen wieder freigegeben. Die werden sich erst einmal ganz gepflegt darin austoben. Über Monate, wenn nicht sogar Jahre.«
Gordy grinste.
»Was gibt es da zu grinsen?«
»Warte doch erst mal ab, Junge. Schau mal. Der Doc und dieser Zamorra sind weg. Die kommen vor morgen früh nicht zurück. Was liegt vor uns? Ein offenes Tor. Was liegt dahinter?«
»Woher soll ich das wissen?« McArthur blickte von seinem Kollegen zum Tor. Die beiden Wissenschaftler waren mit einer nackten Frau herausgekommen, die offensichtlich nur von Langlois Jacke mehr schlecht als recht verhüllt wurde. In seinem Kopf begann es zu arbeiten. Verschlossene Höhlen. Fremde Er auen aus dem Nichts. Versunkene Kulturen. Alte Grabstätten.
»Paquet«, sagte er nach einer Weile.
»Bitte?«
McArthur holte tief Luft. »Benoit Paquet. Ein Grabräuber. Nicht gerade meine erste Wahl für jemanden, mit dem ich krumme Geschäfte machen wollte, aber der einzige, der für diesen Fall hier wohl in Frage kommt. Der hat schon Gräber in Peru und Chile geplündert und eine Pyramide in Mexiko ausgeraubt. Er hat die notwendigen Kontakte, gefundene Schätze auf dem Schwarzmarkt an den Mann zu bringen und zu Geld zu machen.«
»Na bitte.« Gordy grinste breiter. »Ich wusste doch, dass es kein Fehler war, dich herzuholen. Kannst du diesen Paquet noch heute kontaktieren?«
McArthur blickte demonstrativ auf seine Armbanduhr. »Ich versuche es. Ich muss dazu ein paar Leute ausfindig machen.«
»Gut. Beeil dich. Wir haben nicht den ganzen Tag.«
McArthur schnalzte mit der Zunge. »Schon klar. Aber wenn Paquet gerade auf Tomb Raider Tour ist, ist uns auch nicht geholfen.«
»Versuch einfach dein Glück«, sagte Gordy.
Der Vorarbeiter nickte noch einmal und nahm dann denselben Weg zurück an die Oberfläche wie zuvor schon Zamorra.
Gordy wartete bis er fort war. »Er ist weg, du kannst dich jetzt zeigen.«
Wie aus dem Nichts materialisierte sich Matthieu LaCroix vor ihm. Im Mundwinkel des Teufels glomm eine Zigarette. Er hielt die Arme vor der Brust verschränkt und starrte Gordy mit glühendem Blick an. »Du solltest solche Maßnahmen vorher mit uns absprechen.«
Gordy machte eine wegwerfende Handbewegung. »Dazu ist keine Zeit. Wenn der Schacht erst einmal für Erforschung freigegeben ist, stoßen die Menschen unweigerlich auf das, was sich darin befindet.«
LaCroix löste seine Hände und tippte Gordy mit einem Finger gegen die Brust. »Genau deswegen wird Seiina Rayne morgen früh das Bauamt aufsuchen und die Chefin überreden , dass der komplette Stollen zu sprengen ist. Wir vergraben das Problem ganz einfach.«
Gordy wich einen Schritt zurück, um dem Finger zu entgehen. Die Kuppe war mittlerweile glühend rot geworden und brannte sich in den Stoff seines karierten Hemdes.
»Das tut weh«, beklagte sich der Dämon.
»Das sollte es auch«, knurrte LaCroix. »Was hast du dir dabei gedacht, einem Menschen davon zu erzählen?«
»Meine Güte, komm wieder runter! McArthur kennt einen Grabräuber. Na, klingelt's?«
»Nicht im Geringsten.«
Gordy schnippte mit den Fingern. »Denk doch mal nach. Die werden alles plündern. Das Problem löst sich von selbst.«
Die Augen des Teufels loderten gefährlich auf. Erneut schoss sein Finger vor und bohrte sich diesmal in Gordys Brust. Der Dämon schrie vor Schmerz auf, als sich der Finger wie glühender Stahl bis zu seinem Herzen bohrte und es verkochte.
»Idiot!« LaCroix zog den Finger aus der Brust des anderen, und Gordy sank leblos zu Boden, wo er zu einer breiigen Masse zerrann, die sich farblich kaum von dem Lehm abhob. »Warum konnte er nicht einfach warten? Jetzt muss ich mich um Zamorra und diesen Paquet kümmern.«
***
Jedes Mal, wenn Professor Zamorra das Amulett zu Hilfe
Weitere Kostenlose Bücher