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0855 - Spektrum des Geistes

Titel: 0855 - Spektrum des Geistes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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sprichst."
    „Ich meine Das Auge des Königs. Ich habe es an dein Bett gebracht, weil ich annahm, daß der König dich in deiner ganzen Schönheit sehen wollte. Was hast du mit dem Auge des Königs gemacht?"
    Nun konnte sie nicht mehr umhin, ihm zu gestehen, daß sie diese Nacht nicht in ihrem Schlafsaal verbracht hatte und auch die vorangegangenen nicht.
    „Ich habe es einfach nicht ausgehalten, Harzel. Verzeih mir, aber ich glaube, ich bin nicht die Partnerin, die du dir erträumst. Ich habe nicht einmal gewußt, daß du das eiförmige Psychod an mein Bett gestellt hast. Ich weiß wirklich nicht, wo es sein könnte."
    Er nickte nur geistesabwesend. Dann sagte er etwas, das sie an seinem Verstand zwei-feln ließ.
    „Hat der König sich sein Auge zurückgeholt? Ich wußte, daß ich es eines Tages verlieren würde, denn der Zwotter, der es mir überbrachte, hat dies angedeutet."
    Er wollte sich davonschleichen, doch Virna hielt ihn zurück.
    „Harzel, ich muß mit dir sprechen", sagte sie. „Es wird Zeit, daß ich dir die Wahrheit sa-ge. Bis jetzt habe ich dich getäuscht - nicht aus böser Absicht, denn ich habe auch mir selbst etwas vorgemacht..."
    „Sprich nicht weiter", sagte er und hob die Hand. „Ich bitte dich, dir noch einmal alles zu überlegen, bevor du irgend etwas sagst, was du später bereuen könntest. Wenn ich zu-rückkomme, können wir über alles reden. Ich bin sicher, daß du die nötige Distanz ge-winnst, wenn ich dich für eine Weile allein lasse."
    „Wenn du zurückkommst?" fragte sie entgeistert. „Wohin willst du?"
    „Ich verlasse Zwottertracht auf unbestimmte Zeit und mache mich auf die Suche nach den Aufsteigenden Tränen", antwortete er. „Ich muß dieses Psychod in meinen Besitz bringen, koste es was es wolle! Du kannst sicher sein, Virna, daß ich nicht mit leeren Händen zurückkomme."
    „Nein, nein!" Sie wußte nicht, wie oft sie dieses eine Wort immer wieder sagte. „Ich blei-be nicht hier. Du mußt mich mitnehmen."
    „Aber die Suche nach dem Psychod wird kein Spaziergang, Virna, sondern ein beschwerliches und sicherlich auch gefährliches Unternehmen."
    „Egal, mein Entschluß steht fest!" erklärte sie. In plötzlicher Eingebung fügte sie hinzu: „Du kannst mich auf Gäa absetzen, wenn du mich nicht mitnehmen willst."
    Gäa! Dieser Name hatte auf einmal einen magischen Klang für sie.
    „Wir werden eine Nacht darüber schlafen", sagte Harzel-Kold nur.
    Virna umarmte ihn und nahm sich vor, ihn bis zur Abreise nicht mehr loszulassen. In ihr war die furchtbare Angst erwacht, daß er sich davonschleichen könnte, um ohne sie abzu-fliegen.
    Sie redete ihm solange zu, bis er sich bereiterklärte, die nächste Nacht in ihrer Kemena-te zu verbringen. Virna bekam kein Auge zu, sie hielt Wache.
    Auch am nächsten Tag wich sie nicht von Harzel-Kolds Seite und war ihm bei den Reisevorbereitungen behilflich. Zwischen ihnen fiel kein einziges Wort. Harzel war noch schwermütiger und deprimierter als sonst, und Virna wußte, daß dies ihre Schuld war.
    Sie hatte ihn bitter enttäuscht. Aber sie konnte es nicht ändern.
    In der kommenden Nacht war es dann soweit: Das kleine Raumschiff startete, und Virna war an Bord.
    Virna wagte es nicht einmal jetzt, Harzel zu gestehen, daß sie von ihm ein Kind erwarte-te, weil sie fürchtete, daß er sie dann nicht nach Gäa bringen würde.
    Zwischenspiel: Januar 3586 „Virna Marloy setzte ihren Willen tatsächlich durch, und Harzel-Kold brachte sie zum Raumhafen von Soltown", endet der Mann seine Erzählung.
    Das Sprechen hat ihn nicht ermüdet, ganz im Gegenteil, er wirkt jetzt erholter, das Aschgrau ist aus seinem Gesicht gewichen, und es zeigt nun ein für ihn gesundes Albinoweiß. Als er sich von der Schlafstätte erhebt und zu der Wandbar geht, wirkt sein Gang geschmeidig und kraftvoll. Die Ambientepsychologin blickt ihm bewundernd und verwirrt zugleich nach. Er ist als schutzsuchendes Kind zu ihr gekommen, jetzt hat er sich zum Mann regeneriert und bringt so ihre ohnehin zwiespältigen Gefühle durcheinander.
    An der Bar angekommen, dreht er sich fragend nach ihr um, und sie wird sich augenblicklich wieder bewußt, wie gut sein Gesicht ins sogenannte „Kindchen-Schema" paßt.
    Das Kindergesicht mit der hohen, vorgewölbten Stirn und dem unschuldsvollen Ausdruck ist wie geschaffen, um bei jedermann den Pflegetrieb auszulösen.
    „Weißt du, Cilla", fährt er fort, als er mit zwei Drinks zurückkommt.
    „Virna Marloy hatte eigentlich

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