0855 - Kalis Würgertruppe
wunderbar flauschig, sie dufteten, man fühlte sich in ihnen einfach wohl.
Später zog sich Mandra an.
Er lächelte, als er einen flachen Koffer öffnete, in dem er seine Waffen transportiert hatte. Es war ein Gürtel mit sieben Dolchen. Mandra hatte den Status eines Diplomaten, sein Gepäck war nicht kontrolliert worden. Er schnallte den Gürtel um und rückte die mit Dolchen gefüllten Schlaufen so, daß sie ihn nicht störten, als er den weichen Gürtel angelegt hatte.
Der hochgewachsene Inder war zufrieden. Siebenmal schlang er den Turban um seinen Kopf. Nicht jeder trug ihn auf diese Art und Weise. Bei Mandra war es das Zeichen dafür, daß er einer besonderen Kaste angehörte. Es war die der Maharadschas, der ehemaligen Herrscher Indiens. Tatsächlich gehörte Mandra dazu. Aber er bildete sich nichts darauf ein, er lebte auch nicht so wie eben diese Herrscher, die in der letzten Zeit immer mehr an Einfluß gewannen. Da die Politik oft genug versagte, wandten sich die einfachen Menschen wieder ihren Herrschern zu, um sich von ihnen die Lösungen für ihre Probleme präsentieren zu lassen – oder auch nicht.
Mandra Korab war einer der ersten Gäste, die den Frühstücksraum betraten, und man bediente ihn rasch und höflich.
Fleisch aß er nicht. Mandra lebte von Müsli und Obst. Er aß ruhig, er nahm sich Zeit, und er wirkte dabei wenig europäisch. Menschen wie er standen dem Leben eben anders gegenüber.
Anschließend fuhr er noch einmal hoch in sein Zimmer und steckte einen kleinen Notizblock ein. Zufrieden mit sich verließ er das Hotel, man winkte ihm einen Wagen heran und er nannte eine Adresse, die den Fahrer wunderte. Es kam wohl nicht oft vor, daß sich ein Gast aus einem derartigen Hotel in das Hafengebiet fahren ließ.
Einen Kommentar hörte Mandra aber nicht. Er saß im Fond, die Augen hielt er halb geschlossen, und er dachte über die nahe Zukunft nach. Seine Freunde hatte er nicht angerufen. Sie wußten sowieso Bescheid. Zudem wollte er nicht Gefahr laufen, irgendwelchen Bitten nachzugeben, denn sicherlich hätten ihn John und Suko bei seinem Besuch gern begleitet. Das aber war nicht in seinem Sinne. Gewisse Risiken wollte er so klein wie möglich halten.
In London rollte wieder einmal der Verkehr ohne Ende. Der Fahrer hatte es nicht leicht, durchzukommen. Immer wieder steckten sie fest, immer wieder fluchte er, doch der im Fond sitzende Gast nahm es gelassen hin. Er schaute auf die Themse, als sie die London Bridge überquerten, und er sah das Wasser wie einen silbergrauen Strom in seinem Flußbett gefangen unter sich liegen.
Hinter der Brücke, an der London Bridge Station gerieten sie wieder in einen Stau. Normalerweise hätten sie es in wenigen Minuten bis zum Ziel geschafft, so aber benötigten sie beinahe eine halbe Stunde, bevor sie das Firmengelände erreichten.
»Bitte nicht hinauffahren. Halten Sie hier außen am Tor.«
»Wie Sie wünschen.«
Mandra zahlte, bedankte sich noch mit einem großzügigen Trinkgeld und sah, daß der Fahrer auch lächeln konnte.
Der Firmensitz bestand aus einem Gebäude. Nicht sehr hoch, dafür langgestreckt. Eine Mischung aus Büro und Lager, wobei sich die Büros an der linken Seite befanden, allein daran zu erkennen, daß die Wand von mehreren Fenstern unterbrochen wurde.
Am Eingang befand sich auch der normale Parkplatz. Dort standen die Wagen der Mitarbeiter. Die Lastwagen mußten einen Bogen fahren, um an eine breite Rampe zu gelangen, wo sie be- oder entladen werden konnten.
Mandra Korab fiel der Rolls auf. Perfekt geputzt stand er in der breiten Parktasche. Die Sonne spiegelte sich auf seinem Chrom und Blech, als wollte sie den Wagen besonders anleuchten.
Verschiedene Hinweisschilder wiesen die Besucher zu den entsprechenden Bereichen. Mandra interessierte sich nicht dafür. Er wußte genau, wo er hinzugehen hatte.
Mit sicheren Schritten betrat er den Bereich des normalen Eingangs und stieß die Glastür auf.
Wie bei jeder anderen Firma auch, so gab es hier ebenfalls einen Empfang. Eine junge Dame saß dort, die aber telefonierte, so blieb Mandra vor dem Tresen stehen.
Geduldig wartete er, bis die Frau das Gespräch beendet und aufgelegt hatte.
»Guten Tag, Sir, was kann ich für Sie tun?«
»Ich möchte zu Mr. Rasani.«
»Zum Chef?« Sie fragte es beinahe erschreckt.
»Ja.«
»Wie ist Ihr Name, Sir?«
Mandra sagte ihn.
»Gedulden Sie sich bitte einen Augenblick. Ich werde mit dem Vorzimmer telefonieren.«
»Ja, tun Sie das.«
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