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0855 - Geisel der Finsternis

0855 - Geisel der Finsternis

Titel: 0855 - Geisel der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Krämer
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Mitleid mit diesen Kreaturen zu empfinden, die sich nun wieder daran machten, das Gitter zu attackieren. Dennoch waren sie im Grunde nichts anderes als er - Gefangene. Wie gerne hätten die Tiere wohl ihre Flügel gespreizt, um in den weiten Himmel der Schwefelklüfte aufzusteigen?
    Erneut traf ihn Speichel an den Händen, sein Hals schmerzte von dem heftig ausgeführten Peitschenhieb…
    Ja, das alles hier war im Grunde nur eine verflixt plumpe Falle für Professor Zamorra. Der Physiker ahnte, dass Stygia nicht einmal wirklich damit rechnete, den Parapsychologen so vernichten zu können. Offenbar hatte sie ihre Taktik grundlegend geändert. Sie wollte ihrem Feind böse Stiche versetzen. Der Tod eines Teammitglieds war ein feiner Beginn…
    Und Artimus van Zant fragte sich allen Ernstes, was er sich denn nun wünschen sollte: Wenn Zamorra nicht kam, würde dieses Gefängnis ihn langsam aber sicher umbringen.
    Wenn der Franzose auftauchte, würden die Kriegerinnen den Physiker sofort töten oder den Flugechsen diesen Job überlassen.
    Mit einer dritten Möglichkeit rechnete van Zant nicht. Woher sollte er auch wissen, dass es sie überhaupt gab?
    Doch es gab sie…
    ***
    Professor Zamorra spürte den reißenden Schmerz in jeder noch so kleinen Faser seines Körpers. Ein Huckepacksprung mit Dalius Laertes war alles andere als ein Vergnügen.
    Der Vampir, der aus der hoch entwickelten Kultur der Uskugen stammte, beherrschte die Fähigkeit, sich ohne jeden Zeitverlust von einem Ort zum anderen zu bewegen. Das schloss auch einen Weltenwechsel mit ein, wie in diesem Fall.
    Wenn Zamorra einen solchen Transit mit dem Silbermonddruiden Gryf ap Llandrysgryf gemacht hatte, war das stets ohne körperliche Auswirkungen abgegangen. Warum das bei Laertes so ganz anders war, blieb vorerst ein Rätsel.
    Doch war Dalius Laertes nicht ein einziges Rätsel?
    Zamorra drängte diese flüchtigen Gedanken problemlos beiseite. Er hatte mit einer sofortigen Alarmsituation gerechnet, wenn der Sprung in die Schwefelklüfte abgeschlossen war. Dem war allerdings nicht so. Sekunden nur brauchte der Parapsychologe, um die Nachwirkungen zu verdauen, dann war er kampfbereit.
    Es gab nichts, das man abwehren musste.
    Zumindest nicht in unmittelbarer Nähe. Ein Blick voraus zeigte ihm, dass Dalius Laertes durchaus in der Lage war, seine Sprünge absolut präzise zu steuern; zugleich bewies ihr Ankunftsort die weiseVorausschau des Vampirs.
    In Sichtweite lag das Amazonenlager, das Zamorra sofort wiedererkannte. Wie hing das zusammen? Hier hatten van Zant, Simon und er die Kleine vonYola befreit. Aber irgendwie passte es nicht zu dem Profil der Höllen-Amazonen, sich in diffizil geplanten Rachefeldzügen zu ergehen. Nein, dazu waren sie viel zu gerade heraus. Sie konnten kämpfen, waren unerbittlich ihren Feinden gegenüber. Eine Amazone würde niemals einen Giftmord begehen, so wenig, wie sie einer Herausforderung zum Kampf aus dem Weg ging. Flucht kam in ihrem Wortschatz nicht vor.
    Die Handschrift zu solch einer Entführung erinnerte Zamorra spontan an eine ganz andere Person aus den Schwefelklüften, eine, die zu jedem nur erdenklichen unlauteren Mittel griff. Für ihren Vorteil tat sie alles und brach jedes Tabu.
    Und sie war die direkte Herrin der Amazonen, die als ihre persönliche Leibwache fungierten.
    Oh ja, das passte alles so sehr zu Stygia.
    Merlins Stern reagierte nicht außergewöhnlich nervös. Es schien, als habe man es tatsächlich ausschließlich mit den Amazonen zu tun. Das allerdings machte Zamorra skeptisch.
    Stygia musste doch wissen, dass Zamorra den Kriegerinnen überlegen war. Natürlich würde er auf eine zahlenmäßige Übermacht treffen. Dennoch boten sich dem Meister des Übersinnlichen alle Chancen, seinen Freund zu befreien.
    Es sei denn…
    Zamorra dachte nicht weiter, blockierte den schrecklichen Gedanken, der sich ganz nach vorne in seinem Bewusstsein gedrängt hatte. »Laertes.« Der hagere Vampir nickte, als kenne er die Frage bereits, die Zamorra an ihn hatte.
    »Artimus lebt. Noch. Ich glaube, wir denken in die gleiche Richtung.«
    »Sie warten dort nur auf uns, richtig?« Zamorra starrte auf das fünfeckig angelegte Lager der Kriegerinnen. Über ihren Köpfen kreisten in unregelmäßigen Abständen Flugsaurier, auf deren Rücken aufmerksame Amazonen die Umgebung absuchten. Erst jetzt bemerkte der Professor den kaum erkennbaren grauen Schimmer, der Laertes und ihn umgab. Der Uskuge hatte einen magischen Sichtschutz

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