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0855 - Geisel der Finsternis

0855 - Geisel der Finsternis

Titel: 0855 - Geisel der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Krämer
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er jetzt für den Schild gegeben, der sicher ein ausgezeichneter Schutz gewesen wäre. Doch der hatte ihm bisher nur innerhalb der Mauern der weißen Stadt zur Verfügung gestanden.
    Van Zant schraubte seine Wünsche herunter. Ein banaler Regenschirm wäre auch nicht übel gewesen, wenn der sich unter dem Drachensabber auch garantiert rasch in seine Bestandteile aufgelöst hätte.
    Artimus war Realist. Wenn er hier über viele Stunden - vielleicht sogar Tage - diesen Attacken ausgesetzt wäre, dann würden ihn die ständigen kleinen Treffer zermürben, in den Wahnsinn treiben. Das hier war nicht nur ein perfektes Gefängnis, sondern zugleich eine pervers erdachte Folterkammer.
    Er wurde aus seinen leicht panischen Gedankengängen aufgeschreckt, als sich eine Tür öffnete. Für Momente konnte van Zant das eindringende Licht von draußen erhaschen, dann schloss sich die Tür wieder.
    Vier Fackeln leuchteten auf, und Peitschenhiebe trafen die Drachenwesen, die sich auf die Neuankömmlinge stürzen wollten. Artimus registrierte erstaunt, dass sich die Echsen zurückzogen und nun dicht beieinanderkauerten. Diese Prozedur war ihnen wohl geläufig. Zudem warfen die Fackelträger den Tieren große Fleischbrocken hin, über die sich die Wesen ausgehungert hermachten.
    Fütterung der Raubtiere…
    Eine Fackelträgerin - sie alle waren Frauen, was Artimus' Ahnung bestätigte, in einem Lager der Amazonen gefangen zu sein - trat dicht vor das Gitter. Ihre Gesichtszüge drückten Gleichgültigkeit aus, Desinteresse. Van Zant kannte dieses Gesicht. Die Kriegerin war eine derjenigen, die ihn und Zamorra vor Armakath attackiert hatten. Stumm starrte sie auf den Gefangenen.
    Dem Physiker war klar, dass jedes Protestgeheul hier auf taube Ohren stoßen musste. Also sparte er sich die Mühe. Ruhig trat er bis vor die Metallstäbe, die von Speichel und Drachenschuppen übersät waren. Er vermied tunlichst, damit in Kontakt zu kommen.
    »Warum bin ich hier?«
    »Um zu sterben - kannst du dir das nicht denken?« Mit einer solchen Antwort hatte van Zant gerechnet. Er musste zumindest denVersuch starten, an diese Frau heranzukommen.
    »Ich kenne dich. Du hast immer nahe eurer Anführerin gestanden. Erinnerst du dich? Wo ist sie? Ich würde gerne mit ihr sprechen.«
    »Du weißt genau, dass sie tot ist. Dein Kumpan Zamorra hat sie gemeuchelt.« In der Stimme der Frau schwang eine Dramatik mit, die einer drittklassigen Schauspielerin glich, die verzweifelt ihre Unfähigkeit zu verdecken suchte. Sie sprach viel zu akzentuiert, viel zu laut - damit es auch die anderen Amazonen ja mitbekamen. Van Zant durchschaute die Amazone sofort.
    »Geschwätz! Du weißt genau, dass das eine Lüge ist. Ich denke, da hattest wohl eher du deine Finger im Spiel.«
    Der Peitschenhieb kam ansatzlos und traf den Südstaatler links am Hals. Van Zant taumelte zurück. Der Schmerz trieb ihm die Tränen in die Augen, doch er riss sich zusammen, kam zurück an das Gitter. Aus den Augenwinkeln registrierte er sehr wohl, dass die anderen Kriegerinnen diese Szene interessiert beobachteten.
    »Bin ich deshalb hier? Als Sündenbock für deinen Verrat?« Die Amazone hob erneut die Peitsche, ließ den Arm jedoch kraftlos wieder sinken. Dicke Schweißperlen hatten sich auf ihrer Stirn gebildet.
    »Nein, du provozierst mich nicht, Mensch. Die Fürstin der Finsternis persönlich hat deine Gefangennahme befohlen, nicht ich. Du wirst sterben, langsam… qualvoll. Und die Reste von dir werden wir Zamorra vorwerfen. Ihr werdet für Neffias Tod büßen!«
    Abrupt wandte sie sich ab und verließ das Gebäude. Artimus sah zu verbliebenen Amazonen - da war Skepsis in den Blicken der Frauen, die sich nun langsam rückwärts zur Tür zurückzogen. Die Drachen waren noch mit Fressen beschäftigt und kümmerten sich kaum um ihre Bewacherrinnen. Die letzte Kriegerin zog die Tür hinter sich zu, doch nicht ohne zuvor noch einen Blick auf Artimus geworfen zu haben. Es herrschte zu diffuses Licht, als dass van Zant in ihren Augen hätte lesen können. Doch er war sicher, einen Keim gelegt zu haben. Einen Keim, der vielleicht schon in den Kriegerinnen geschlummert hatte. Den Keim der Skepsis. Wenn der einmal erwacht war, dann spross er meist unkontrolliert weiter… und weiter…
    Die Echsen hatten ihr blutiges Mahl rasch beendet - sicher fütterte man sie nur in den Maßen, dass sie vor lauter Hunger nicht übereinander herfielen und sich gegenseitig zerfleischten. Van Zant fiel es schwer,

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