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0855 - Spektrum des Geistes

Titel: 0855 - Spektrum des Geistes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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umarmen."
    Er schloß sie in die Arme, und das Zittern seines Körpers übertrug sich auf sie. Ihr wur-de ganz bang bei der Berührung, aber sie brachte es nicht über sich, ihn wegzustoßen.
    „Vorsicht", raunte er ihr verschwörerisch ins Ohr. „Wir sind von Feinden umlauert. Alle sind gegen uns. Ich bin verloren, aber du mußt dich in Sicherheit bringen."
    Er hatte endgültig den Verstand verloren, das war gewiß. Virna brach in Tränen aus.
    „Nicht weinen, kleine Virna, ich beschütze dich", raunte er. Dann ruckte sein Kopf hoch, sein Gesicht spannte sich an, er lauschte. „Sie sind überall, rund um mich, in mir.
    Ja, vor allem haben sie von mir Besitz ergriffen. Sie haben mich als Werkzeug benutzt, und jetzt, da sie mich nicht mehr brauchen, werfen sie mich fort. Sei froh, daß du mich nicht auf meinem Weg begleitet hast, Virna. Aber sei vorsichtig. Du mußt fliehen."
    „Harzel...", begann sie, aber er verschloß ihr mit seiner knochigen Hand den Mund.
    „Komm, wir gehen in deine Kemenate, dort sind wir ungestört", sagte er und nahm sie an der Hand. Er begann so schnell zu laufen, daß sie ihm kaum folgen konnte, aber er zerrte sie einfach mit sich. Blinizzer sah ihnen verstört nach.
    Als sie die kleine Kammer erreichten, drückte Harzel sie auf die Schlafmatten und legte sich neben sie.
    „Ich habe es geschafft", sagte er. „Ich habe das Geheimnis der Prä-Zwotter enträtselt."
    „Das freut mich für dich", erwiderte sie irritiert. Seine Stimmung wechselte so schnell, daß sie sich nicht rasch genug umstellen konnte. Wenn er ihr gerade noch Angst gemacht hatte, dann empfand sie jetzt nur noch Mitleid mit ihm. Jetzt war er wieder der verbissene Forscher, als den sie ihn gekannt hatte, aber andererseits war er nicht mehr introvertiert, sondern von einer krankhaften Mitteilsamkeit befallen.
    „Ich werde dir mein Geheimnis anvertrauen, Virna, und wenn es das Letzte ist, was ich in diesem Leben kann", sagte er gehetzt. Gleich darauf bekam sein Knochengesicht einen schlauen Ausdruck. „Aber vielleicht schaffte ich den Sprung in ein neues Leben.
    Eine phantastische Wiedergeburt, Virna, das ist eine durchaus realistische Hoffnung!
    Auch wenn mich mein Wissen tötet, es könnte mir zu einer Wiedergeburt verhelfen."
    „Wie auch immer, du wirst in deinem Sohn weiterleben, Harzel", warf sie ein, aber er schien ihr nicht zuzuhören.
    „Es ist bekannt, daß die Prä-Zwotter ihre Psychode mit paranormalen Gaben erschaffen haben und daß sie entsprechend aufgeladen sind", fuhr er eifrig fort. „Das hört sich phan-tastisch genug an, aber die Wirklichkeit ist noch viel phantastischer. Ich habe diesen Stoff, aus dem die Psychode sind, Paraplasma genannt. Ich glaubte, daß die Prä-Zwotter auf diese Weise nicht nur ihre Kunstwerke, sondern auch den Staubmantel der Provcon-Faust erschaffen haben, deshalb nannte ich ihn eine paraplasmatische Sphäre. Das alles ist richtig, aber es kommt noch etwas dazu."
    Er machte eine kurze Pause und fuhr dann erregt fort: „Ich habe mich schon immer gefragt, wohin die Prä-Zwotter verschwunden sind. Jetzt habe ich die Antwort. Sie leben, Virna, sie sind um uns. Sie leben in den Psychoden wei-ter und in der paraplasmatischen Sphäre. Du erinnerst dich an das Ei, das Das Auge des Königs hieß. Es ist fast so etwas wie eine Wandertrophäe, die von Hand zu Hand geht, niemand kann lange in ihrem Besitz bleiben. Denn dieses Auge ist ein Spion. Es ist das psychotronische Medium, mit dem die vergeistigten Prä-Zwotter ihr heimliches Königreich beobachten."
    Er lachte irr.
    „Nicht wir Vincraner sind die Herren der Provcon-Faust. Die Dunkelwolke gehört uns e-benso wenig wie den Provconern oder euch Gäanern. Die wahren Herren haben sich in den Psychoden und der paraplasmatischen Sphäre verewigt. Ich weiß nicht, worauf sie warten, aber eines Tages werden sie wieder die Herrschaft antreten. Ich habe das erkannt, deshalb werden sie mich töten."
    „Du bringst dich selbst um, wenn du so weitermachst", herrschte sie ihn an. „Du mußt zu dir zurückfinden, Harzel. Meinetwegen und um deines ungeborenen Sohnes willen, denn er braucht dich. Hörst du mir überhaupt zu? Ich bekomme ein Kind von dir!"
    „Ich weiß", sagte er niedergeschlagen. „Ich weiß es längst. Mir ist schon seit einiger Zeit klar, daß sie sich mit den Informationen des Auges allein nicht mehr begnügen können. In der Provcon-Faust hat es eine explosionsartige Entwicklung gegeben, sie müssen sich dieser

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