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0855 - Kalis Würgertruppe

0855 - Kalis Würgertruppe

Titel: 0855 - Kalis Würgertruppe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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bewahrte er die Regel der Höflichkeit, klopfte an die seitliche Tür und hörte auch den schwachen Widerhall einer Männerstimme. Der Inder trat ein.
    Wenn er überrascht war, ließ er es sich zumindest nicht anmerken.
    Das Büro war sehr groß, und daß hier Teppiche verkauft wurden, bekam der Kunde spätestens hier mit aller Deutlichkeit präsentiert.
    Nicht allein, daß der Boden von mehreren Teppichen bedeckt war, sie hingen auch an den Wänden, wo auf Bilder verzichtet wurde. Es gab Sitzkissen, die sich im Raum verteilten, aber auch eine Couch, die eigentlich keine war, sondern mehr einem orientalischen Diwan glich. Im Vergleich dazu wirkte der Schreibtisch des Adsam Rasani direkt störend.
    Rasani wunderte sich über den Besuch, wartete ab, bis Mandra die Tür geschlossen hatte, und erhob sich dann langsam aus seinem Sessel.
    Der Ankömmling wußte sofort, daß Rasani und er nie Freunde werden konnten. Die Körperchemie stimmte einfach nicht. Die Strömungen waren zu verschieden, das stellte Mandra Korab nur am Rande fest. Rasani selbst war für ihn wichtiger.
    Er war etwas größer als sein Assistent. Das Haar lag sorgfältig gescheitelt auf seinem Kopf. Es war ebenso dunkel wie die Augen, die in dem fleischigen Gesicht aussahen wie Tropfen. Eine fleischige Haut, ein Mund mit etwas dicken Lippen, zu dem das dünne Menjou-Bärtchen eigentlich nicht paßte. Ein beiger Anzug, ein blaues Hemd, eine schwere Seidenkrawatte und die Ringe an den Fingern des Mannes zeigten von einem gewissen Reichtum.
    Schon beim Eintreten hatte Mandra die meisten Einzelheiten des Büros registriert. So war ihm auch die kleine, auf dem Schreibtisch stehende Figur aufgefallen, von der er allerdings nur den Rücken sah. Sie war so plaziert worden, daß sie einen Schnittpunkt bildete, der den Schreibtisch in zwei Hälften teilte.
    Mandra war vorgegangen und blieb stehen, als Rasani den Mund öffnete. »Wer sind Sie?«
    »Hat Ihnen Ihr Assistent das nicht gesagt?«
    »Nein.«
    »Dann will ich mich Ihnen gern vorstellen. Mein Name ist Mandra Korab. Wie unschwer zu erkennen ist, sind wir beide Landsleute, und ich komme tatsächlich aus unserer Heimat und bin gestern auf dem Flughafen Heathrow gelandet.«
    »Um mich zu besuchen?«
    »Inzwischen ja.«
    Rasani verstand den Doppelsinn der Worte nicht. Er sah in Mandra einen normalen Geschäftspartner und benutzte deshalb die üblichen Floskeln.
    »Es ist schade, Mr. Korab, Sie hätten sich wirklich anmelden sollen. Meine Zeit ist leider begrenzt. Ich muß in einer Stunde zu einem Termin und den kann ich nicht absagen?«
    »So lange wird es nicht dauern.«
    Rasani hob die Schultern. »Nun ja, einige Minuten könnte ich Ihnen geben. Wenn wir uns setzen wollen…«
    »Das ist nicht einmal nötig.« Mandra ging auf und ab. Er tat so, als würde er sich für die Teppiche interessieren, bewunderte sie, nickte hin und wieder und fühlte sich auch vom Chef der Firma beobachtet.
    »Es sind wunderbare Stücke darunter. Wenn Sie sich die Muster anschauen und sich für bestimmte entscheiden wollen, garantiere ich Ihnen eine kurze Lieferzeit.«
    Mandra blieb stehen und nickte. »Sie haben also die Arbeitskräfte in unserem Heimatland im Griff.«
    »Das versteht sich. Meine Verbindungen sind ausgezeichnet. Ich arbeite für die größten Kaufhäuser des Landes, es gab nie Beschwerden, nie Lieferschwierigkeiten. Termine sind dazu da, eingehalten zu werden. Selbst ich als Orientale habe mir dies zum Geschäftsprinzip gemacht und bin damit gut gefahren.«
    »Auf wessen Rücken?«
    Rasani begriff nicht. »Wie meinen Sie?«
    Mandra drehte sich langsam um. »Auf wessen Rücken setzen Sie die Termine fest. Wer muß dafür arbeiten und zerstört seine Gesundheit? Kinder, mein lieber Landsmann! Die Kinder in Indien schuften sich beinahe tot. Sie sind Gefangene in den Fabriken, sie werden gehalten wie Tiere, und nicht wenige schlafen sogar an den Knüpfstühlen.«
    Adsam Rasani gab keine Antwort. Er war wohl zu überrascht, denn daß sich die Unterredung in diese Richtung hin entwickeln würde, damit hätte er nie gerechnet. Als sein Blick einen lauernden Ausdruck bekam, wußte Mandra, daß er sprechen würde, und er hatte sich nicht geirrt.
    »Worauf wollen Sie eigentlich hinaus?«
    »Das habe ich Ihnen gesagt.«
    »Wollen Sie mit mir ein Geschäft machen oder über Moral diskutieren, die man in Asien anders sieht als hier?«
    »Sieht man sie dort anders?«
    »Natürlich!«
    »Nein, nicht direkt. Man kann sie nicht

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