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0855 - Spektrum des Geistes

Titel: 0855 - Spektrum des Geistes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Galinorgs Raumschiff, damit er ungehindert starten konnte, und ging Bli-nizzer auf halbern Wege entgegen.
    Der Zwotter starrte mit vor Entsetzen großen Augen auf ihren Bauch.
    „Was weh, was weh, Virna", wimmerte er. „Was schmerzensreiche Kränkung du hast?"
    Sie schüttelte den Kopf.
    „Ich bin nicht krank", erwiderte sie. „Eigentlich müßte ich mich über diesen Zustand freu-en, aber ... lassen wir das. Ich muß mich über dich wundern, Blinizzer. Wie vermehrt ihr euch denn? Hast du noch nie eine schwangere Zwotterfrau gesehen?"
    Blinizzer kreischte. Er schlug mit den Armen um sich, als seien es Flügel. Dabei rannte er im Kreise, entfernte sich ein Stück von ihr und kam dann mit sichtlichem Unbehagen zurück.
    „Aber nie, aber nie das gesehen", sang er hysterisch. „Schwangerisch war obszön, und ach hygienisch in Versteckung."
    „Ich verstehe", sagte Virna. Sie interpretierte Blinizzers Gesang so, daß die Zwotterfrau-en sich während der Schwangerschaft versteckten und erst nach der Geburt ihrer Kinder zurückkehrten. Vielleicht aber waren die Zwotter auch androgyn, Mann und Frau in einem, und machten zu dem Zeitpunkt, da sie für Nachkommenschaft sorgen wollten, eine Ge-schlechtsumwandlung durch. Möglich auch, daß die Zwotter während dieser „Frau-und-Mutter-Periode" die Erinnerung an ihre männliche Periode vergaßen, und umgekehrt, wenn sie geboren hatten und wieder männlich oder auch geschlechtslos wurden, das Da-vor aus ihrer Erinnerung verdrängt wurde...
    Virna erschrak über ihren komplizierten Gedankengang. Das war natürlich blühende Phantasie, früher hatte sie sich nie zu solchen Spekulationen hinreißen lassen. Sie hatte sich überhaupt keine Gedanken über die Zwotter gemacht, sondern sie einfach als gege-ben hingenommen.
    „Sprechen wir nicht mehr darüber, wenn dir das Thema Unbehagen bereitet", sagte sie. „Wie geht es Harzel?"
    Blinizzers Liderwülste begannen zu zucken. Er spitzte die Lippen trompetenförmig und stieß einen langgezogenen Heulton aus.
    „Was untröstlich in Blinizzer", jammerte er dann im höchsten Falsett. „Harzel-Kränkung und von wegen Essen, aber wiederum sein nur Einkerkerung, das Einsamung und Palaver palavernd."
    „Steht es so schlimm um ihn?" sagte Virna, die aus Blinizzers Kauderwelsch nur heraushörte, daß sich Harzel von der Umwelt noch mehr abkapselte als früher. Sie war plötz-lich in großer Sorge.
    „Bringe mich zu ihm", verlangte sie.
    Blinizzer eilte trompetend voran.
    Virna merkte, daß der Kakteenwald ziemlich verwahrlost war. Keine Zwotter waren zu sehen, die Unkraut jäteten und das Wachstum der Schmarotzerpflanzen regulierten. Die Oase war zum Urwald geworden.
    Sie erreichten das Hauptportal gerade, als die Sturmsirene aufheulte. Die Läden schlos-sen sich knapp hinter ihnen.
    Im Haus herrschte heillose Unordnung. Zweifellos fehlte die starke Hand, die die an und für sich diensteifrigen Zwotter zur Arbeit anhielt. Die Zwotter waren Diener, die ein gutes Beispiel brauchten, von selbst entwickelten sie keine Aktivitäten.
    Es stank im Haus, überall war Schmutz. In einer Ecke sah Virna einen Haufen Unrat, Speisenreste lagen über dem Boden herum, auf allen Tischen standen Tablette mit unan-getasteten Gerichten, die längst schon verfault waren.
    „Diese Sauerei muß aufgeräumt werden", befahl Virna auf dem Weg zum Panzerschott des Museums. „Wenn die Sturmentwarnung kommt, holst du deine Freunde und beginnst mit dem Saubermachen, Blinizzer."
    Blinizzer jauchzte vor Vergnügen. Er war sichtlich froh, daß endlich jemand da war, der Befehle erteilte.
    Virna erreichte das Panzerschott und betätigte die Ruftaste.
    Blinizzer schüttelte bedauernd den großen Kopf.
    „Aber sicherlich unhörbar", sagte er. „Mühevoller Vergeblich."
    Harzel hatte also jegliche Verbindung zur Außenwelt unterbrochen!
    „Dann warte ich hier", sagte Virna entschlossen. „Ich werde hier ausharren, bis Harzel sich blicken läßt."
     
    *
     
    Virnas Geduld wurde auf eine harte Probe gestellt. Endlich, nach einer Woche, öffnete sich die Panzertür. Harzel erschien in der Öffnung.
    Virna schrie.
    Harzel-Kold war bis auf die Knochen abgemagert. Sein Kopf war ein Totenschädel, in dem nur die Augen zu leben schienen. Sein skeletthafter Körper wurde von permanentem Zittern geschüttelt. Er konnte die Hände nicht ruhig halten.
    „Virna, du bist dick geworden", sagte er. „Haben wir uns schon solange nicht gesehen? Ich habe dich gesucht... Laß dich

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