0855 - Kalis Würgertruppe
den Kaffee gewöhnt. Wir saßen um den Tisch, schwiegen zunächst, und erst als Carol sich die zweite Tasse einschenkte, ergriff sie das Wort.
»Jetzt geht es mir etwas besser, aber ich darf nicht daran denken, welcher Tag vor mir liegt.«
»Klären Sie uns auf«, bat ich sie.
Sie hob die Schultern. »Ich hatte vor, in den Sender zu fahren und den Bericht zu schneiden. Vertonen will ich ihn auch noch, denn er soll übermorgen über den Sender laufen. Mein Chefredakteur hat mir fünfzehn Minuten überlassen, das ist sehr viel. Zudem läuft er in der besten Sendezeit. Ich hoffe, daß er die Menschen nachdenklich macht, damit sie diese Geschäftspraktiken nicht unterstützen.«
»Das ist knapp!« stimmte ich zu.
»Und ob.« Sie starrte über den Tisch hinweg. »Ich könnte es ja schaffen, wenn nicht dieser verdammt Druck wäre. Ich muß immer damit rechnen, von den beiden Indern angegriffen zu werden.«
»Mit anderen Worten, Sie benötigen Schutz«, sagte ich.
»Das meine ich.«
»Dann sollte einer von uns in ihrer Nähe bleiben.« Aber Wer?
Suko und ich schauten uns an. »Sollen wir das Los entscheiden lassen?«
»Wäre nicht übel.«
»Und was macht der andere inzwischen?«
»Rasani?«
Suko lächelte dünn und griff nach einer Scheibe Toast. »Um ihn will sich Mandra kümmern.«
»Es könnte von Vorteil sein, wenn ihm ein anderer den Rücken deckt.«
Suko belegte die Scheibe mit Rührei. »Wenn ich deine Worte richtig interpretiere, gehst du davon aus, daß diese Fabrik gewisserma ßen die Höhle des Löwen ist.«
»Das denke ich.«
»Würde mich auch reizen!« Suko biß nach diesen Worten in seinen Toast.
Shao griff als Schlichterin ein. »Ihr redet um den heißen Brei herum«, erklärte sie. »Da ihr losen wollt, werde ich es in die Hand nehmen.« Sie griff nach einem eingepackten Zuckerwürfel und versteckte die Hände auf dem Rücken. »Wer rät, in welcher Hand ich ihn versteckt habe, der fährt zu Rasani. Einverstanden?«
Wir nickten.
»Du zuerst, Suko.«
»Nein, John zuerst.«
»Himmel! Stell dich nicht an wie ein Kind.«
»Links«, sagte ich.
Shao legte den Unterarm auf den Tisch. Sie hielt die Hand noch geschlossen, öffnete die Faust – und wir schauten auf den viereckigen Zuckerwürfel.
»Also du, John.«
Ich grinste, Suko verzog das Gesicht, fügte sich aber in sein Schicksal.
»Sind Sie jetzt sauer?« fragte Carol.
»Nein, nein, auf keinen Fall. Verstehen Sie mich bitte nicht falsch. Ich habe nur den Eindruck, daß es verdammt gefährlich werden kann, und ich wäre auch gern dabeigewesen.«
»Vorbei ist vorbei.«
»Ich beschwere mich auch nicht.«
Allmählich spürte auch ich Hunger und sorgte dafür, daß ich etwas in den Magen bekam. Ich hatte mich für Vollkornbrot mit Schinken entschieden, trank Kaffee und schielte dabei hin und wieder auf meine Uhr, denn ich dachte daran, Mandra Korab anzurufen. Ich wollte ihm natürlich mitteilen, daß auch ich in der Fabrik erscheinen würde.
Die Telefonnummer des Hotels suchte ich mir heraus, nahm den tragbaren Apparat mit an den Tisch, wählte und ließ mich mit dem Zimmer des Inders verbinden.
Dort hob niemand ab, der Ruf kehrte wieder zurück zur Zentrale, wo ich dann bat, im Frühstücksraum nachzuschauen. Um diese Zeit saß er bestimmt am Tisch.
Es brauchte nicht erst zu geschehen. Ich bekam mit, wie sich jemand im Hintergrund meldete und erklärte, daß ein Mr. Korab das Haus vor wenigen Minuten verlassen hatte.
Obwohl mir die Auskunft nicht gefiel, bedankte ich mich dafür und schaltete den Apparat ab.
»Nun?«
»Er ist schon weg, Shao.«
»So früh?«
»Mandra war und ist ein Mensch der schnellen Entschlüsse. Er schiebt niemals etwas auf die lange Bank. Ich werde ihn wohl in Rasanis Firma treffen.«
»Wann willst du los?«
Ich leerte meine Tasse. »Jetzt. Ich möchte wirklich keine Sekunde verlieren.«
»Okay. Aber wir hören von dir«, sagte Suko.
»Darauf kannst du dich verlassen.«
Ich verabschiedete mich von Carol Deep etwas länger und riet ihr, die Augen offenzuhalten. Gleichzeitig machte ich ihr klar, daß sie sich bei Suko in den besten Händen befand. Dann wurde es Zeit für mich, und ich verließ die Wohnung.
Der Rover stand unten in der Tiefgarage. Da ich den Londoner Verkehr kannte, würde es ziemlich lange dauern, bis ich die Firma erreichte. Da hatte ich Zeit genug, von unterwegs im Büro anzurufen, um den neuesten Stand der Dinge durchzugeben.
***
Sieben Dolche!
Sieben magische Dolche
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