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0855 - Geisel der Finsternis

0855 - Geisel der Finsternis

Titel: 0855 - Geisel der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Krämer
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wie er überhaupt so etwas wie Stolz empfinden konnte, dann war es wohl eine Spielart dieser Empfindung, die er in sich spürte. Er hatte die Geräusche, diesen ganz speziellen Klangteppich, den die Amazonen 30 unbewusst produzierten, abrufbereit. Nun musste er ihn nur noch finden.
    Nicht suchen , denn dieser Begriff barg die Möglichkeit des Scheiterns in sich.
    Finden - und er fand!
    Dass ihn bei der Annäherung an das Lager der kriegerischen Frauen eine große Überraschung erwartete, hatte der Praetor natürlich nicht ahnen können. Als er dem Lager nahekam, verlangsamte er seinen Lauf.
    Er konnte seinem Körper über einen langen Zeitraum hinweg Höchstleistungen abverlangen. Nur selten war er bisher an die Grenzen seiner Belastbarkeit gestoßen. Äußerst selten sogar.
    Er wollte sich nicht verstecken, doch zunächst war es sicher nicht von Vorteil, wenn die erstbeste Amazone direkt über ihn stolpern sollte. Praetor kannte das Sozialgefüge dieser Kriegerinnen nicht, ebenso wenig ihre Führungsstruktur. Doch er war sicher, dass es bei ihnen etwas wie eine Anführerin, vielleicht sogar eine Königin geben musste. Sie wollte er rasch ausfindig machen, denn von ihr würden sicherlich die genausten Informationen zu bekommen sein.
    Die über seinen Köpfen kreisenden Echsen und ihre Reiterinnen registrierten ihn nicht. Sein Körper passte sich nahezu perfekt der Umgebung an. Unentdeckt konnte er bis zu dem hohen Palisadenzaun vordringen, der diese Ansiedlung umgab. Mühelos zog er sich daran hoch, überwand das Hindernis lautlos.
    Das dämmrige Licht verschluckte seine Körperformen, als er zwischen den Gebäuden verschwand. Sicherlich musste er sich nur nach dem größten der Häuser richten.
    Für einen Moment konzentrierte sich der Praetor, öffnete sein Bewusstsein nach allen Seiten hin, denn er wollte keine böse Überraschung erleben - sein Geist forschte in alle Richtungen, erfasste das gesamte Lager bis über dessen Begrenzungen hinaus.
    Erstaunt hielt er inne, konzentrierte seinen suchenden Geist in eine bestimmte Richtung, auf einen ganz besonderen Impuls hin, den er beinahe übersehen hätte. Diese eine Präsenz passte überhaupt nicht zu all den anderen, schien hier nicht nur einzigartig, sondern auch fehl am Platz zu sein.
    Der Praetor verfügte nicht über menschliche Emotionen. Wäre dem so gewesen, hätte er vor Freude geschrien. Was er gefunden hatte, war viel mehr, als er hier erwarten durfte.
    Der Krieger war hier - hier; in diese Amazonenánsiedlung!
    Praetor unterdrückte den starken Impuls, sich sofort zum Ausgangspunkt der Präsenz zu begeben. Es war mehr als unwahrscheinlich, dass sich der Krieger mit den Kriegsfrauen verbündet hatte. Also mochte es durchaus sein, dass er sich hier nicht freiwillig aufhielt. Das musste in Betracht gezogen werden.
    Der Praetor konzentrierte sich voll und ganz auf den Krieger. Er hörte Töne, doch sie ließen sich nicht dem Krieger allein zuordnen. Um ihn herum gab es andere Wesen, die voll Hass, Gier und Schmerz waren. Sie schienen den Krieger zu bedrängen. Die Klänge des Kriegers, so weit Praetor sie herausfiltern konnte, waren erfüllt von Schwäche und Mutlosigkeit. Erlitt Schmerzen, schien sich kaum bewegen zu können - oder zu dürfen?
    Der Gesandte der Herren von Armakath und allen weißen Städten fasste einen Entschluss. Die Gefahr, den Krieger hier erneut zu verlieren - und dann womöglich für immer - war ganz einfach zu groß. Alle Vorsicht hinter sich lassend, schritt er auf den großen Platz, der im Zentrum der Siedlung lag. Noch immer hatte ihn niemand entdeckt, weil die Amazonen um diese Zeit anderes zu tun hatten, als sich draußen aufzuhalten.
    Das würde sich rasch ändern, denn die Wachen auf den Palisaden waren schließlich nicht blind. Dem Praetor war das gleichgültig. Er beabsichtigte nicht zu warten, bis er zu einer Reaktion gezwungen wurde. Er war es, der hier agierte, niemand sonst.
    Schnell hatte er den flachen Bau ausgemacht, aus dem die Klangpräsenz des Kriegers nun mehr als deutlich zu ihm drang. Das Gebäude besaß ein Flachdach. Gut so, denn das war der Weg, den er sich ausgewählt hatte - von oben.
    »Alarm! Alarm!« Ein Gong wurde heftig geschlagen, die Stimmen überschlugen sich beinahe. »Feind im Lager! Wir werden angegriffen!«
    Der Praetor legte kurz den Kopf in den fleischigen Nacken. Aus dem Himmel fielen mehrere schwarze Punkte zur Erde… Die Flugpatrouille der Amazonen reagierte sofort. Türen wurden

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